Versorgungssicherheit

Zum mitschreiben: Die Rente ist sicher“, erklärte 1986 der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm. 2023 tat es der Bundeswirtschaftsminister Habeck ihm gleich und verkündete die Sicherheit der Stromversorgung, wie luckx – das magazin erfuhr.

Wind, Sonne und was noch?

Inflation, zusammengebrochene Lieferketten und Putins Krieg gegen die Ukraine belasten die Wirtschaft. Gerade die Energieversorgung mit steigende Beschaffungs- und Versorgungskosten strapazieren sowohl Haushalte als auch Wirtschaftsunternehmen. Dem will die Bundesregierung mit massiven Maßnahmen entgegenwirken und hat einen Bericht zum Stand und zur Entwicklung der Versorgungssicherheit im Bereich der Versorgung mit Elektrizität vorgelegt. Damit soll gezeigt werden, wie bis zum Jahr 2030 die sichere Stromversorgung gewährleistet werden soll. Doch damit die Transformation von konventioneller Stromversorgung hin zur nachhaltig erzeugter Energie gelingt, reicht die aktuelle Ausbaugeschwindigkeit nicht aus. Bekanntermaßen soll bis 2035 das Stromsystem klimaneutral ausgebaut sein und der Kohleausstieg bis 2030 gelingen. Diese politischen Zielsetzungen sind enorm. Sie lassen sich nach Expertenmeinung nur dann erreicheb, wenn sämtliche Annahmen und Prämissen zeitgerecht und vollumfänglich erfüllt werden.

Das betrifft die Ausbauziele für Erneuerbaren Energien, den Zubau von wasserstofffähigen Kraftwerken, den Netzausbau sowie eine Vielzahl von weiteren Entwicklungen bis 2030. Erforderlich sei zum Beispiel eine Verdreifachung der Ausbaugeschwindigkeit der regenerativen Energien. Gleichzeitig müssen die im Bericht aufgeführten Flexibilitätspotenziale, die beispielsweise über E-Autos, Elektrolyseure oder solare Heimspeicher aktiviert werden sollen, tatsächlich abrufbar und in der Lage sein, einen Beitrag zur Versorgungssicherheit zu leisten.

Energieverteilnetze

Ob Erdgas, Wasserstoff oder Strom: Für alles werden entsprechende Leitungen benötigt. Seit Jahrzehnten werden die Netze geplant, verworfen, neu geplant – und dann doch nicht gebaut. Zwar wollen alle Energie für eine warme Stube. Doch weder eine Stromleitung unter noch über der Erde soll in der Nähe des eigenen Zuhauses verlegt werden. Oder möglichst weit entfernt. Doch da sträubt sich der liebe Nachbar dagegen. Das gilt sowohl für Deutschland als auch in Europa. Ebenfalls verhinderte Frankreich seit Jahrzehnten den Lückenschluss einer Erdgas- und möglichen Wasserstoffpipeline als Lückenschluss zwischen Spanien und Frankreich. Nun sollen die restlichen zweihhundert Kilometer möglichst bald gebaut werden. Denn der französische Präsident bekommt nun in seinem Palast auch kalte Füße, weil seine Atomkraftwerke wegen Ausfall nicht am Netz sind.

Genehmigungspraxis

Was für Stromnetze und Pipelines gilt, hört leider bei der Genehmigung von Windkraft- und Fotovoltaikanlagen nicht auf. Wer zum Beispiel ein jetzt so stark in den Fokus gerückte Balkonfotovoltaikanlage installieren möchte, muss ein langes Genehmigungsverfahren mit viel Papierkram durchlaufen. Dabei können nur ein paar Watt eingespeist werden. Um dann den Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen, wird ein besonderer Zähler benötigt, der dann auch erst nach vielen Wochen installiert wird. In anderen europäischen Ländern läuft der Zähler einfach rückwärts, was natürlich in Deutschland nicht geht. Warum? Weiß keiner so genau.

Was bedeutet das den nun für die angestrebte Klimaneutralität? Der Ausbau von Erneuerbaren Energie ist in einem Maße zu beschleunigen, wie wir es bis heute nicht kennen. Versorgungssicherheit heißt, kurzfristig Ersatz für russisches Gas zu beschaffen, aber langfristig einen Investitionsrahmen für eine stabile Deckung der Versorgung zu leisten, der nicht nur Unternehmen Planungs- und Investitionssicherheit gibt. Und Bezahlbarkeit der Energie bedeutet, dass Deutschland die Wettbewerbsfähigkeit seiner Wirtschaft wie auch die soziale Frage zur Versorgungssicherheit für die Bevölkerung gewährleisten muss. Die Hoffnung bleibt, dass dies gelingt.