Es ist beeindruckend; im wahrsten Sinne des Wortes. Denn diese Vasen entstammen einem 3-D-Drucker. Doch Vorsicht: wenn sie herunter fallen, sind sie kaputt. Denn das Material ist nicht irgend ein Kunststoff, sondern Porzellan. Wer kommt auf so eine Idee, mit einem 3-Drucker Porzellan herzustellen?
Babette Wiezorek ist Produktdesignerin und stellte ihre Exponate auf der Messe Ambiente in Frankfurt am Main vor. Die Berlinerin arbeitet an der Schnittstelle von Material, Technologie und den sie verbindenden Prozessen. So stellt sie es dar. Dabei ist es nicht einfach damit getan, etwas Rohmasse in den Drucker zu packen, auf ON zu stellen und ab geht’s. Die studierte Informatikerin hat in einem Kunststudium ihre Fertigkeiten erweitert. So konnte sie sich schon seit mehreren Jahren auf die additive und
rechnergestützte Fertigung (3D-Druck) mit fluiden Materialien, insbesondere die keramischen Werkstoffe beschäftigen. Für sie ist von Bedeutung, die natürlichen und technischen Formbildungsprozesse zu erforschen. Dabei implementiert sie organische Strategien wie Regelkreisläufe und Rückkopplungen in das technische System des 3D-Druckes und hinterfragt so die Potentiale dieser Technologie.
Was sich auf dem ersten Blick als sehr technisch und kompliziert anhört, ist dann doch mehr handwerkliches Geschick und künstlerisches Verständnis. So gelingt es bestimmt vielen Informatikern die gewünschten Formen dem 3-D-Drucker zu entlocken. Doch die Erscheinung des Erzeugnisses und die sich daraus ergebene Wahrnehmung im Auge des Betrachters erfordern viel Fingerspitzengefühl. Gerade die unterschiedliche Farbgebung im Produkt selbst ist nicht einfach durch etwas mehr Farbe oder andere Veränderungen erreichbar. Die Vielzahl der Schichten bedarf nicht nur genaue Überlegungen, wie das Produkt schlussendlich aussehen soll. Die bei einem 3-D-Druck üblichen „Ringe“ wurden sozusagen einzeln aus der Rohmasse heraus angefertigt und getrennt in den Drucker gelegt.
Der 3d-Druck erzeugt in diesem Fall ausgesprochen taktile Oberflächen, deren Erscheinung rangiert zwischen zart erhabenen Perlen auf der Oberfläche bis hin zu rauhen, vielschichtigen Reliefstrukturen. Die zweieinhalb dimensionalen Oberflächen fordern unsere Hände auf ihnen nachzuspüren, gleichzeitig könnte diese taktile Rückkopplung mögliche Funktionen auf eine intuitive Art vermitteln. Der hier entworfenen ‚dripping mode‘ in Kombination mit der Technologie des 3D-Druckes wurde auch auf vorgefertigte Objekte der täglichen Produktion des Porzellanherstellers Kahla angewendet und weist damit auf Möglichkeit hin die Artefakte großer Produktion zu variieren und individualisieren.
Babette Wiezorek´s gestalterische und lehrende Tätigkeiten bilden den Rahmen für ihr Design Studio Additive Addicted. Darüber hinaus lehrt sie an verschiedenen Universitäten in Berlin, Kiel und Braunschweig. Doch das ist nicht alles, was die Berliner Künstlerin bisher erreicht hat. Ihre Arbeit wurden u.a. in Mailand (Salone Satellite 2018 / Ventura Future), Eindhoven (DutchDesignWeek 2018) und Berlin (Kunstgewerbemuseum Berlin / Bröhan Museum) ausgestellt.