Handwerker dringend gesucht

Der Sturm in den letzten Wochen hat für viele Schäden gesorgt. Nun sind Haus- und Gartenbesitzer bestrebt, die Schäden zu beseitigen. Wer handwerklich geschickt ist, wird es wahrscheinlich selbst in die Hand nehmen. Doch alle anderen sind auf Handwerker angewiesen. Doch schon ohne wetterbedingten Schäden ist es schwer, zum Beispiel einen Dachdecker mit der Schadenbeseitigung zu beauftragen. Aber wie immer bei einem Sturmschaden, gibt es viele weitere geschädigte, die dringend Hilfe benötigen. Da sind dann nicht nur Dachdecker gefragt, sondern auch Elektriker, Zimmerleute, Tischler und viele weitere.

Schwer zu besetzende Stellen

Qualifizierte Fachkräfte wie Schweißer, Mechaniker und Elektriker werden händeringend gesucht – und das weltweit. Überall stehen handwerkliche Berufe ganz oben auf der Liste der am schwersten zu besetzenden Stellen. Allein in Deutschland geben 21 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie diese Qualifikationen nur selten finden. Doch nicht nur diese Fachkräfte sind heiß begehrt: Insgesamt klagt jeder zweite Arbeitgeber in Europa über generelle Probleme bei der Suche nach Beschäftigten – zehn Prozent mehr als ein Jahr davor. Das sind Ergebnisse der Studie „Fachkräftemangel 2019″.

Damit landen handwerkliche Berufe auf den ersten Plätzen der gesuchtesten Qualifikationen – mit weitem Abstand zu den weiteren bei Arbeitgebern begehrten Fertigkeiten. Denn mit nur vier Prozent folgen auf dem zweiten Platz der in Deutschland am schwierigsten zu besetzenden Jobs die IT-Experten, Ingenieure, Techniker und Fahrer.

Kein reines deutsches Problem

Deutschland steht nicht alleine mit dem Problem, kaum genug qualifizierte Kfz-Mechatroniker, Metallbauer und Elektrotechniker für seine Unternehmen zu haben. In ganz Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) suchen 17 Prozent der Arbeitgeber oft vergeblich Elektriker und Co., global haben 13 Prozent Schwierigkeiten, diese Stellen zu besetzen.

Das Handwerk hat immer größere Schwierigkeiten Nachwuchskräfte zu finden. Das liegt unter anderem auch an der Akademisierung unserer Arbeitswelt. In Europa haben bereits 40,7 Prozent der 30- bis 34-Jährigen einen Hochschulabschluss,“ sagt Angela Olsen, Vorsitzende der Geschäftsführung der ManpowerGroup. „Außerdem trauen sich weiterhin zu wenige Frauen und Mädchen an die sogenannten MINT-Berufe.“

Fachkräfte aus dem Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) stehen besonders oft in der Top-10-Liste der am dringendsten benötigten Arbeitnehmer im EMEA-Raum. Neben den Mechanikern an erster Stelle folgen technisch versierte Fahrer für Baumaschinen und Lkw, auf Platz vier Techniker und Qualitätskontrolleure, gefolgt von Ingenieuren auf Rang fünf. Mathematisch begabte Finanzprofis an siebter und an zehnter Stelle IT-Personal wie Cybersecurity-Experten, Fachinformatiker oder Netzwerktechniker (siehe Liste am Ende dieser Presseinformation). Die weiteren Plätze in der Liste werden durch Fachkräfte besetzt, die zwar nicht zwingend MINT-Qualifikationen erfordern, aber trotzdem rar sind. Die Suche nach Vertriebsprofis, Marketingfachleuten, Pflegekräften, Ärzten, Restaurant- und Hotelmitarbeitern bereitet Personalern in ganz Europa Kopfzerbrechen.

Europa: Griechenland hat größeren Bedarf als Großbritannien

Insgesamt klagen 53 Prozent der befragten 13.000 Arbeitgeber aus dem EMEA-Gebiet über Schwierigkeiten bei der Besetzung von Stellen aufgrund des Mangels an qualifizierten Talenten. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 43 Prozent. Besonders gravierend ist der Mangel in Rumänien, Griechenland, Kroatien und Ungarn. Vergleichsweise wenig Probleme haben Firmen in Großbritannien, Irland und Norwegen. Diese Länder profitieren stark von der Freizügigkeit und Zuwanderung. Nach Großbritannien kamen beispielsweise viele handwerklich und technisch begabte Inder und Pakistani. Nach dem Brexit könnte sich dieser Vorteil auflösen.

Ausländische Fachkräfte können auch deutschen Unternehmen helfen, die Lücke bei Handwerk und MINT-Berufen zu schließen. Ausländische Studierende sollten nach Abschluss im lokalen Arbeitsmarkt gehalten und an die Unternehmen gebunden werden“, so Olsen, „Arbeitgeber müssen junge Talente wieder für handwerkliche und MINT-Berufe begeistern, sonst droht ihnen ein massives Problem. Dabei kann mit Weiterbildungen oder einem Wechsel auch innerhalb des Unternehmens Wissen aufgebaut werden. Eine weitere Quelle sind externe Pools mit Freelancern oder Zeitarbeitnehmern.“

Hier sind die Stellenbesetzungen am schwierigsten:

Qualifizierte Berufe wie Elektriker

Fahrer für Lkw, Baumaschinen etc.

Vertrieb & Marketing

Techniker und Qualitätskontrolleure

Ingenieure

Arbeiter und Hilfsarbeiter

Rechnungswesen & Finanzen

Medizinische Fachkräfte

Restaurant- und Hotelmitarbeiter

IT-Personal

Die ManpowerGroup-Studie „Fachkräftemangel“ wird seit 2006 weltweit durchgeführt (international unter dem Titel „Talent Shortage Survey“). Mit 44.000 Unternehmen aus 43 Ländern zeigt die Studie, die vom Marktforschungsinstitut Infocorp durchgeführt wurde, welche Stellen weltweit schwer zu besetzen sind. In Deutschland wurden rund 1.000 Unternehmen befragt, die einen Querschnitt der gesamtdeutschen Wirtschaft darstellen.