Langstreckenlauf

Geschichten zu erzählen ist etwas Spannendes. Die macht eine Sache erst richtig interessant und fordert meist nach mehr oder sogar selbst so etwas zu erleben. Genauso ist es beim Marathonlauf. Wer einen solchen Lauf live gesehen hat oder selbst teilnahm, weiß wie spannend so ein Langstreckenlauf sein kann. Während des Lauf kommt eine Gefühlsschwankung nach der anderen. Von Hochgenuß bis „warum mache ich das eigentlich“ ist alles dabei. Dazu können dann noch die eine oder andere Unwägbarkeit hinzu wie drückende Schuhe, falsch sitzendes Trikot oder was sonst noch so passieren kann.

Historischer Ursprung

So muss es auch Pheidippides ergangen sein. Der Sage nach wurden im Jahre 490 vor Christus die Athener von den Persern angegriffen. Um bei den Spartanern um Hilfe gegen die persische Übermacht zu bitten, wurde der Bote Pheidippides losgeschickt. Dieser lief über 200 Kilometer von Athen nach Sparta in zwei Tagen. Doch den Spartaner fehlte wohl die Motivation. Also rannte Pheidippides zurück. Schließlich besiegten die Griechen die persischen Angreifer auch ohne fremde Hilfe. Voller Freude lief Pheidippides angeblich noch 40 Kilometer weiter bis Athen. Bei seiner Ankunft soll er „Freut euch, wir haben gesiegt!“ gerufen haben und auf der Stelle tot zusammengebrochen sein.

Dabei hat das Laufen eine lange Tradition in Griechenland. Zu Beginn der Olympischen Spiele etwa 700 vor Christus gab es eigentlich nur den Stadionlauf als sportlichen Wettkampf. Nach und nach kamen dann weitere sportliche Aktivitäten hinzu. Rund 400 Jahre nach Christus wurden die Spiele dann aus religiösen Gründen verboten. Nach Ansicht des damaligen römischen Kaisers hätten die Spiele heidnischen Ursprung und passten so nicht mehr in die christlich orientierte römische Welt.

Doch Ende des 19. Jahrhunderts kam Pierre de Coubertin auf die Idee, die Spiele neu zu belegen. So fanden 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit statt – natürlich in Athen. Zu Ehren des Boten Pheidippides wurde der Marathon-Lauf 1896 in das zwölf Wettkämpfe umfassende Turnier aufgenommen. Damals ging das Rennen über genau 40 Kilometer. Der erste Sieger damals – wie soll es auch anders sein – ein Grieche. Sein Name: Spyridon Louis.

Wie kam es zur Streckenlänge von 42,195 km?

Die Wiederbelebung des Marathons verdanken wir eigentlich den wettbegeisterten Engländern. Diese schickten gegen Ende des 18. Jahrhunderts mutige Läufer gegen die Uhr auf die Strecke, die meist 20 oder 30 Meilen betrug, also umgerechnet zwischen 32 und gut 48 Kilometern. Wer der Schnellste war, gewann. Vor allem aber gewannen jene, die ihr Geld auf ihn gesetzt hatten. Bis sich jemand auf die Geschichte von Marathon besinnt, vergeht fast ein weiteres Jahrhundert. Damals ist man in der Region mit Ausgrabungen beschäftigt und kommt auf die Idee, die historischen Überlieferungen – oder auch Legenden – für die nahenden Olympischen Spiele zu nutzen.

Offen an der Erfolgsgeschichte des Marathons ist nun also noch, wieso heute just 42,195 Kilometer gelaufen werden. Es erklärt sich weder aus dem Botenlauf nach der Schlacht noch aus den Wettläufen der Engländer.

Dafür aber an einem anderen Umstand in Großbritannien: Bei den Sommerspielen 1908 in London soll der Lauf am traditionsreichen Schloss Windsor starten und als Ziel wurde die königliche Loge im Stadion ausgewählt. Das bedeutet aber, dass die Strecke weiter als 40 Kilometer ist. Da der Königswille damals noch Gesetz war, wurde einfach die Streckenlänge geändert und schwups heißt die neue Distanz 42,195 Kilometer. Es dauerte allerdings noch bis ins Jahr 1921, ehe diese Strecke offiziell vom internationalen Verband für Leichtathletik als Marathon-Distanz festgelegt wurde. Mit der griechischen Legende hat dies also nur noch wenig zu tun.