Mehr Strom aus der Batterie

Der Engpass in der Elektromobilität sind Batterien (genauer: Akkus) und Computerchips. Ohne Letztere geht gar nichts. Auch wenn der Strom aus der Steckdose kommt, ist das Batterieladen unmöglich. Und je mehr Elektroautos fahren, desto mehr (Schnell-)Ladestationen werden benötigt. Bei den Rohstoff scheint sich aktuell alles auf den nachhaltigen Bezug von Lithium für die Batteriezellfertigung zu konzentrieren. Wie das bei BMW funktionieren soll, hat luckx – das magazin recherchiert.

Nachhaltige Mobilität

Dass nachhaltige Mobilität aktuell nicht funktioniert, ist wahrscheinlich jedem deutlich geworden, der sich damit beschäftigt. Denn nachhaltige Mobilität – also die sogenannte Mobilitätswende – kann nur mit nachhaltig erzeugter Energie funktionieren. Aktuell sind das Wind, Sonne und Wasserkraft. Um den Ausbau der Elektromobilität in den kommenden Jahren zu beschleunigen, muss auch hier weiter nach Lösungen gesuvht werden. Wenn BMW wie nun verkündet, 2030 mindestens die Hälfte des weltweiten Absatzes aus vollelektrischen Fahrzeugen bestehen, ist die Versorgung zu sichern. So erhöht sich der Bedarf an Lithium, einem wichtigen Rohstoff für die Produktion von Batteriezellen. Das Unternehmen bezieht daher ab 2022 Lithium von einem zweiten Lieferanten, dem US-basierten Unternehmen Livent. Das Volumen des Mehrjahresvertrags beträgt rund 285 Millionen Euro. Livent liefert das Lithium direkt an die Batteriezellhersteller von BMW.

Schlüssel-Rohstoff

Lithium ist einer der Schlüssel-Rohstoffe für die Elektromobilität. Indem wir nun von einem weiteren Lieferanten Lithium beziehen sichern wir den Bedarf für die Produktion der aktuellen, fünften Generation unserer Batteriezellen weiter ab. Gleichzeitig machen wir uns technologisch, geografisch und geopolitisch unabhängiger von einzelnen Lieferanten“, sagt Dr. Andreas Wendt, Vorstand der BMW AG für Einkauf und Lieferantennetzwerk.

Bereits 2019 hat die BMW Group einen Vertrag für den Bezug von Lithium aus sogenannten Hardrock-Lagerstätten in australischen Minen unterzeichnet. Nun verbreitert das Unternehmen seine Lieferantenbasis und bezieht zusätzlich Lithium aus Argentinien, wo der Rohstoff aus der Sole von Salzseen gewonnen wird. Livent verwendet dafür ein innovatives Verfahren, das eine nachhaltige Wassernutzung gewährleistet und die Auswirkungen auf die lokalen Ökosysteme und Gemeinden minimiert. Das Unternehmen steuert zudem wichtige Daten zu der von BMW initiierten Studie zum nachhaltigen Lithiumabbau bei.

Nachhaltiger Lithiumabbau in Argentinien

Die Salzseen im Länderdreieck zwischen Argentinien, Bolivien und Chile verfügen über ungefähr die Hälfte der globalen Lithiumvorkommen. Beim herkömmlichen Abbau von Lithium wird die Sole, also die Salzlauge aus den Schichten unterhalb der Salzseen aus der Erde gepumpt und in flachen Becken verdunstet.

Livent bezieht das Lithium aus einer Sole-Anlage im Norden Argentiniens und setzt dafür ein eigenes Verfahren ein, das besonders nachhaltig ist. Um die Auswirkungen auf das umliegende Ökosystem auf ein Minimum zu reduzieren, wird der größte Teil der verwendeten Sole wieder direkt in den umliegenden Lebensraum zurückgegeben und nicht verdunstet. So bleibt das Gleichgewicht zwischen den Soleschichten und den Grundwasserschichten weitestgehend erhalten. Lösungsmittel oder andere Chemikalien kommen dabei mit der Umwelt nicht in Kontakt. Auch der Flächenverbrauch ist im Vergleich um ein Vielfaches geringer, da Verdunstungsbecken kaum benötigt werden. Zudem engagiert sich das Unternehmen vor Ort in lokalen Bildungsprogrammen oder Infrastrukturmaßnahmen.

Lithium-Wasser-Studie

Um den Wasserverbrauch verschiedener Methoden des Lithiumabbaus in Südamerika wissenschaftlich zu untersuchen, haben BMW und BASF Ende 2020 bei der University of Alaska und der University of Massachusetts Amherst eine Studie in Auftrag gegeben. Diese untersucht den Einfluss des Lithium-Abbaus auf die lokalen Wasserressourcen und die umliegenden Ökosysteme.

Ziel ist es, die Wechselwirkungen zwischen den Süßwasser- und den Lithium-Sole-Schichten wissenschaftlich besser zu verstehen, verschiedene Technologien zu bewerten und damit eine Kompetenz zur Beurteilung eines nachhaltigen Lithiumabbau zu erreichen. Die Studie bietet Unternehmen eine wissenschaftliche Grundlage, um fundierte Entscheidungen zum nachhaltigen Lithiumabbau in Lateinamerika zu treffen. Die Ergebnisse der Studie sollen im ersten Quartal 2022 vorliegen.