Sicherer Schulweg

Viele Eltern fungieren als Taxiunternehmen und bringen ihren Nachwuchs allmorgendlich mit dem Auto zur Schule. Im festen Glauben daran, so den sichersten Schulweg zu gewährleisten. Doch vor den Schulen spielen sich dramatische Szenen an. Durch den zusätzlichen Elternverkehr entsteht ein überhöhtes Verkehrsaufkommen, was zu gefährlichen Verkehrssituationen führt. Der Frage, wie das vermieden werden kann, ging luckx – das magazin nach.

Verantwortung

Was gut gemeint ist, endet vielfach im Chaos: Es wird im Halteverbot geparkt, aufgrund von Nervosität werden einfachste Verkehrsregeln missachtet, eigene und fremde Kinder geraten in Gefahr. Das Ganze geschieht nur deshalb, weil der Nachwuchs aus irgendwelchen Angstzuständen mit dem Auto bis zum Klassenzimmer gebracht werden soll. Dabei ist es viel besser, Kindern mehr Verantwortung zu übertragen. Also nicht direkt bis vor die Schule zu fahren, sondern etwas entfernter sie auf den Weg zur Schule abzusetzen. So lernen die Kleinen sich langsam im Straßenverkehr zurecht zu finden.

Und wenn das schon gut funktioniert, kann so manches Kind den Schulweg mit dem Roller oder dem Rad bestreiten. In der anhaltenden Corona-Pandemie verspricht das ein deutlich geringeres Infektionsrisiko als etwa eine Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Darüber hinaus ist der Schulweg zu Fuß, mit Roller oder Rad auch nach 18 Monaten Pandemie auch gesundheitsfördernd.

Viele Eltern fragen sich nun, ob ihr Kind schon bereit ist für die erste Solofahrt. Zahlen der Schülerunfallversicherung, die jährlich mehr als 26.000 meldepflichtige Unfälle mit dem Rad im Straßenverkehr verzeichnet, wirken zunächst ernüchternd – zumal besonders häufig Kinder zwischen 10 und 16 Jahren betroffen sind. Bei der Prävention dieser Unfälle kommt Eltern eine wichtige Rolle zu.

Nachahmer

Kinder ahmen das Verhalten der Erwachsenen nach – auch im Straßenverkehr. Deshalb ist es umso wichtiger, in jeder Situation zuallererst ein gutes Vorbild zu sein. Eltern sollten ihrem Kind wichtige Verkehrsregeln erklären, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet und auf potenzielle Gefahrensituationen aufmerksam machen”, sagt Sabine Bünger, Leiterin des Sachgebiets Verkehrssicherheit in Bildungseinrichtungen bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).

Zudem bedarf es einiger technischer Vorkehrungen: „Laut der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) sind bestimmte Ausrüstungsteile wie Klingel oder verschiedene Beleuchtungseinrichtungen an Fahrrädern gesetzlich vorgeschrieben. Eltern sollten also unbedingt darauf achten, dass das Rad ihres Kindes verkehrssicher ist und den Vorgaben entspricht.”, so Sabine Bünger. Auch das Tragen eines Helmes wird dringend empfohlen. Er sollte leicht sein und nicht wackeln. Hinweise auf gute Qualität sind die Nummer der angewandten Prüfnorm DIN EN 1078:2014-04, das „CE”-Zeichen sowie ein Prüfzeichen (z.B. GS-geprüft). Beim Fahrradhelm gilt, dass nur getragen wird, was gefällt. Das Kind sollte sich den Helm daher selbst aussuchen.

Üben, üben, üben

Sind die passende Ausrüstung besorgt und Sicherheitsvorkehrungen getroffen, gilt es zu prüfen, ob das Kind das Fahrrad oder den Roller sicher beherrscht. Vollständig ausgeprägt sind die kognitiven Fähigkeiten, auf die es im Straßenverkehr ankommt, nämlich erst mit etwa 14 Jahren. Um die Koordinationsfähigkeit des Kindes zu testen, kann eine Checkliste hilfreich sein.

Entscheidend vor dem Fahrtantritt ist auch die Strecke, die das Kind zurücklegen muss. Ist das Befahren des Rad- oder Gehweges durchgängig möglich? Gibt es viele Ampeln oder unbefestigtes Terrain, das gerade das Befahren mit einem Roller deutlich erschwert? Eltern sollten genau beobachten, wie sich ihr Kind im Straßenverkehr verhält und es korrigieren, wenn es etwas nicht richtig macht.

Um dies zu prüfen, empfiehlt es sich, den sichersten Weg zur Schule vorab gemeinsam zu fahren. Das Kind sollte dabei vorausfahren. Gefährliche Situationen wie sie an Kreuzungen, Ampeln oder Bahnübergängen schnell entstehen können, sollten vorab besprochen werden. Gemeinsames Fahren dient der Vermittlung von Verhaltensregeln im Straßenverkehr, die sich das Kind einprägt. „Eltern sollten im Blick behalten, dass Rad- und auch Rollerfahren im Straßenverkehr anspruchsvolle und komplexe Tätigkeiten sind. Schließlich müssen Kinder nicht nur ihr Fahrzeug beherrschen, sondern auch auf die vielen Dinge achten und reagieren, die um sie herum passieren”, so Sabine Bünger.

Möglichst häufig gemeinsam eine Runde zu drehen, vermittelt dem Kind Sicherheit. Gerade beim Roller kann Trainieren von Abstopp- und Ausweichtechniken sowie Kurvenfahren dazu beitragen, Sturzunfälle zu vermeiden. Denn wichtig ist nicht die schnelle, sondern die sichere Ankunft.