Covid hat Langzeitfolgen

Gehört und gelesen hatten wir alle schon einmal von den Folgen der Corona-Infektion. Doch es waren wohl immer Einzelschicksale, oder? Nun liegt eine erste Studie von Betroffenen vor. Dabei wurden Versicherte nach den Spätsymptomen ihrer Covid-19-Erkrankung befragt. Luckx – das magazin hat sich die Ergebnisse angeschaut.

Studienergebnisse

Es scheint bisher nur ein Meinungsbild zu sein. Doch das hat es in sich. Als erste Krankenkasse veröffentlicht die IKK Südwest ein Meinungsbild von Long-Covid-Betroffenen aus dem Saarland, aus Rheinland-Pfalz und Hessen zu den Spätsymptomen einer Covid-19-Erkrankung. Zwei von drei Befragten gaben an, an sogenannten Long-Covid-Symptomen wie etwa anhaltender Müdigkeit, Gedächtnisstörungen, aber auch psychischen Problemen, zu leiden – darunter mehr Frauen als Männer. Besonders auffällig: Der Umfrage zufolge waren mehr als 60 Prozent mit ihren Beschwerden nicht beim Arzt. Die IKK Südwest will mit der Umfrage mehr über Betroffene erfahren und dadurch ihre Versicherten besser unterstützen.

Bei rund 80 Prozent der Befragten liegt eine Covid-19-Erkrankung mehr als ein halbes Jahr zurück. Und immer noch klagt ein Großteil über Spätfolgen. „Vieles deutet in der Umfrage darauf hin, dass zahlreiche Covid-19-Patienten aus der Region zwar als genesen gelten, aber auch nach langer Zeit trotzdem nicht gesund sind. Selbst Patienten aus der ersten Welle sind offenbar immer noch gesundheitlich eingeschränkt. Ganz unabhängig davon, ob sie einen leichten oder schweren Krankheitsverlauf hatten“, so Prof. Dr. Jörg Loth, Vorstand der IKK Südwest. Rund zwei von drei Teilnehmern der Umfrage haben angegeben, dass bei ihnen Langzeit-Symptome bestehen, nur zwei Prozent fühlen sich durch diese nicht gesundheitlich beeinträchtigt. Etwa die Hälfte aller Befragten berichtet, vorerkrankt zu sein. Die häufigsten sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht.

Kaum Long-Covid-Erfahrungen

Müdigkeit und Erschöpfung ist das häufigste Long-Covid-Symptom unter den Befragten – rund 80 Prozent gaben an, darunter zu leiden, gefolgt von Konzentrations- und Gedächtnisproblemen (57 Prozent) und Kurzatmigkeit (41 Prozent). Psychische Probleme empfindet zudem rund ein Drittel. Fast alle Befragten haben bestätigt, dass sie bei früheren Virusinfektionen, zum Beispiel bei einer Grippe, keine derartigen Langzeitbeschwerden hatten.

Genaue Angaben, wie viele Menschen tatsächlich unter Long Covid leiden, gibt es leider immer noch nicht. Die Erkenntnisse, die vorliegen, sind wiederum wenig belastbar. Auch deswegen haben wir diese Umfrage gemacht. Im Ergebnis lässt sie darauf schließen, dass neben den Patienten auch Ärzte Leidtragende einer schlechten Datenlage sind“, so Loth.

Dramatisch: Die meisten gehen nicht zum Arzt

Denn: obwohl der Großteil auch nach mehreren Monaten noch von teils starken Krankheitssymptomen berichtet, war nur rund ein Drittel der Befragten beim Arzt – der überwiegende Teil davon war mit der Behandlung weniger bis nicht zufrieden. Als Gründe dafür haben rund 30 Prozent der befragten IKK-Versicherten angegeben, dass sich auch nach dem Arztbesuch ihre Beschwerden nicht gebessert haben, rund 20 Prozent haben das Gefühl, dass der Arzt nicht richtig auf die Beschwerden eingegangen ist. „Auf Basis der begrenzten verfügbaren Daten hat man pragmatische Vorschläge für die medizinische Betreuung von Post-COVID-Betroffenen formuliert. Das war wichtig, um bestmöglich zu helfen. Menschen mit Beschwerden sollten den Arztbesuch daher nicht auf die lange Bank schieben“, sagt Jörg Loth. „Jetzt muss die Forschung zu den Ursachen und zu den Behandlungsmöglichkeiten intensiviert werden. Sie muss in absehbarer Zeit auch Antworten auf die Frage liefern, ob möglicherweise zugeschnittene Therapiemöglichkeiten die Versorgung der Betroffenen auf Dauer besser und sicherer machen“, so Loth.

Was Betroffene tun können

Auch wenn die bisherigen Erfahrung alles andere als positiv waren, so sollten Betroffene bedenken, dass die Wissenschaft und damit auch die Ärzteschaft am Anfang der Behandlungsmöglichkeiten stehen. Durch die Analyse der Zustände lässt sich schneller für aktuell und künftige Betroffene Handlungsmöglichkeiten festlegen. Deshalb ist der Arztbesuch immer anzuraten.

Um Missverständnisse und Unzufriedenheit zu vermeiden, können sich Patienten auf das Gespräch mit ihrem Arzt vorbereiten. Denn mit dem Vorliegen aller relevanten Informationen kann der Arzt die Diagnose besser stellen und die Behandlung besser ausrichten. Hierzu gehören:

Informieren Sie den Arzt darüber, welche Symptome auftreten und beschreiben Sie diese möglichst genau.

Notieren Sie sich im Vorfeld, welche Medikamente Sie aktuell einnehmen, ob bei Ihnen chronische Krankheiten und Vorerkrankungen vorliegen, ob bestimmte Krankheiten in Ihrer Familie häufiger auftreten.

Fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben.

Zur Umfrage

Die IKK Südwest hat rund 7.000 Versicherte aus den Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz und aus dem Saarland zu ihren Erfahrungen mit Long Covid angeschrieben. 1469 Männer und Frauen haben bei der Befragung mitgemacht.