Wasserstoff tanken nur mit passender Infrastruktur

Wer heute ein Elektroauto hat muss sich gut überlegen, wohin er fahren möchte und wo er tanken kann. Außerdem sollte er ausreichend Literatur für die Ladepausen einpacken. So ließe sich dies sicherlich als Problem der First Mover abtun, wenn es nicht andere, vertane Möglichkeiten geben würde. Welche Alternative es gibt, hat luckx – das magazin recherchiert.

Stromversorgung

Schon seit Jahren wird über eine nachhaltige Stromversorgung aus Nordafrika diskutiert. Mit großen Solarflächen sollte dort Energie für Europa erzeugt werden. Doch wie immer bei so einem Projekt, gewannen die Bedenkenträger die Oberhand. Ob dabei Lobby-Interessen verfolgt wurden, lässt sich nur vermuten. Denn statt mit Gas, Öl, Holz, Kohle lassen sich Wohnungen auch mit Strom beheizen. Ersten entstehen dabei keine CO2-Emissionen und zweitens wäre so eine Stromheizung deutlich preisgünstiger in der Anschaffung und im Betrieb. So ähnlich wird es später dann auch mit dem Elektroauto sein, wenn die Fördermittel den Automobilkonzernen zugeflossen sind.

Daimler Benz mit seiner LKW-Sparte ist nun aktiv geworden und wird 2030 gemeinsam mit BP die Entwicklung einer Wasserstoffinfrastruktur vorantreiben. Zuerst soll dies dem britischen Güterverkehrsnetzes unterstützen. Dafür haben die Unternehmen eine Vereinbarung unterzeichnet. Sie beabsichtigen, sowohl die Entwicklung einer Wasserstoffinfrastruktur als auch die Einführung von wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Lkw in Großbritannien voranzutreiben. BP prüft dabei, bis zum Jahr 2030 bis zu 25 Tankstellen für Wasserstoff in Großbritannien aufzubauen und zu betreiben. Ab 2025 beabsichtigt die Daimler Truck AG wasserstoff-basierte Brennstoffzellen-Lkw an seine Kunden in Großbritannien auszuliefern.

Güterverkehr

Daimler Truck will bis zum Jahr 2039 in Europa, Japan und Nordamerika nur noch Neufahrzeuge anzubieten, die im Fahrbetrieb („tank-to-wheel“) CO2-neutral sind. Dabei konzentriert sich der Lkw-Hersteller auf die wirklich lokal CO2-neutralen Technologien Batterie und wasserstoffbasierte Brennstoffzelle. Aktuell testet Daimler einen weiterentwickelten Prototyp des Mercedes-Benz GenH2 Truck auf öffentliche Straßen in Deutschland – ab 2027 will der Lkw-Hersteller die ersten Serienfahrzeuge an Kunden übergeben. Daimler Truck bevorzugt den Einsatz von flüssigem Wasserstoff, da der Energieträger in diesem Aggregatzustand im Gegensatz zu gasförmigem Wasserstoff eine deutlich höhere Energiedichte in Bezug auf das Volumen aufweist. Dadurch kommt ein mit Flüssigwasserstoff betankter Brennstoffzellen-Lkw mit wesentlich kleineren und aufgrund des geringeren Drucks auch erheblich leichteren Tanks aus. Dies lässt einen größeren Laderaum und ein höheres Zuladungsgewicht der Lkw zu. Gleichzeitig kann mehr Wasserstoff getankt werden, was die Reichweite deutlich vergrößert. Somit eignet sich der Serien-GenH2 Truck wie entsprechende konventionelle Diesel-Lkw für schwer planbare, mehrtägige Fernverkehrstransporte, bei denen der tägliche Energiedurchsatz hoch ist.

Mobilitätsdienstleister BP

Mobilität und Komfort stehen im Mittelpunkt der Strategie von BP, die auch die Zusammenarbeit mit Partnern beinhaltet, um Kunden die Zukunft von Mobilität und Services anzubieten. Im Bereich Elektrifizierung verfügt BP weltweit bereits über 11.000 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge und baut sein Lade-Netz bis 2030 auf 70.000 aus. Mit der unterzeichneten Vereinbarung bekennt sich BP zum ersten Mal zum Einsatz von Wasserstoff in der Transportbranche. Das Unternehmen beabsichtigt auch, Wasserstofftankstellen in Europa zu etablieren und verfolgt bereits Pläne für den Aufbau von Wasserstofftankstellen in Deutschland. Bei der Produktion und Lieferung von Wasserstoff will BP eine führende Rolle einnehmen. In Teesside, Großbritannien, beabsichtigt das Unternehmen den Bau einer Produktionsanlage für CO2-armen Wasserstoff. Diese Anlage könnte aus Erdgas mit Kohlenstoffabscheidung und –speicherung, 1 GW blauen Wasserstoff produzieren. Gleichzeitig untersucht BP in der Region auch das Potenzial für grünen Wasserstoff, so auch eine mögliche Unterstützung um Teesside als erstem Wasserstoff-Transportknoten Großbritanniens zu etablieren. Diese Aktivitäten unterstützen das Ziel der britischen Regierung, bis 2030 eine Wasserstoffproduktion von 5 GW zu entwickeln.

Wenn BP tatsächlich sich als nachhaltiger Mobilitätsdiensleister etablieren möchte, so muss auf die Produktion von Wasserstoff aus Erdgas verzichtet werden. Sonst können wir weiterhin beim Diesel-LKW bleiben. Denn die neuen Diesel-Motoren sind fast frei von CO2-Emissionen, preisgünstiger in der Anschaffung und flexibler im Betrieb.