Schon 300 Jahre vor dem Beginn unserer Zeitrechnung soll es auf Rhodos/Griechenland und in Ägypten so eine Art Leuchtturm gegeben haben. Mit ihrem Leuchtfeuer haben sie insbesondere in der Dunkelheit weithin sichtbare Schifffahrtszeichen gegeben. Damit dienen sie der Ortsbestimmung, der Warnung vor Untiefen oder der Fahrwassermarkierung. Was liegt da näher, als das Eltern auch so eine Leuchtturmfunktion übernehmen, ja sogar übernehmen müssen, wie die Redaktion von luckx – das magazin meint.
Leuchtturm
So ein Leuchtturm strahlt ja immer weit hinaus. Wenn er als Orientierung dienen soll, muss er zuverlässig sein. Immer funktionieren. Darf in seiner Funktion keine Schwächen haben. Sonst klappt das nicht mit seiner Funktion. Auf Eltern bezogen kann das bedeuten, sie müssen gerade dann ihren Kindern eine Unterstützung bieten, wenn alles dunkel ist, der Weg nicht klar zu erkennen und irgendwo Gefahren lauern.
Wie können Eltern dieses leisten, wenn sie selbst in Schwierigkeiten stecken wie Alkoholmissbrauch, psychisch belastet oder durch den Beruf stark eingebunden? Dazu kommen noch kindliche Lebensphasen wie die Pubertät. Da treten Spannungen auf, die das Familienglück arg strapazieren. So kommt es häufig zu Diskussionen, Rückzug, Wut und Streit. Doch oft ist die Ursache nicht das Verhalten der Kinder, sondern das der Eltern. Denn wenn Eltern sich nicht über ihre Werte und Wünsche im Klaren sind und nicht gut für sich selbst sorgen, können sie ihrem Nachwuchs keine Orientierung geben.
Die Familientherapeutin Melanie Hubermann versucht anhand von Fallbeispielen aus ihrer Praxis zu erklären, wie das Konzept der New-Authority Eltern helfen kann. Ziel soll es dabei sein, wieder gut in Kontakt mit sich zu kommen, eine starke Präsenz auszustrahlen, Regeln und Strukturen einzuführen sowie Konflikte konstruktiv zu lösen. So werden sie zu Leuchttürmen, die in der Lage sind, ihre Kinder gut durch die Pubertät zu navigieren.
Theorie und Praxis
In ersten Teil ihres Buches versucht Hubermann einen theoretischen Ansatz zur Konfliktbewältigung. Doch das gelingt leider nicht. Sie reiht sich damit in die vielen Erziehungsratgebern auf dem Buchmarkt ein. Alles ist sehr theoretisch und damit doch eher am Alltag vorbei. Damit hat sich die Autorin keinen Gefallen getan.
Doch bei den Beispielen kommt dann die persönliche Erfahrung als Familientherapeutin zu tragen. Auch wenn eher trocken und emotionslos beschrieben, so bieten sie viele Anregungen für den täglichen Umgang mit dem pubertierenden Nachwuchs. Hier hätte sie mehr Praxis darstellen können. Denn Familienratgeber gibt es genug und in einem Wettbewerb mit Jasper Juul lässt sich nur zweiter Sieger werden.
„Leuchtturmeltern“ von Melanie Hubermann, Erschienen bei DTV, 256 Seiten.