Nudeln aus Deutschland

Wer an Nudeln denkt, hat sofort an Italien im Kopf – dem Mutterland der Teigwaren – beziehungsweise auf der Zunge. Denn von dort kommen die meisten Teigwaren nach Deutschland. 9,5 Kilogramm verzehren deutsche Konsumenten jährlich. Dabei tragen die sogenannten Trockenteigwaren mit 7,9 Kilogramm bei. Die restlichen 1,6 Kilogramm sind Freischteigwaren, wie luckx – das magazin erfuhr.

Hohe Nachfrage

Die Nachfrage nach Teigwaren bleibt also auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie mit 768.221 Tonnen hoch. 418.300 Tonnen davon wurden in Deutschland hergestellt, 13.000 Tonnen mehr als im Vorjahr. 117.000 Tonnen davon wurden exportiert, etwa 4.000 Tonnen mehr als im Jahr zuvor. Wichtige Abnehmer sind Frankreich, Polen, Österreich und die Niederlande. Auf der anderen Seite importierte Deutschland fast 485.000 Tonnen Teigwaren, 10.000 Tonnen weniger als im Vorjahr. Mit gut 365.500 Tonnen kommen die meisten Nudeln aus Italien. Der Anteil Italiens am Import liegt damit bei 75 Prozent. Insgesamt werden in Deutschland 786.000 Tonnen verbraucht. Der Anteil deutscher Nudeln am Gesamtverbrauch beträgt damit knapp 40 Prozent. Das ist für viele ein sehr überraschendes Ergebnis.

Hartweizen

Ebenso wie italienische Nudeln werden deutsche Teigwaren überwiegend aus Hartweizengrieß produziert. Besonders beliebt in Deutschland sind Eierteigwaren, auch wenn deren Anteil aufgrund sich verändernder Verzehrgewohnheiten seit Jahren langsam aber kontinuierlich sinkt. 172.800 Tonnen Nudeln aus deutscher Produktion sind mit, 158.200 Tonnen ohne Ei hergestellt. Die restlichen gut 87.300 Tonnen sind Frischteigwaren oder Nudeln in Nasskonserven, hier wird statistisch nicht zwischen „mit Ei“ und „ohne Ei“ unterschieden. Darüber hinaus bieten deutsche Produzenten spezielle Teigwaren etwa auf Basis von Dinkel an.

Doch die Lage am Hartweizenmarkt bleibt angespannt. Die Preise sind weiter sehr hoch. Ware ist – anders als erwartet – verfügbar, wohl auch, weil manche Länder den teuren Hartweizen durch andere Getreide ersetzt haben. Die Hartweizenbestände werden am Ende des Wirtschaftsjahres einen historischen Tiefstand erreichen. Damit steht schon heute fest, dass trotz steigender Anbauflächen der Hartweizenmarkt auch im nächsten Jahr weiter eng versorgt bleiben wird. Gerade bei der Herstellung von Teigwaren macht der Rohstoffeinkauf den wichtigsten Posten in der Kalkulation aus. Neben den Rohstoffkosten sind auch die Kosten für Energie, Logistik oder auch Verpackung drastisch gestiegen.

Den Unternehmen gelingt es dabei nicht, die enormen Kostensteigerungen am Markt durchzusetzen. Dabei ist klar, dass die Kosten nicht alleine von den Lebensmittelherstellern geschultert werden können. Sollen mittelständischen Grundversorger und regionale Wertschöpfungsketten künftig weiter eine wichtige Rolle spielen, braucht es eine faire Partnerschaft am Markt, vom Landwirt bis zum Einzelhandel.

Hartweizenanbau

Hartweizengrieß für die Herstellung von Nudeln wird auch in Deutschland hergestellt. 2020/21 vermahlten die deutschen Mühlen mit 440.000 Tonnen 1,8 Prozent mehr Hartweizen als im Vorjahr. Der Hartweizenanbau in Deutschland ist noch recht jung, die Fläche nimmt aber kontinuierlich zu: Zur Ernte 2021 sind auf 37.000 Hektar Hartweizen angebaut worden, 2015 waren es erst 18.800 Hektar. Die Hektarerträge des wärmeliebenden Hartweizens schwanken sehr. 2021 lag der Ertrag mit 5,8 Tonnen pro Hektar deutlich über dem Fünfjahresdurchschnitt von 5,1 Tonnen, insgesamt wurden 215.000 Tonnen Hartweizen in Deutschland geerntet. Die wichtigsten Anbauregionen sind Sachsen-Anhalt, Thüringen und Bayern.

Zum Vergleich: Im 5-Jahresschnitt lagen die Anbaufläche für Weichweizen bei 3 Millionen Hektar, der Ertrag bei 7,6 Tonnen je Hektar und die Erntemenge bei etwa 23 Millionen Tonnen.

Auch wenn die deutsche Hartweizenernte noch längst nicht ausreicht, um einen hohen Selbstversorgungsgrad zu erreichen, bietet der Hartweizenanbau in manchen Regionen Deutschlands eine spannende Alternative zu den gängigen Feldfrüchten.