Weniger Tourismus?

Wie lässt sich Reisen verträglich für die Umwelt gestalten? Dabei geht es nicht nur um die Natur und das Vermeiden von neuen Trampelpfaden. Auch zu viele Gäste in einer Stadt können die Bewohner belasten. Doch wie kann die Belastung reduziert werden. luckx – das magazin hat recherchiert und setzt den zweiten Teil hiermit fort.

Antizyklisch wandern

Beim wandern kommt es immer wieder vor, dass der Gipfel übervölkert ist. Sei es, dass die Gipfelspitze schon mit 10 Personen besetzt ist oder auch tausende Menschen sich auf dem Brockenplateau einfinden. Was tun? So sollten am Wochenende vor allem die „Hotspots“ mieden werden. Manche Berge, deren Gipfel mit einer Bahn zu erreichen sind, lassen sich auch innerhalb der Woche erwandern. Denn mehr Menschen auf einem Fleck erhöhen den Druck auf die Bergwelt enorm. Und um alle Gäste auf diesen Hotspot-Hütten gut versorgen zu können, werden nicht nur neue Fahrstraßen gebaut, sondern dann braucht es auch Strom, Wasser, Abwasser und vieles mehr. Noch extremer ist es, wenn Events auf Hütten stattfinden und neue gastronomische Konzepte ausprobiert werden. Die Natur bekomme mit Betrieb bis in die Nacht hinein überhaupt keine Chance mehr zur Erholung.

Nachtruhe für Flora und Fauna achten

Wanderer sollten ihre Heimat-Entdecker-Touren zwischen 9 und 16 Uhr in die Berge unternehmen. Dann sollte generell jeder vom Berg unten sein, damit sich Tiere und Pflanzen erholen können. Lange war die Nacht die Zeit, in der sich die Natur und die in ihr lebende Fauna erholen konnten, konstatiert der Bund Naturschutz. Dies habe sich inzwischen erheblich geändert. Viele organisierte Sportveranstaltungen, wie 24-Stunden-Wanderungen und Nacht-Trails, würden die Menschen nach draußen locken. Mountainbiker und Wanderer, die nachts Berghütten und Berggasthäuser aufsuchen, würden der Nacht ihre wichtige Ruhefunktion nehmen.

Die Zeiten, in der es auf den Berghütten gerade mal nur ein paar verschiedene Speisen gab, sind schon lange vorbei. Nichtsdestotrotz sollte jeder daran denken, dass die Lebensmittel irgendwie auf die Hütte kommen müssen. Bei manchen sogar mit dem Hubschrauber, bei anderen zumindest per Auto. Regionale und saisonale Zutaten sind auf jeden Fall nachhaltiger als importierte Lebensmittel. Ebenso minimiert eine vegetarische Brotzeit den CO₂-Fußabdruck. Klimafreundlich ist es auch, sich die Brotzeit mal vorzubereiten, und auf dem Berggipfel genüsslich zu verspeisen. Energieriegel beispielsweise lassen sich leicht selbst herstellen.

Länderübergreifende Konzepte wichtig

Die Alpenvereine in Österreich, Deutschland, Südtirol, Italien und Slowenien beispielsweise kooperieren bei den sogenannten Bergsteigerdörfern – „ursprüngliche Bergorte zum Genießen und zum Verweilen“. Die in der Initiative vereinten Ortschaften sind nach Worten des DAV Pioniere in ihren Regionen. Hier hätten die Berge und das Bergsteigen im kulturellen Selbstverständnis der Einheimischen und Gäste einen hohen Wert, und das Bewusstsein über den notwendigen Einklang zwischen Natur und Mensch sei lebendig. 2022 sind es bereits 35 Bergsteigerdörfer (in Deutschland Ramsau bei Berchtesgaden, Schleching, Sachrang, Kreuth). Das heißt, diese Gemeinden haben keinen Massentourismus, keine zur Perfektion ausgebauten Skigebiete mit Komplettbeschneiung, keine Après-Ski-Partys oder ressourcenfressende Events im Angebot. Sie eint ein Ziel: den naturnahen und ressourcenschonenden Tourismus konkurrenzfähig zu machen.

Dieses Ziel verfolgt auch das Netzwerk für klimafreundlichen Urlaub im Alpenraum mit dem Namen „Alpine Pearls“ (unterstützt unter anderem von der Europäischen Union). Die Mitglieder haben sich auf die Fahnen geschrieben, innovative, sanft-mobile Tourismuskonzepte für ihre Gäste umzusetzen. Sie bieten spezielle Angebote für einen Urlaub ohne eigenes Auto bei voller Mobilitätsgarantie. Diese beginnt bereits bei der autofreien Anreise mit Bahn und Bus. Vor Ort stellen Shuttledienste, Wanderbusse, Taxis, e-Autos, Fahrräder und e-Bikes die sanft-mobile Bewegungsfreiheit der Gäste sicher. Mobilitäts-Cards offerieren die kostenfreie Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs. In Deutschland sind die Orte Bad Reichenhall und Berchtesgaden „Alpine Pearls“. Insgesamt sind es 19 Orte in fünf Ländern (Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz, Slowenien).