Zuviel Tourismus?

Schon im ersten Teil über die aktuelle Situation war von Overtourism die Rede. Wer heute in die Medien schaut, findet den Tourismus in einer fatalen Situation vor: Restaurants, Hotels, Reiseanbieter, Fluggesellschaften suchen dringend nach Personal. Und dabei geht es um ganz normale Situationen, wie luckx – das magazin recherchierte.

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Tausende Koffer stehen in der Abfertigungshalle. Niemand kümmert sich darum. Nicht vor allzu langer Zeit wäre auch nur ein alleinstehender Koffer von einer Polizei-Spezialeinheit untersucht worden. Was auf der einen Seite zu Reiseverdruss sorgt, gibt es auch am Reiseziel. Zum Beispiel wirbt der Tourismusverband Chiemsee-Alpenland (CAT) schon länger mit verschiedenen Kampagnen, insbesondere zum richtigen Verhalten im Almweidegebiet. Dabei gehe es nicht nur um ein gutes Miteinander zwischen Radlern und Wanderern, sondern auch um die Rücksichtnahme auf Almbäuerinnen und Almbauern, und deren Tiere. Für die aktuellste Kampagne führte der Tourismusverband eine Umfrage zu den Konfliktthemen bei 200 regionalen Akteuren aus den Bereichen kommunale Verwaltung, Natur- und Umweltschutz, Alm- und Landwirtschaft sowie der Freizeitbranche durch. Als besonders wichtige Handlungsbereiche kristallisierten sich dabei die Problemfelder „Verhalten im Almgebiet und im Wald, Naturschutz, richtiges Parken, Spannungsverhältnis Radler-Wanderer sowie Umgang mit Hunden“ heraus. Die Ergebnisse lieferten die Vorlagen für sechs Motive, die auf sensible Bereiche und Konfliktsituationen aufmerksam machen sollen.

Besuchermanagement für belastete Regionen

Auch den Alpengemeinden ist klar: Aufklärung ist das Gebot der Stunde – mit entsprechenden Info-Kampagnen in den Medien und an den Parkplätzen. „Die e-Biker sind bei uns noch kein Problem“, sagt beispielsweise Georg Huber, Bürgermeister der Gemeinde Samerberg. Ein Grund hierfür könnte sein, dass es im Gebiet der Hochries einen großen Bikepark gibt. Auch Profi-Bikerin Ines Thoma sieht im Mountainbike-Sport keine zusätzliche Naturbelastung, denn: „Mountainbiker suchen das Naturerlebnis, und wollen das, was sie lieben, auch bewahren.“ Für die Allgäuerin ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Sie plädiert dafür, auch mal die nähere Umgebung – Outdoor vor der Haustüre – zu erleben und zu erkunden.

Qualität statt Quantität muss unser Motto sein“, sagt Bürgermeister Huber. Die bestehenden Angebote müssen seinen Worten nach qualitativ erhalten bleiben, ausreichend gepflegt und unterhalten werden. „Das ist Aufgabe genug, neue Attraktionen brauchen wir nicht mehr“, stellt er klar. „Die Bedeutung des Naturschutzes ist uns dabei ein großes Anliegen, weil wir als Naherholungsgebiet von einer intakten Natur leben. Sie darf aber nicht überlastet werden. Das ist ein Spagat, der uns besser gelingt als in Tirol, wo der Tourismus zu viele Freiheiten genießt.“ Und Bergwanderführerin Josefine Lechner wird noch drastischer: „Die Entwicklung, dass dem Tourismus alles untergeordnet wird, sehe ich mit Sorge.“

Aber: Georg Hörhager, Obmann vom Tourismusverband Kufsteinerland, setzt stark auf Besuchermanagement, um belastete Regionen zu entlasten. Gemeinsam mit dem Tourismusverband St. Johann wurde nach seinen Worten ein Konzept für das Kaisergebirge entwickelt, um verschiedene Gruppen wie beispielsweise Wanderer, Radfahrer und Tourengeher bestmöglich zu bedienen, und Lösungen für diverse Stakeholder (Forst, Grundeigentümer, Hütten, Schutzgebietsbeauftragte, Einheimische, Gemeinden) zu finden.

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Berge zu fahren – das funktioniert in einigen Regionen sehr gut. Trotzdem bedauert beispielsweise Bürgermeister Huber, dass der Wanderbus trotz intensiver Bewerbung zu wenig angenommen werde. „Der Naturliebhaber ist zu bequem, mit dem ÖPNV anzureisen, der aber natürlich auf dem Land ohnehin nur spärlich, zumal am Wochenende unterwegs ist.“ Die Gemeinde bietet daher einen Wanderbus, der von Mai bis Oktober an Sonn- und Feiertagen zweimal täglich Rosenheimer Landkreisgemeinden mit dem Samerberg verbindet. „Normalerweise klappt das auch, dass man die Züge nach München erreichen kann.“ Auch die Alpenwelt Karwendel ist mit dem Bus gut zu erreichen. Wer ins Wandergebiet Kaisergebirge in Tirol möchte, der kann auf den Zug umsteigen und umgeht jeden Stau auf der A8. Mehr Informationen gibt es auf der Website des DAV.

Bergwanderführerin Josefine Lechner führt für diverse Veranstalter ganzjährig Touren in den Alpenlandkreisen Traunstein, Berchtesgadener Land und Rosenheim. Sie trifft sich mit ihren Teilnehmern meistens an Parkplätzen in Autobahnnähe, um dann mit weniger Autos an den Wanderparkplatz zu fahren. Wird fortgesetzt.

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