Zuviel ist zu viel?

Zu viel Tourismus am Meer, in der Stadt, auf dem Berg. Doch wer entscheidet eigentlich, wann zu viel ist zu viel? Die Kunde geht herum vom Overtourism. Doch ist es nicht selbst gewollt und selbst gemacht, wenn immer mehr Gäste eine bestimmte Destination besuchen? Luckx – das magazin ging dieser und weiterer Fragen nach.

Wer ist Schuld?

Da sind die Destinationsmanager, die mehr Gäste in der Region haben möchten. Das bringt Geld in die Kassen von Kommune und Gewerbetreibende. Gastgeber wie Hotels und Pensionen sowie die Gastronomie freuen sich über steigende Umsätze.

Da sind Wohnungsvermieter, die ihre Leerstände an neue Beschäftigte vermieten können. Da sind die Bewohner, die nun eine Beschäftigung ganz in der Nähe ihres Wohnortes gefunden haben.

Da sind die neuen Angebote für neue Gästegruppen. Neue Skilifte und gepflegte Langlaufloipen bringen neue Gäste. Neue Wanderwege und Mountainbike-Strecken locken Individualisten an. Mehr Tagestouristen parken die Zufahrten zu. Und auf einmal stellen wir fest: ja, das Geld haben wir gewollt, doch die zugeparkten Wege wollen wir nicht. Ja, was soll es denn nun sein?

Und dann kommt auch noch die chinesische Corona-Pandemie und lockt viel mehr Menschen nach draußen. Was soll nun aus den überfüllten Stränden, Städten und Bergen werden? Geht nun den Bergen die Luft aus?

Gute Aussichten für die Sommersaison

In einer Umfrage des Deutschen Alpenvereins (DAV) unter Hüttenwirten mit Blick auf die beginnende Sommersaison ist der allgemeine Tenor, dass die Buchungslage vielversprechend sei. Aber die Wirtsleute stünden aktuell allerdings vor völlig neuen Herausforderungen: Die wirtschaftliche Lage sehe alles andere als vielversprechend aus. Denn die Rohstoffknappheit sowie stetig steigende Energie- und Lebensmittelpreise würden zu großer Ungewissheit führen. Daher könnte der Hüttenausflug ein wenig teurer werden. Nichtsdestotrotz spricht alles dafür, dass die Zahl der Bergliebhabern weiter steigt. Egal ob in der Schweiz, wie eine Studie aus dem Jahr 2020 belegt, oder in Österreich, wo im Sommerurlaub die beliebteste sportliche Aktivität das Wandern ist. Laut einer Studie der Tourismusorganisation Österreich Werbung erkunden insgesamt 65 Prozent der Befragten die Natur auf diese Weise. Für den Großteil, nämlich 47 Prozent, ist das auch die beziehungsweise eine der Hauptaktivitäten während des Aufenthalts.

Individualsportarten nehmen immer stärker zu

Nun wurde ein Schuldiger gefunden. Und erhobene Zahlen sollen dies auch noch belegen. So hat sich die Bergwelt immer mehr zum Sehnsuchtsziel entwickelt. Bergsteigen, Bergwandern, Klettern, Mountainbiken und e-Mountainbiken boomen. Vor allem an den Wochenenden gibt es in der Nähe von beliebten Gipfeln kaum mehr Parkplätze. DAV und Bund Naturschutz fordern schon länger, dass mehr nachhaltige Tourismuskonzepte erarbeitet werden müssen. Der DAV fordert: Übergeordnetes Ziel sollte sein, die Ursprünglichkeit und Schönheit der unerschlossenen alpinen Landschaft zu bewahren.

Die Ursache allen Übles wird nun im Tagestourismus gesehen. Wer also am Tag eine Strecke von 500 Kilometern mit dem Auto zurückzulegt, dem müsste nach Worten des Bund Naturschutz die Reise unattraktiv gemacht werden, dass auch die letzten Kurzzeit-Erholungssuchenden davon Abstand nehmen. Steuerbar sei dies über Parkgebühren, Maut, Eintrittspreise oder Liftkarten. Verstärkte Umweltbildung müsse helfen, dass sich die Gäste umweltfreundlich verhalten. Öffentlich anreisen und lange bleiben, dies müsse im Bewusstsein der Gäste fest verankert werden.

Doch nun weiß jeder Touristiker, dass Übernachtungsgäste über den Tagestourismus die Destination entdeckten. Doch wenn ihnen schon der Aufenthalt für einen Tag erschwert wird, wie wäre es dann, wenn er mehrere Tage bleibt? Und was ist denn mit dem katastrophal ausgebauten ÖPNV? Musste es tatsächlich erst der Pilotversuch mit dem 9 Euro Ticket sein, um die unzureichende Versorgung des ländlichen Raums zu bestätigen?

Gästezahlen steigen

Die Zahl der Übernachtungsgäste hat laut Bund Naturschutz in den bayerischen Alpengemeinden zwischen 2000 (rund 4,5 Millionen) und 2019 (7,2 Millionen) um rund 37 Prozent zugenommen. Allerdings kamen beispielsweise im Oberland südlich von München auf eine Übernachtung im Durchschnitt fünf Tagesgäste, im Allgäu und südostbayerischen Alpenland jedoch nur drei Tagesgäste. Ebenfalls problematisch ist, dass sich die Aufenthaltsdauer in den vergangenen 25 Jahren halbiert hat: von zwölf auf sechs Tage. Wird fortgesetzt.

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