Jährlich fehlen hunderttausende Wohnungen. Doch den politisch Verantwortlichen fällt nichts besseres ein, als die Rahmenbedingungen zu verschlechtern. Mehr Anforderungen beim Energiesparen, längere Genehmigungsverfahren, keine Ausweisung von Bauflächen. Was getan werden könnte, hat luckx – das magazin recherchiert.
Holzbau
„Ohne mehr Holzbau verfehlen wir unsere Ausbauziele für mehr bezahlbaren Wohnraum ebenso wie unsere Klima- und Nachhaltigkeitsziele krachend.“ Das erklärt der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie (HDH), Dr. Denny Ohnesorge. Nicht erst seit der jüngsten Flüchtlingskrise durch den Krieg in der Ukraine ist der Bedarf an Wohnraum in Deutschland stark gestiegen, besonders in den Städten. Wichtige Aspekte: Der mehrgeschossige Holzbau ebenso wie das Potenzial von Dachaufstockungen. Bislang hat der Holzbau seine Vorteile vor allem im Eigenheim-Segment ausgespielt. „Zur Linderung der Wohnungsnot ebenso wie beim Kampf gegen die Klimakrise muss Holz künftig aber viel stärker auch in mehrgeschossigen Wohnhäusern und in Gewerbeimmobilien ebenso wie in öffentlichen Gebäuden verbaut werden”, verlangt Ohnesorge. Dazu gelte es, regulatorische Hemmnisse zu beseitigen.
Bürokratie abbauen
Der Brandschutz ist ein Beispiel für bürokratische Lasten im Holzbau. Diese sind in den Landesbauordnungen niedergelegt und bieten entsprechende föderale Vielfalt. „Wie wir wissen, brennt Holz. Aber es brennt berechenbarer als andere Baustoffe. Und es isoliert gegen Hitze. Diese Eigenschaften ermöglichen es, auch mit Holz alle Schutzanforderungen beim Bauen zu erfüllen. Mit mehr Übersichtlichkeit in den Vorschriften könnten wir ohne Verlust an Sicherheit deutlich schneller mehr Gebäude fertigstellen. Die Zeitvorteile beim Bauen mit Holz könnten wir dann viel besser nutzen”, erklärt Ohnesorge. Diese Zeitvorteile ergeben sich u.a. durch die Möglichkeiten zur seriellen und modularen Vorfertigung im Werk. Das mindert Kosten und verkürzt Baustellenzeiten. „Wir müssen Hemmnisse im Bauordnungsrecht ausräumen, Regelwerke an den Stand der Technik, Wissenschaft und Baupraxis anpassen”, erklärt Ohnesorge.
Eine Veränderung des regulatorischen Rahmens fordert der Verband, um die CO2-Bilanz von Holz am Bau endlich zu honorieren. „Dafür müssen wir die Emissionen beim Bau und Betrieb der Gebäude über den gesamten Lebenszyklus berücksichtigen. Wir fordern, die Höhe der Bauförderung an die Treibhausgasemissionen je Quadratmeter Nutzfläche zu koppeln”, erläutert Ohnesorge. Für den Klimaschutz ist das Bauen mit Holz auf zweierlei Weise von Vorteil: Zum einen speichert das Holz den vom Baum aufgenommenen Kohlenstoff und ist damit ein weitgehend klimaneutraler Baustoff. Zum anderen werden Klimagasemissionen vermieden, die bei der Verwendung von energieintensiven Produkten wie Zement anfallen. Entsprechend wird der Klimanutzen von Holzprodukten als CO2-Speicher aktuell auf insgesamt rund 6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent beziffert, der Substitutionseffekt bei der stofflichen Nutzung von Holz anstelle klimaschädlicher Produkte über alle Branchen hinweg auf etwa 30 Mio. t CO2.
Handlungsdruck
Andererseits ist der Handlungsdruck immens: Der Gebäudebereich ist der größte Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland. Rund 40 Prozent des Klimagasausstoßes sind ihm zuzurechnen. „Mit mehr Holzbau in Deutschland ist es möglich, relativ schnell das Angebot an Wohnraum und anderen Gebäuden zu erhöhen und gleichzeitig klimaschonender zu bauen, zu wohnen und zu arbeiten als bisher”, erklärt HDH-Geschäftsführer Ohnesorge. Der HDH ist in diesem Sinne auch konkret in der Projektarbeit aktiv. Im Verbund-Projekt Standard-Holzbausysteme (HO_SY) arbeitet der HDH gemeinsam mit Partnern und gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft an der Entwicklung eines einfachen, allgemeinen und kostengünstigen Holzbausystems, das Anwendungen für unterschiedliche Nutzungen bietet und nach Abschluss allen Planerinnen und Planern und jedem Holzbaubetrieb zugänglich sein soll.
Doch es reicht nicht aus, sich nur auf den Holzbau zu konzentrieren. Auch der Staat muss in den Waldbau eingreifen, dass genug Bauholz – wahrscheinlich Fichte – zur Verfügung steht. Auch darf dann nicht in große Mengen Holz einfach nach China und die USA verschifft werden und in Deutschland explodieren die Preise. Das versteht kein Bauherr – auch keine Baudame. Ähnliches gilt auch für den Bau von Tiny-Häusern. Warum müssen die Bedingungen für diese reduzierte Art den Wohnen so massiv behindert werden? Hier ist bürokratische Entfrachtung dringend erforderlich.