Auf Stelzen

Wie ein Ei auf Stelzen steht das urige Boot am Eingang zum Cannes Yacht Festival. Doch wer den Blick ins Innere wagt, befindet sich auf eine Reise in Zukunft. Mit Wasserstoff wird diese SeaBubbles und leitet die Verkehrswende im Wassertransport ein, wie luckx – das magazin recherchierte.

Nachhaltige Mobilität

Die SeaBubbles gehören zu einer neuen Generation von Booten, die zur Erhaltung des natürlichen Ökosystems beitragen und gleichzeitig ein einzigartiges Seefahrt- und Flugerlebnis mit futuristischem Reiz bieten möchte. Denn diese Stelzen sind Tragflächen, die das Boot bei höherer Geschwindigkeit über das Wasser gleiten lassen. Vollgepackt mit Innovationen, die von der Schiffs-, Automobil- und Luftfahrtindustrie inspiriert sind, stellt SeaBubbles eine Form der Mobilität dar, die wie keine andere auf der Welt Seefahrt, Innovation und Respekt vor der Natur miteinander verbindet. Entwickelt wurde das Boot von einem französischen Start-up. Ziel ist die nachhaltige Mobilität, um den ökologischen Herausforderungen unserer Zeit zu lösen. Auf dem Cannes Yachting Festival stellt das Start-up das erste „fliegende“ Hybridboot mit automatisierten, einziehbaren Tragflächen vor. Angetrieben wird das Boot mit Elektromotoren, die ihre Kraft über eine Brennstoffzelle beziehen. Darin wird Wasserstoff in elektrische Energie umgewandelt. Das Motto von SeaBubbles „Null Welle, Null Lärm, Null Emission“ fasst seine Vision für die Personenbeförderung zusammen. Zwar konnten wir das Boot nicht testen. Doch es soll nach Aussagen des Herstellers Wellen mit einer Höhe bis zu 1,5 Meter unkompliziert „überfliegen“ können.
Unauffällig wie eine Seifenblase
Der SeaBubble verändert das Seefahren sowohl in Bezug auf das sensorische Erlebnis als auch in Bezug auf seine geringe CO2-Bilanz. Diese „Null-Wellen-, Null-Lärm-, Null-Emissionen“-Transportlösung soll angenehm für die Benutzer und gleichzeitig umweltfreundlich sein, was sie ideal für den Einsatz in Städten und geschützten Gebieten macht. Unauffällig wie eine Seifenblase, die über das Wasser gleitet, und außergewöhnlich wie ein fliegender Fisch, lässt sich der SeaBubble vom Reichtum der Natur inspirieren und bietet eine alternative technologische und umweltfreundliche Mobilitätserfahrung. Der SeaBubble wird von selbststabilisierenden Tragflächen getragen und mit elektrischer Energie aus einer Wasserstoff-Brennstoffzelle betrieben. Er ist der erste seiner Art und wird in Frankreich hergestellt. Wobei das Boot aktuell so umweltfreundlich wie ein Tesla nicht; nämlich gar nicht. Erst wenn der Wasserstoff komplett aus nachhaltig erzeugter Energie hergestellt werden kann, lässt sich das Nachhaltigkeitssiegel auch vergeben. Deshalb sollte jeder E-Fahrer darüber nachdenken, ob er sein Fahzeug weiterhin benutzt, solange der Strom aus, Gas, Kohle, Erdöl oder Atomenergie produziert wird.
Flügeltüren
Die beiden Flügeltüren auf der Backbord- und Steuerbordseite ermöglichen den Zugang zum Passagierraum. Über zwei Stufen gelangen die Passagiere in das Cockpit. Bei 10 Knoten soll die SeaBubble ihren archimedischen Modus verlassen und sanft abheben. Bei Reisegeschwindigkeit soll sich ein Gefühl der Leichtigkeit und Schwerelosigkeit über der Wasseroberfläche einstellen. Die Tragflächen stammen aus der Luftfahrtindustrie. Der SeaBubble wird von einer Kombination aus „umgekehrten T-Foils“ angehoben, die ein sanftes Segeln, ein schnelles Abheben und eine sensationelle Fahrt gewährleisten sollen. Es fliegt 60 cm über dem Wasser und schützt die Passagiere vor Seekrankheit. Für viele Seeunerfahrene wird das ein Komfort auf höchstem Niveau sein. Der aerodynamische Rumpf und das geschlossene, klimatisierte Cockpit garantieren dann ein komfortables Segeln zu allen Jahreszeiten. Der Verbundwerkstoff wurde so konzipiert, dass es den flugspezifischen Belastungen standhält. Das Innenlayout ist auf den Schwerpunkt in Bezug auf das Flugsteuerungssystem abgestimmt. Es ist individuell anpassbar und kann von den Teams des Schiffseigners und von SeaBubbles gemeinsam untersucht werden.
Technisches

SeaBulles ist 3,5 Meter breit und 7,9 Meter lang. Eine einstündige Fahrt mit dem SeaBubble spart 40 l Treibstoff, d.h. 100 kg CO2 werden durch die fast 10 Kilgramm Wassersoff eingespart. An Bord befinden 88 V-Module (Batterien) neben der Brennstoffzelle. Bei 18 Knoten Geschwindigkeit kann das Boot rund 90 km zurücklegen. Die Fahrtdauer kann ca. 2 Stunden und 30 Minuten betragen. Betankt lässt sich das Seefahrzeug innerhalb von 5 bis 10 Minuten an einer Wasserstofftankstelle.

Und hier tut sich das größte Problem der nachhaltige Energienutzung auf: Die Versorgung mit Wasserstoff und Strom. So lange die Infrastruktur nicht vorhanden ist, wird es nicht die notwendige Mobilitätswende geben. Ob das allein die Aufgabe des Staates sein kann, bleibt dazu gestellt. Doch zu Lasten der Allgemeinheit Elektrofahrzeuge zu fördern und die Versorgung der restlichen Bevölkerung mit elektrischer Energie nicht zu gewährleisten, kann so nicht weiter erfolgen.
Nachhaltigkeit

Der Mobilitätssektor, der für mehr als ein Drittel der weltweiten Emissionen verantwortlich ist, entwickelt sich derzeit hin zu verantwortungsvolleren Lösungen. Die Umgestaltung der Mobilität zu Lande, zu Wasser und in der Luft ist eine große ökologische Herausforderung, wenn wir eine lebenswerte Welt wollen. Die Energiewende muss durch eine neue, sauberere und energieeffizientere Art von Wasserfahrzeugen unterstützt werden. Auf dem Weg zu einer nachhaltigen, dekarbonisierten und gemeinsam genutzten lokalen Mobilitätslösung hat die urbane Mobilität heute eine entscheidende Herausforderung zu bewältigen, die sich in den kommenden Jahren noch verschärfen wird, insbesondere für die lokalen Behörden. Der Personenverkehr auf dem Wasser hat in den letzten Jahren ein bemerkenswertes Wachstum erfahren. Während früher der Besitz eines eigenen Fahrzeugs die Norm war, haben sich die Gewohnheiten in Richtung alternativer Fortbewegungsmöglichkeiten verschoben, vor allem aufgrund von Umweltauflagen. Die Mobilität wird geteilt und multimodal. Die Verkehrsträger müssen sich an die veränderte Nutzung anpassen und vor allem nachhaltig sein. Sie müssen zwei große Herausforderungen bewältigen: die Verringerung der Umweltverschmutzung in den Städten und die Entlastung der Städte im Besonderen. Um diese Herausforderungen anzunehmen, sind Lösungen für eine gemeinsame, kohlenstoffarme Mobilität auf dem Wasser zu finden.