Viele Jahre waren Autodiebstähle an der Tagesordnung. Insbesondere die Fahrzeuge aus dem Volkswagenkonzern standen ganz oben auf dem Wunschzettel der Diebe. Doch die Zahl der Fahrzeugdiebstähle ist rückläufig. Weshalb trotzdem Vorsicht gerade für Wohnmobile geboten ist, hat luckx – das magazin recherchiert.
Corona brachte den Umschwung
Autos werden immer sicherer. Das gilt auch beim Diebstahl. Bis 2020 nahmen die KfZ-Diebstähle ständig ab. Der Tiefpunkt in 2020 lässt sich eindeutig laut Bundeskriminalamt (BKA) mit den Maßnahmen zur Corona-Pandemie Bekämpfung in Zusammenhang sehen. Durch die Lockdowns war die Verschiebung der Diebstähle über Grenzen stark behindert. In 2021 stiegen die Diebstähle wieder deutlich an. Für Fahrzeugbesitzer bedeutet das wieder mehr Aufmerksamkeit auf das eigene Fahrzeug zu legen.
Aber nicht nur Fahrzeuge werden ins Ausland verschoben. Vielfach werden die Fahrzeuge zerlegt und dann containerweise ins Ausland verschifft. Die Zerlegung erfolgt meist in Deutschland oder den Niederlanden. Von dort aus geht es zum Beispiel von Rotterdam in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und weiter nach Südostasien. Die kompletten Fahrzeuge werden meist über Osteuropa wie Polen, Rumänien, Türkei und Bulgarien in Richtung Nahen und Mittleren Osten verschoben. Dabei nimmt die Türkei eine Schlüsselrolle ein.
Wie nicht anders zu erwarten, ist die Nachfrage nach SUV am höchsten. Fahrzeuge von VW, BMW und insbesondere Land / Range Rover sind beliebte Zielobjekte. Hierbei werden auch zum Beispiel von Autotransportern gern ganze Rädersätze entwendet oder fast geräuschlos Kalalysatoren abgebaut. Bei den LKWs und landwirtschaftlichen Maschinen sind Navigationsgeräte nachgefragt.
Bei Mietfahrzeugen wurden rund 1.000 Fahrzeuge 2021 unterschlagen. Die Anmietung von Fahrzeugen erfolgt meist unter Nutzung gestohlener oder gefälschter Personaldokumente und den Vermietungsunternehmen fällt die Unterschlagung erst vergleichsweise spät auf, wie das BKA feststellte.
Fahrzeugsicherung
Wohnmobildiebstähle häufen sich. In den vergangenen Jahren stieg die Anzahl von Diebstahldelikten bei Wohnmobilen allein in Deutschland um 20% an. Die Diebe gehen immer cleverer vor. Nun gibt es eine Vielzahl von Sicherungsmöglichkeiten. Sei es durch Spanngurte, die die vorderen Türen verbinden und damit sichern als auch elektronische Sicherungen. Aber auch GPS-Tracker helfen das Fahrzeug zu orten. Wie ein solches System einen Fahndungserfolg ermöglichte, zeit folgende Geschichte.
Ein Camper wurde am Vormittag des 23.07.2022 in einer Mietstation in Rheinland-Pfalz durch zwei Privatpersonen aus NRW für sieben Tage gemietet. Die vorgelegten Dokumente wurden sorgfältig geprüft und es ergaben sich keinerlei Zweifel an ihrer Echtheit. Die Mieter gaben an, im Mietfahrzeug mit der Familie nach Kroatien fahren zu wollen.
Tracking führte zum Erfolg
Der eingebaute GPS-Tracker sendete unauffällige Standortdaten vom Caravan zunächst in einem festgelegten Intervall von 12h zuverlässig die aktuellen Position des Wohnmobils. Gut versteckt im Wohnmobil ist der batteriebetriebene GPS-Tracker für einen Scanner so gut wie unauffindbar. Unbemerkt sendete der GPS-Sender in den ersten beiden Tagen die Koordinaten aus dem Heimatort der Mieter in Deutschland. Kein Grund zur Beunruhigung, alles so weit wie angegeben. Als nach 3 Tagen über die Smartphone App die im Vorfeld eingerichtete „Ländergrenze wurden überschritten“ -Alarmfunktion anschlug und er plötzlich Standortdaten außerhalb Kroatiens empfing.
Das Fahrzeug hatte entgegen der Absprache mit dem Mieter unerlaubt die serbische Grenze überfahren und befand sich auf Weiterfahrt in südöstlicher Richtung. Aus Angst vor Diebstahl wurde in der Tracking App das Trackingintervall von 12h auf 4h reduziert. Weitere GPS-Signale bestätigten die Befürchtung, dass der Camper unerwünscht nach Bulgarien weiterfuhr. Jetzt war schnelles Handeln gefragt. Auf Anraten des Serviceteams von Moving Intelligence kontaktierte der Bestohlene direkt die örtliche Polizei, die von da an übernahm.
Zugriff durch die Polizei
Mit Hilfe der metergenauen Standortdaten konnte die alarmierte bulgarische Polizei schnell und zielgerichtet zugreifen. Als die Polizei das Fahrzeug auf einem verschlossenen Werkstattgelände in der Nähe von Sofia auffand, wurde bereits damit begonnen, Teile vom Campingfahrzeug zu entfernen. Das Navi wurde ausgebaut, alle beweglichen Gegenstände, das Kennzeichen, alle Aufkleber sowie die Typenschilder ausgetauscht und das Wohnmobil für eine unauffällige Weiterfahrt vorbereitet. Der GPS-Tracker blieb jedoch bis zum Ende unentdeckt und sendete weiterhin genauste Positionsdaten. Dank des schnellen Eingreifens der Einsatzkräfte der Polizei konnten weitere gestohlene Fahrzeuge am Fundort sichergestellt werden. Die Polizei geht von einer größeren kriminellen Bande aus, die gestohlene Fahrzeuge durch Europa schleusen und Diebesgut professionell ins Ausland verkaufen. Die verhafteten Personen sitzen nun in Untersuchungshaft und warten auf eine Verurteilung.