Was passiert mit Immobilien?

Bauen, kaufen, verkaufen, renovieren, sanieren, finanzieren. Das sind die Kernaufgaben in der Immobilienbranche. Doch bewegt sich da noch etwas? Oder herrscht Stillstand aufgrund hoher Baupreise, Lieferproblemen, Fachkräftemangel und steigender Finanzierungskosten? Luckx – das magazin blickt auf die Immobilienmesse.

Expo Real in München

Zehn Jahre lang konnte die Immobilienbranche vor Kraft kaum laufen. Und heute? Da hinkt sie den einstigen Stärken hinterher. Innerhalb weniger Monate wurde aus der Boombranche ein bettlägeriger Patient. Sicherlich sind einige Wehwehchen hausgemacht. Doch das Gros der Schwierigkeiten kommt von Außen. Trotz voller Auftragsbücher können keine Bauvorhaben gestartet werden, weil Material und Fachkräfte fehlen. Aufträge werden verschoben oder storniert, weil die Preise exorbitant steigen oder die Finanzierung nicht mehr möglich ist. Und zu allem Überfluss dauern Baugenehmigungen zu lang. Trotzdem hält die Bundesbauministerin an ihrem Ziel von 400.000 zu bauenden Wohnungen in diesem Jahr fest.

Die Nachfrage nach Wohnraum ist nicht nur vorhanden. Nein, sie ist extrem hoch. Das trifft nicht nur auf Studentenwohnungen und Altersgerechten Wohnraum zu. Ob Stadt oder Land, aufgrund der Pandemie ist die Nachfrage nach – größerem – Wohnraum steigend. Wenn bis vor wenigen Monaten noch eher an bauen oder kaufen gedacht wurde, so wird heute aufgrund der unsicheren Lage eher gemietet.

Über all diese Themen werden die Messeteilnehmer sprechen, ja sprechen müssen. Denn die Aufgabe der Branche ist es auch, Wohnraum zu schaffen. Die EXPO REAL, die Internationale Fachmesse für Immobilien und Investitionen, gibt den Teilnehmer dazu 4. bis 6. Oktober in München Gelegenheit. Eine im Vorfeld der Messe durchgeführte Online-Umfrage beleuchtet aktuelle Trends in der Immobilienbranche: Preissteigerungen und Inflation, ESG, bezahlbares Wohnen und Kooperationen mit der öffentlichen Hand.

Zinsentwicklung

Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen geht die Immobilienwirtschaft mit verhaltenen Erwartungen für den Immobilienmarkt in den Herbst. Knapp die Hälfte der Befragten des EXPO REAL Trend Index gehen davon aus, dass die Investitionen in deutsche Immobilien zurückgehen, ein Viertel rechnet höchstens mit einem gleichbleibenden Niveau. Entsprechend hoch ist der Diskussionsbedarf über die Herausforderungen. Das beweist auch die starke Beteiligung von rund 1.900 Ausstellern auf der EXPO REAL – knapp 60 Prozent mehr als im Vorjahr und nahezu auf Vorpandemieniveau“, sagt Stefan Rummel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München. An der Online-Umfrage beteiligten sich 493 deutsche Messeteilnehmer, sowohl Entscheider ausstellender Unternehmen als auch Besucher. Die Umfrage wurde im Juli vom unabhängigen Marktforschungsinstitut IfaD im Auftrag der EXPO REAL durchgeführt.

Aufgrund der durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten Verwerfungen beschäftigt die Immobilienwirtschaft vor allem die Inflations- und Zinspolitik. Bei den wichtigsten Einflussfaktoren und Herausforderungen steht der Klimaschutz an dritter Stelle. Dementsprechend verhalten sind die Erwartungen an die Marktentwicklung: Knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) gehen davon aus, dass die in deutsche Immobilien investierten Geldsummen sinken werden, während jeweils 26 Prozent von gleich bleibenden oder steigenden Geldsummen ausgehen. Die meisten Befragten bewerteten die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank positiv: 61 Prozent glauben, dass die Notenbank damit den Immobilienboom beendet, und 67 Prozent gehen davon aus, dass Immobilienfinanzierungen nun realistischer werden.

Zusammenarbeit erforderlich

Eine weitere große Herausforderung für weite Teile der Immobilienbranche sind die ESG-Anforderungen (Environmental, Social, Governance), nicht nur für Fondsprodukte. Knapp ein Viertel der Befragten ist sich diesbezüglich noch unklar. 43 Prozent halten ESG-Kriterien jedoch für den richtigen Ansatz.

Vom bezahlbaren Wohnraum bis zur klimaresilienten Stadt: Die Umfrage zeigt, dass eine nachhaltige Stadtentwicklung nur gelingen kann, wenn Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen. Beim Klimaschutz in Städten setzen die Befragten aus der Immobilienwirtschaft vor allem auf eine bessere öffentliche Infrastruktur und eine generell ökologische Stadtentwicklung. 65 Prozent fordern mehr Engagement der öffentlichen Hand beim Ausbau der Infrastruktur in den Städten. Die Hälfte ist davon überzeugt, dass Private/Public-Partnership-Modelle wieder an Bedeutung gewinnen werden. Auch im Wohnungsbau wünschen sich 59 Prozent eine engere Zusammenarbeit, während 72 Prozent an einer Vereinfachung der Regelungen in diesem Bereich arbeiten wollen. Es ist allgemein anerkannt, dass der Staat den Mangel an bezahlbarem Wohnraum nicht allein beheben kann.

Pflege- und Wohnimmobilien stark nachgefragt

Pflege- und Wohnimmobilien werden in der Umfrage als die Objektarten mit dem höchsten Bedeutungszuwachs bewertet (69 bzw. 68 Prozent). Die Segmente Gesundheit (54 Prozent), Logistik (ebenfalls 54 Prozent) und gemischt genutzte Immobilien (53 Prozent) belegen die Plätze 3, 4 und 5. Mit Blick auf das Bürosegment prognostizieren zwei Drittel der Befragten dem Coworking-Trend auch in Zukunft ein starkes Wachstum. Im Einzelhandel erfreuen sich Fachgeschäfte großer Beliebtheit (69 Prozent), deutlich vor Straßenläden (46 Prozent), Einkaufszentren (23 Prozent) oder Factory Outlets (15 Prozent). Im Bereich Wohnimmobilien stehen Seniorenwohnungen (82 Prozent) und geförderter Wohnungsbau / sozialer Wohnungsbau (80 Prozent) ganz oben auf der Rangliste. Wer in Wohnen investiert, Büro- und/oder gemischt genutzte Immobilien bleiben ihrer jeweiligen Anlagestrategie treu: 89 Prozent planen keine Verschiebung zwischen den Segmenten. Die begehrtesten Lagen für Wohn- und Büroimmobilien sind laut Umfrage vor allem B- und C-Lagen im Einzugsgebiet von Großstädten.

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