Wer draußen in der Natur unterwegs ist, erwartet auch von seiner Bekleidung, dass sie nachhaltig und umweltfreundlich ist. Doch das ist immer einfacher gesagt als getan, wie luckx – das magazin recherchierte.
Umweltfreundlich
Ob Naturprodukte oder synthetische Materialien: Outdoorer und Sportler erwarten umweltverträgliche Bekleidung und Equipment. Denn wer zuhause Müll trennt, Abfälle auf der Wanderung wieder mit nach Hause trägt, erwartet auch von den Herstellern der Bekleidung die Einhaltung von ökologischen Standards. Doch hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Funktionsbekleidung aus synthetischen Materialien können bisher nur von sehr wenigen Herstellern fast umweltverträglich hergestellt werden. So entsteht beim Waschen von funktioneller Sportbekleidung oft Mikroplastik. Deshalb sollten neue Teile in einem Wäschenetz gewaschen werden. Diese fangen – wenn auch nur im begrenztem Umfang – das Mikroplastik auf. Das gilt natürlich auch von gebrauchten Schmuckstücken. Doch welche Stoffe gibt es eigentlich auf dem Markt und wie kann mit diesen umgegangen werden? Ein Klärungsversuch .
Merinowolle: eine ökologische Alternative
Sie wärmt bei Kälte, kühlt bei Hitze, ist super weich und so langlebig wie pflegeleicht: Merinowolle hat viele natürliche Kräfte, die sie zum idealen Material für Outdoor-Bekleidung und einer wirklich nachhaltigen Alternative zu Synthetik-Fasern machen. Außerdem trocknet sie viel schneller, als zum Beispiel Baumwolle. Ein weiterer Vorteil: Sie nimmt lange keine unangenehmen Gerüche auf. Außerdem: Merinowolle ist ein wirklich nachhaltiger Rohstoff, weil er natürlich und ressourcenschonend nachwächst, langlebig ist und rückstandslos abgebaut wird. An standardisierten Siegeln lässt sich erkennen, ob die Wolle zudem fair gehandelt wurde und aus umweltverträglicher, artgerechter Tierhaltung stammt.
Baumwolle: auf Bio-Siegel achten
Baumwolle gehört zu den ältesten und wichtigsten Rohstoffen der Textilindustrie. Für Outdoor-Stoffe und Active Wear ist sie aber nur bedingt geeignet. Trotzdem spielt sie auch in diesem Sektor eine große Rolle: in behandelter Form, beschichtet oder als Teil von Mischgeweben. Baumwolle ist ein nachwachsender Rohstoff. Die Fasern sind sehr weich und sorgen auf der Haut für ein angenehmes Tragegefühl. Allerdings trocknen Baumwollstoffe schlecht und sind nicht atmungsaktiv. Ein weiterer Nachteil: Der konventionelle Baumwoll-Anbau benötigt extrem viel Wasser, das zwar nicht verloren, aber nicht für andere Produkte gleichzeitig genutzt werden kann. Der Verbrauch bei Bio-Baumwolle ist zwar auch nicht unerheblich, aber deutlich geringer als bei konventionell angebauten Pflanzen. Zudem ist der Einsatz von Chemikalien und gentechnisch verändertem Saatgut verboten.
Viskose: besser als vollsynthetische Stoffe
Viskose gehört zu den beliebtesten Rohstoffen der Textilbranche. Sie ist weich wie Seide, aber wesentlich günstiger und unkomplizierter, besonders hautverträglich und darüber hinaus auch klimaregulierend. Eine Faser, wie geschaffen für Sportbekleidung und Outdoor-Textilien. Viskose wird in einem chemischen Verfahren aus Zellulose gemacht, die in Holz enthalten ist. Dieses Verfahren ist der Grund, warum Viskose ein halbsynthetischer Rohstoff ist. Bei der Herstellung von Viskose wird kein Erdöl verwendet und der Zellulose-Anbau kommt meistens ohne Pestizide aus. Trotzdem ist konventionelle Viskose nicht nachhaltig, denn der chemische Prozess ist extrem energieaufwendig.
Elasthan: beste Performance, aber nicht recycelbar
Die Kunstfaser Elasthan, auch „Lycra“ oder „Spandex“ genannt, ist nahezu jeder Sportbekleidung beigefügt. Sie sorgt für beste Performance, Passgenauigkeit und Tragekomfort. Denn die Kunstfaser lässt sich bis zu 700 Prozent in die Länge ziehen ohne auszuleiern. Aber: Elasthan entsteht im Chemielabor auf synthetischer Basis. Es muss laut EU-Textilkennzeichnungsverordnung aus mindestens 85 Prozent Polyurethan bestehen, ein Material, das aus Erdöl und Erdgas gewonnen wird. Für die Produktion ist ein enormer Energieaufwand erforderlich, und die dabei entstehenden Zwischenprodukte sind problematisch für die Umwelt. Bis dato konnte auch kein ausgereiftes Verfahren für die Wiederverwertung von synthetischen Stoffen wie Elasthan entwickelt werden.
Polyester: gute Eigenschaften, schlechte Ökobilanz
Aus Polyestergarn ist zum Beispiel Fleece oder Neopren gefertigt. Polyesterfasern sind dreimal feiner als Seide und können zu super kleinporigen Stoffen gewebt werden, die wind- und wasserdicht sind. Meist bestehen die Kunstfasern aus Polyethylenterephthalat – kurz PET – oder Polycarbonat, aber auch zahlreiche andere Kunststoffe liefern die Basis für Polyester. Großes Problem: Die Kunstfaser ist so robust, dass sie kaum abgebaut werden kann. In der Waschmaschine löst sich Mikroplastik aus dem Polyestergewebe und gelangt übers Abwasser in die Umwelt. Und auch bei der Herstellung gibt es Schattenseiten. Zwar wird weniger Wasser als bei der Produktion von Baumwolle benötigt, der Energieaufwand ist allerdings viel höher. Polyester wird aus Erdöl gemacht und kommt nicht nur in Textilien vor, sondern auch in PET-Flaschen, plastikhaltigen Produkten und Verpackungen.
Mischgewebe: gute Eigenschaften, trotzdem problematisch
In den seltensten Fällen werden Kleidungsstücke aus nur einem Inhaltsstoff gefertigt: Mischgewebe aus Baumwolle und Polyester, Merinowolle und Elasthan, Viskose und Nylon – die Möglichkeiten sind endlos. Die Kombination hat zum Ziel, deren nachteilige Eigenschaften zu kompensieren, beziehungsweise die unterschiedlichen Vorteile zu vereinen. Auch wenn Mischgewebe aus Natur- und Kunstfasern viel Positives mit sich bringen, ganz unproblematisch ist ihre Kombination nicht. Jede Synthetik-Faser setzt beim Waschen immer Mikroplastik frei, das über das Abwasser direkt in die Umwelt gelangt. Außerdem: Es gibt bisher noch keine ausgereifte Technologie, um Kunstfasern aus Mischgeweben erneut zu recyceln, weil die Trennung der verschiedenen Bestandteile sehr schwierig ist.