Herbst und Winter sind die Zeiten von Erkältungskrankheiten. Okay, die letzten beiden Winter waren wir davon fast verschont. Den Corona-Masken sei dank. Doch wie lässt sich auch ohne Masken das Immunsystem auf die kalte Jahreszeit vorbereiten? Luckx – das magazin hat recherchiert.
Reize setzen
Wer Sport treibt, weiß wie Reize gesetzt werden. Nach dem Training kommt die Erholung. Also das Gegenteil einer Belastung. Bei der Sauna ist es ähnlich: Nach der Hitze kommt die Abkühlung. Also ein relativ einfacher Prozess. Regelmäßiges Saunieren fördert die Fähigkeit des Körpers zur Kälteadaptation, der Anpassung an eine kühlere Umgebung. Das heißt, wir fühlen uns schon bald auch bei etwas niedriger Raumtemperatur genauso wohl ist aus den Studien von Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Resch vom Deutschen Institut für Gesundheitsforschung in Hof/Saale hinreichend bekannt..
Außerdem wissen wir, dass körperliches Training wichtig für den Muskelaufbau und die Gesundheit ist. Aber wie baut man aktiv die Fitness des Immunsystems auf? Professor Karl-Ludwig Resch forscht schon seit vielen Jahren zum Thema „Saunabaden, Wärme- und Kälteregulation“. Er kommt zu dem Ergebnis: „Regelmäßiges Saunabaden führt schon nach wenigen Monaten dazu, dass der Körper mindestens die Hälfte aller Infektionen erfolgreich abwehren kann.“ Warum das so ist, verdeutlicht ein Blick in die biologischen Abläufe.
Wärme als Schutzschild
Bei starker Wärmeeinwirkung versucht der menschliche Körper einerseits, die Wärme abzuführen und die Haut zu kühlen. Die Blutgefäße werden weitgestellt, das Herz pumpt schneller, wie bei einem Automotor-Kühlsystem führen die kleinen Blutgefäße unter der Haut die Wärme ab. Wird eine gewisse Toleranzschwelle überschritten, aktiviert sich ein zweites Kühlsystem: Die Haut sondert Schweiß ab, der verdunstet. So entsteht Kälte, die jetzt das Blut in den Kapillaren abkühlt. Der Körper selbst setzt Wärme aber auch als Abwehr gegen Bedrohungen wie zum Beispiel Infektionen ein, wie der Arzt und Wissenschaftler erläutert: „Wie ein Turbo wirkt Wärme auf viele Katalysatoren im Körper und lässt viele Stoffwechselvorgänge erheblich schneller ablaufen. Der Körper produziert bei erhöhter Wärmezufuhr spezielle Botenstoffe, ‚freie Radikale‘ und ‚Heat-Shock-Proteine‘. Diese fungieren als eine Art „Sparringspartner“ für das Immunsystem, weshalb regelmäßiges Saunieren Fitness und Schlagkraft des Immunsystems hoch effektiv verbessert“.
Wärme und Kälte
Steigenden Temperaturen passen sich Menschen an: Untersuchungen haben gezeigt, dass bei längerfristigen Veränderungen der Umgebungstemperatur oder auch bei kurzen Wiederholungen, wie zum Beispiel beim regelmäßigen Saunabad, das Stressniveau abnimmt und die Schweißproduktion schneller startet. Diese Adaptation führt zu einer deutlich erhöhten Wärmetoleranz und einer effizienteren Wärmeregulation bei trockener Hitze, wie sie in der Sauna herrscht.
Bei Kälte hingegen muss der Körper versuchen, dem Wärmeverlust und der damit verbundenen drohenden Auskühlung entgegenzuwirken. Die Fähigkeit dazu hat der Mensch im Laufe seiner Evolution jedoch weitgehend verloren, Grund ist auch der zunehmende Gebrauch isolierender Kleidung. Wärmeverlust versucht der Körper zunächst durch eine Verringerung der Hautdurchblutung auszugleichen – sichtbares Zeichen: die Gänsehaut. Reicht das nicht aus, folgt das Zittern als Ausdruck erhöhter Muskelaktivität.
Ob warme oder niedrige Temperaturen – der Körper gewöhnt sich bei wiederholter Aussetzung an beide Extremsituationen und reguliert sich selbst. So Prof.Resch weiter: „Gerade Studien zum Saunabaden, das typischerweise immer aus einer ausgewogenen Kombination aus Wärmereiz und Kältereiz besteht, haben belegt, dass die vegetative Wärme- und Kälteregulation trainiert und dadurch auch die Fitness des Immunsystems gesteigert wird.“
Regelmäßiges Saunieren fördert also nicht nur starke Immunkräfte, sondern auch die Fähigkeit der körperlichen Kälteadaptation, der Anpassung an eine kühlere Umgebung. Menschen fühlen sich auch bei etwas niedriger Raumtemperatur wohl – Saunagänger können dem kommenden Winter als durchaus entspannter entgegenblicken.