Alles hat seinen Preis

Deutsche gehören zu den Sparweltmeister. Wirklich? Wenn wir uns den Luxus von Kaffeekapseln gönnen, kann es mit der Sparweltmeisterschaft nicht weit her sein, wie luckx – das magazin recherchierte.

Sparen

Das Thema ist nicht neu, bekommt aber einen deutlichen neuen Aspekt im Rahmen der Energiekrise und des damit verbundenen Verbrauchs. Denn bekanntermaßen werden die Kaffee-Kapseln aus Aluminium hergestellt. Auch wenn so mancher Kaffee-Kapseln-Hersteller mit Umweltschutz und seiner Recyclingquote wirbt: Mehr als 70 Prozent der Kapseln landen im Müll; also werden nicht recycelt. Das sind jährliche mehrere Milliarden Kapseln. Darüber hinaus kann für Kaffeekapseln auch nur reines, also nicht recyceltes, Aluminium genutzt werden. Denn jede Verunreinigung macht das Aluminium für die Kapselproduktion unbrauchbar. Bekanntermaßen gehört gerade die Aluminium-Produktion zu den großen Energieverbrauchern.

Die meisten Kapseln werden verbrannt

Immer wieder prangern Umweltverbände den riesigen Müllberg an, der durch kleine, kaffeegefüllte Kapseln aus Aluminium entsteht. 8.000 Tonnen Verpackungsmaterial fallen dadurch in Deutschland jedes Jahr an. Alles halb so schlimm, sagen Kapselhersteller und der „Grüne Punkt“, Deutschlands größter Mülltrennsystem-Betreiber. Schließlich ließen sich die Kapseln doch prima wiederverwerten.

Auf den ersten Blick stimmt das sogar: Aluminium-Kapseln ließen sich prinzipiell gut aus dem Verpackungsmüll herausfiltern, sagt Norbert Völl, Sprecher der Gesellschaft „Grüner Punkt“. Im Gegensatz zu den meisten Kunststoffverpackungen hat Aluminium zudem eine hohe Recyclingquote von etwa 75 Prozent. Das Problem: Die meisten Menschen werfen die Kapseln nicht in die gelbe Tonne oder den gelben Sack, wo die Verpackungen hingehören. „Sie werden zu einem großen Teil im Restabfall entsorgt und dann verbrannt“, erklärt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelt Hilfe. Ein weiteres Problem: Selbst wenn alte Kaffeekapseln eingeschmolzen werden, lassen sich daraus nur noch minderwertigere Aluminium-Produkte herstellen. Für die Herstellung neuer Kapseln eignet sich das alte Aluminium nicht. Es würde sich bei den hohen Temperaturen in der Kaffeemaschine verformen. Selbst wenn Verbraucher die Kapseln also richtig entsorgen, gibt es keinen wirklich geschlossenen Recyclingkreislauf.

Umweltbelastung

Im Jahr 2016 haben wir in Deutschland 3,1 Milliarden Kaffee-Kapseln verbraucht. Um eine solche Menge herzustellen, müssen etwa 31.000 Tonnen Neu-Aluminium aus dem Erz Bauxit geschaffen werden. Bei der Herstellung aller Alu-Kapseln, die wir 2016 in Deutschland verbraucht haben, entstanden rund 25.000 Tonnen CO2. Dazu giftiger Rotschlamm, der die umliegenden Gewässer in den Abbaugebieten verseucht. Wiederverwendbare Kaffeekapseln können eine Alternative sein, wenn es unbedingt der Kapsel-Automat sein soll. Mit jeder Wiederbefüllung spart die Mehrwegkapsel Aluminium: Und zwar jedes Mal so viel, wie eine Einwegkapsel wiegt. Das sind durchschnittlich 3 Gramm pro Verwendung. Bereits nach etwa 7 Benutzungen hat die Mehrwegkapsel ihr Eigengewicht eingespart. Zudem bestehen die Mehrwegkapseln aus Edelstahl: Für die Herstellung von 20 Gramm Edelstahl sind deutlich weniger Rohstoffe und Energie notwendig, als für die Herstellung von Kunststoff oder Aluminium. Es entstehen zudem weniger Emissionen.

Luxus

Doch welchen Vorteil haben denn Kapsel-Automaten? Ganz klar, die Maschine brüht den Kaffee selbstständig und kommt mit weniger Energie und Kaffee aus. Doch zu welchem Preis? In einer Kapsel sind etwa 5 Gramm Kaffee. Für einen Filterkaffee werden ca. 8 Gramm pro Tasse gerechnet. Ein Preisvergleich zeigt schnell, dass der Kapselautomat ein wahres Luxusgetränk liefert. Rund 70 Euro kostet das Kilogramm des coffeinhaltigen Getränks. Wer sich den Rohstoff für seinen Morgenkaffee beim Discounter oder seinem Dealer besorgt, ist mit 10 bis 20 Euro dabei. Und für 70 Euro gibt’s dann schon ein paar edlere Produkte. Wer dann noch eine Papier-Filtertüte nutzt, startet mit weniger Umweltbelastung und einem Luxusgetränk in den Tag.

Das geht natürlich auch mit Mehrwegkapseln. Den Kaffee für diese Kapsel kann selbst gemahlen werden. Dabei bleibt immer noch die Reinigung der Kapseln. Luxus ist manchmal nicht perfekt.