Rot, Weiß oder Rosé?

Dieses Mal geht es nicht – wie es die Überschrift andeutet – um Wein. Dieses Mal geht es um den Weihnachtsstern. Zur Weihnachtszeit schmücken eine Vielzahl dieser Pflanzen alljährlich unsere Wohnung. Mehrere Millionen Exemplare gehen über den Ladentisch, wie luckx – das magazin recherchierte.

Wissenswertes

Der Weihnachtsstern gehört zu den meistverkauften Topfpflanze in Deutschland. Die roten Blätter der Pflanze sind, anders als von vielen gedacht, botanisch gesehen nicht ihre Blüten. Tatsächlich handelt es sich dabei um sogenannte Hochblätter – die eigentlichen Blüten sind eher unscheinbar. Diese gelblich-grünen Blüten sitzen in der Mitte der farbigen Hochblätter. In freier Wildbahn dienen die Hochblätter dazu, Insekten anzulocken, um die Pflanze zu bestäuben. Die Wildform zeigt ausschließlich rote Hochblätter – alle anderen Farbvarianten sind Züchtungen. Im Gegensatz zu den kleinwüchsigen Zuchtformen kann sich Euphorbia pulcherrima in der Natur zu einem kleinen Baum entwickeln, der bis 4 oder 5 Meter hoch werden kann.

Der Weihnachtsstern gehört zu den Wolfsmilchgewächsen (Euphorbiaceae), der auch weitere berühmte Vertreter angehören, etwa der Kautschukbaum oder der Christusdorn. In der Pflanzenfamilie der Euphorbien gibt es Pflanzen-Arten, die auch arzneilich genutzt werden können. Der milchige Saft der in Nordafrika vorkommenden Art Euphorbia resinifera wurde in der dortigen Volksmedizin als Abführ- und (Haut-)Reizmittel, bei Regelstörungen, Warzen und Geschwüren verwendet. Als Urtinktur kommt Euphorbium vor allem bei Entzündungen der Atemwege zum Einsatz, beispielsweise bei Nasennebenhöhlenentzündungen (Sinusitis).

Die Heimat des Weihnachtsstern sind die tropischen Zonen unserer Erde

Der wissenschaftliche Name des Weihnachtssterns, Euphorbia pulcherrima, heißt so viel wie die „Schönste der Euphorbien“. Ursprünglich beheimatet ist die Pflanze in den tropischen Laubwäldern Mexikos, Mittel- und Südamerikas. In der mesoamerikanischen Zivilisation der Azteken spielte der Weihnachtsstern als Symbol der Reinheit eine bedeutende Rolle. Die Angehörigen der Hochkultur bepflanzten ihre Gärten mit der farbenprächtigen Pflanze und schmückten damit ihre Tempelanlagen. Der Weihnachtsstern wurde damals allerdings auch ganz praktisch genutzt: Aus den Blättern wurde ein roter Farbstoff gewonnen und der Milchsaft wurde zur Fiebersenkung verwendet.

In Nordamerika ist der Weihnachtsstern als Poinsettie bekannt, benannt nach dem US-amerikanischer Botschafter in Mexiko Joel Poinsett. Er brachte die Pflanze 1828 in seine Heimat in South Carolina, von wo aus sie sich weltweit verbreitete. Erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sie sich als klassische „Weihnachtsblume“ etabliert.

Standortwahl

In unseren stark geheizten Räumen findet die tropische Pflanze jedoch keine optimalen Bedingungen vor. Erfolgreiche Züchtungen haben aber dazu geführt, dass seit den 1950er Jahren die Weihnachtssterne auch den erschwerten Bedingungen geheizter Räume rund um Weihnachten standhält. Pralle Sonne mag die Pflanze nicht, wohl aber ausreichend Licht. Ideal sind daher helle Standorte an Fenstern, die Richtung Westen oder Osten gehen. So bekommt die Pflanze auch im Haus mehrere Stunden Licht, ohne dass die Blätter durch direkte Sonneneinstrahlung verbrennen.

Immer häufiger stellen sich Verbraucher die Frage, ob der Weihnachtsstern auch mehrere Jahre seinen Dienst in der häuslichen Umgebung tun kann? Denn die meisten Exemplare landen auf dem Kompost. Das ist nicht unbedingt der nachhaltigste Umgang mit Pflanzen. So gelangte 2021 rund 20 Millionen Weihnachtssterne als Saisonware in Verbraucherhand. Das entspricht fast einem Fünftel aller in Deutschland aufgezogenen Topfpflanzen. Doch die Pflanze lässt sich so pflegen, dass sie auch mehrere Jahre die Hochblätter in einem leuchtenden Rot oder Weiß erstrahlen lassen kann.

Zunächst gilt es, die beliebte Zimmerpflanze erfolgreich durch den Winter zu bringen. Verliert die Pflanze schon vor Weihnachten ihre grünen Blätter und/oder bunten Blätter deutet dies in der Regel auf falsche Pflege hin: Sie bekommt zu viel Wasser, es hat sich Staunässe gebildet oder es ist der Pflanze zu kalt oder zu warm. Optimal für den Weihnachtsstern sind Temperaturen zwischen 18 und 22 Grad Celsius. Überheizte Räume in Herbst und Winter sind also auch nicht ideal. Gleiches gilt für die zu kleinen Töpfe und billiges Substrat, was die Pflanze zwar zu einer günstigen Massenware macht, aber eben nicht dauerhaft überlebensfähig.