Es ist nicht neu, wird aber immer wieder gern diskutiert: Die Energieeffizienz von Wohn- und Gewerbeimmobilien. Doch im Rahmen der steigenden Heizkosten kann nicht genug darauf verwiesen werden. Wie die aktuelle Situation bei Hausangeboten aussieht, hat luckx – das magazin recherchiert.
Energieverbrauch senken
Angesichts massiv steigender Heizkosten sparen viele Haushalte bei ihrem Energieverbrauch. Das geht leichter, je besser der energetische Zustand der bewohnten Bausubstanz ist. Deshalb fördert die Bundesregierung energetische Sanierungen, allein im vergangenen Jahr mit acht Milliarden Euro. Doch wie ist der aktuelle energetische Status des Immobilienbestands in Deutschland? Die Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken hat 8015 Immobilienangebote von Einfamilienhäusern auf der Verkaufsplattform immonet.de analysiert. Die Analyse zeigt, dass ein großer Teil der Immobilien in den schlechtesten Energieeffizienzklassen liegt. Hier besteht erheblicher Instandsetzungsbedarf.
Von den untersuchten Anzeigen haben 4416 Angaben zur Energieeffizienz gemacht. Danach liegen nur 17 Prozent in den drei Klassen A+ bis B. Zusammen mit der Energieeffizienzklasse C machen Neubauten 26 Prozent der Angebote aus. Im energetischen Zustand der Bausubstanz gibt es starke regionale Unterschiede: In Chemnitz gehören 41 Prozent der Hausangebote in die drei besten Energieeffizienzklassen. In Dresden sind es 31 Prozent, in München 29 Prozent und Berlin 28 Prozent. Zu den Schlusslichtern gehören Stuttgart, wo 61 Prozent der angebotenen Immobilien eine der drei schlechtesten Energieeffizienzklassen angeben, in Bochum sind es 59 Prozent und in Bremen 56 Prozent.
60 Prozent der Angebote haben eine schlechte Energieeffizienzklasse
Insgesamt hat die Mehrheit der untersuchten Einfamilienhäuser eine schlechte Energiebilanz. In den Energieklassen mit der geringsten Effizienz (ab Klasse E) liegen knapp 60 Prozent aller angebotenen Häuser. Über ein Viertel der Häuser gehört sogar zu den zwei schlechtesten Energieeffizienzklassen G und H. Deren Energieverbrauch ist mit mehr als 200 kWh/m² doppelt so hoch wie in der mittleren Effizienzklasse D, zu der 14 Prozent der angebotenen Häuser gehören.
Die mit Abstand am häufigsten angegebene Heizungsart bei den analysierten Immobilien sind Gasheizungen, die – als alleinige Heizungsart – 65 Prozent der angegebenen Energieträger ausmachen. Ausschließlich mit Öl heizen 16 Prozent der angebotenen Häuser. Nur in wenigen Fällen werden Energieträger kombiniert. Das bedeutet auch: Angesichts der massiv steigenden Gaspreise werden sich für Mehrheit der Hausbesitzer die Heizkosten deutlich erhöhen.
Die viel diskutierte EU-weite Sanierungspflicht von Wohngebäuden ist zwar seit Oktober 2022 vom Tisch. Allerdings besteht für die Mitgliedsstaaten die Auflage, bis 2033 den durchschnittlichen Primärenergieverbrauchs im gesamten Wohngebäudebestand so weit zu verringern, dass der Verbrauch höchstens dem Niveau der Gesamtenergieeffizienzklasse D entspricht. Beim Blick auf die untersuchten Hausangebote wird deutlich, wie weit entfernt die vorhandene Bausubstanz von diesem Ziel ist. Der durchschnittlich angegebene Energieendverbrauch der untersuchten Hausangebote liegt bei 175 kWh/ m² – und damit im mittleren Bereich der Energieeffizienzklasse F.
Dipl.-Ing. Marco Götze, Vorsitzender der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken, kommentiert die Ergebnisse der Analyse: „Die Zeichen stehen schon lange auf energieeffiziente Gebäudesanierung. Dass viele Besitzer von Einfamilienhäusern diese Kosten scheuen, zeigt der große Anteil von unsanierten Häusern mit schlechter Energieeffizienz, die zum Verkauf stehen. Gleichzeitig macht die aktuelle Energiekrise deutlich, dass eine solide Bausubstanz Kosten spart. Hausbesitzer sollten sich auf Auflagen zur Sanierung von Gebäuden einstellen. Schließlich soll europaweit der Energieverbrauch des Wohngebäudebestands in den kommenden zehn Jahren deutlich gesenkt werden. Das wird nur über bauliche Maßnahmen geben. Je eher Hausbesitzer die Bausubstanz ihrer Immobilien überprüfen und instandsetzen, umso besser. Schließlich gibt es jetzt schon aufgrund von Fachkräftemangel und Materialknappheit zum Teil Wartezeiten in der Baubranche.“