Es ist mehr als fahrlässig: Da werden Kronkorken einfach in der Landschaft entsorgt. Schon manchen Sportler musste aus der Kniescheibe der Kronkorken entfernt werden, der unachtsam einfach nach dem vorherigem Spiel auf Spielfeld geschnipst wurde. Doch nicht nur Sportler leiden darunter, wie luckx – das magazin recherchierte.
Münchner Umweltproblem
Es ist der Kronkorken und nicht ein Problem-Bär, der im Herbst 2022 die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) zusammen mit Partnern von ColorSwell und Voice of the Seas im Rahmen einer Isar-Müllsammelaktion auf 1,3 Kilometern stattliche 12.000 Kronkorken sammeln ließ. Auf eine anschließende Kontaktaufnahme mit Brauereien aus München, um gemeinsam Lösungen für die Kronkorken-Problematik zu eruieren, folgte Mitte Februar ein erster Gedankenaustausch. Fest steht schon jetzt: Mit einer einzelnen Aktion ist es nicht getan.
Doch beileibe ist es nun kein reines Münchner Brauerei Problem. Denn Kronkorken befinden sich auf vielen Getränkeflaschen. Es ist auch kein Kavaliersdelikt, den Verschluss einer Bier- oder Limonadenflasche in der Natur zu entsorgen. Der im Deckel enthaltene Kunststoffanteil (Polyethylen) bzw. das daraus entstehende Mikroplastik gehört ebenso wenig in die Umwelt wie das gut zu recycelnde Weißblech. Dennoch finden sich am Straßenrand, in Naherholungsgebieten oder an stark frequentierten Uferabschnitten verschiedener beliebter Ausflugsflüsse unzählige Kronkorken, die überwiegend von Bierflaschen stammen.
Gemeinsam nach Lösungen suchen
Dass die Deckel in der Natur nichts verloren haben, darüber herrschte beim Treffen zwischen Dipl.-Biologin Verena Platt-Till und Mathias Hansen (beide GRD) mit Dipl. Kfm. Andreas Maisberger, Geschäftsführer des Vereins Münchener Brauereien e.V. und Dipl.-Ing. Thomas Reiter, Abteilungsleiter Externe Qualitätssicherung bei der Augustiner Brauerei, Einigkeit. Wesentlich intensiver besprochen wurde die Frage nach praktikablen Lösungsansätzen, seien diese nun technischer Art in Form von Dosen-Abfüllung oder dem Einsatz eines Bügelverschlusses oder aber – mit Blick auf die Konsumenten – kommunikativer Art. Die Sensibilität in der Bevölkerung dahingehend zu erhöhen, die Flaschenverschlüsse nachhaltig zu entsorgen, ist ein Ansatzpunkt und kann nur mittels intensiver Aufklärungsarbeit gelingen. Auch in diesem Punkt bestand Konsens.
Viele Aktionen erforderlich
Welche Wege aber führen zum Ziel? Sicherlich kein Einzelner, dafür ist das Thema zu vielschichtig. „Auch kann es nicht Sinn und Zweck sein, eine Müllsammelaktion nach der anderen zu organisieren. Es müssen bereits in einem früheren Stadium signifikante Veränderungen herbeigeführt werden, damit der Deckel erst gar nicht in die Umwelt gelangt“, betont Verena Platt-Till beim Treffen mit den Brauereivertretern. Dass die Vertreter der Brauindustrie ein offenes Ohr für die Thematik haben, zeigte sich während des Treffens mehrfach. Dies ist keinesfalls überraschend, da die Brauereien in jüngster Vergangenheit bereits viele Maßnahmen im betrieblichen Umweltschutz und im Umweltmanagement umgesetzt haben, die zu mehr Nachhaltigkeit in den Betrieben führten.
„Die Brauereien haben Umweltschutz und Nachhaltigkeit als wesentliche Grundsätze und stetigen Verbesserungsprozess bei allen Produktionsschritten immer im Blick – auch und gerade beim Thema Verpackung, Recycling, Pfandsystem und Abfallvermeidung. Insofern ist selbstverständlich auch hier die Bereitschaft da, bei der Lösungssuche mitzuwirken“, brachte es Andreas Maisberger auf den Punkt. Über bestehende Netzwerke gilt es nun, weiteres Know-how zu bündeln und lösungsorientierte Strategien zu entwickeln.