Psychische Belastungen

Es ist überhaupt nicht ungewöhnlich, wenn Menschen über psychische Belastungen klagen. Denn immer mehr müssen wir uns mit allen möglichen Informationen auseinandersetzen. Wie damit umgegangen werden kann, hat luckx – das magazin recherchiert.

Was tun?

Die Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO lassen aufhorchen: Laut ihrem im Juni 2022 veröffentlichten Bericht über mentale Gesundheit leben weltweit fast eine Milliarde Menschen mit einer psychischen Krankheit – fast jeder achte Mensch der Welt. In Deutschland erfüllt laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) sogar mehr als jeder vierte Erwachsene im Zeitraum eines Jahres die Kriterien einer psychischen Erkrankung. Zu den häufigsten gehören demnach Angststörungen, Depressionen oder Störungen durch Alkohol- oder Medikamentengebrauch. Eine gewaltige Belastung in erster Linie für Erkrankte, aber auch für Gesellschaft und Gesundheitswesen.

Was kann gegen Depressionen helfen?

Dass regelmäßige Bewegung und Sport prophylaktisch nicht nur vor Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Störungen, Diabetes, schweren Corona-Verläufen oder eben auch psychischen Erkrankungen helfen, ist kein Geheimnis. Weniger geläufig ist jedoch, wie erfolgreich Sport auch in der Therapie eingesetzt werden kann. Waldläufe und Jogging gegen Depressionen – bewegt man sich da nicht in gefährlichem Homöopathie-Fahrwasser? Im Gegenteil: Immer mehr Praxen und Therapeuten bieten inzwischen Lauftherapien an. Zahlreiche Studien belegen, dass vor allem Ausdauersportarten wie Joggen, Walken oder Radfahren in der Therapie von leichten Depressionen geeignet sind. Sie erhöhen den Spiegel des Belohnungshormons Serotonin, verringern die Ausschüttung von Stresshormonen und sorgen so für mehr Wohlbefinden. „Beim Laufen begreifen die Patienten, dass sie Dinge aus eigener Kraft schaffen können. In den acht Wochen im Wald zeigen sich oft mehr Symptomverbesserungen als nach vielen Sitzungen in der Praxis”, sagt Diana Stöckel, Psychologische Psychotherapeutin und ausgebildete Lauftherapeutin: „Jeden Schritt machen diese Menschen dabei aus eigener Kraft. Also können sie ja gar nicht so schlecht sein, wie sie denken.”

Lauftherapie

Vor allem in der Gruppe sei Lauftherapie eine geeignete Stütze in der Behandlung von Depressionen und Angstzuständen, betont eine Sprecherin der Deutschen Stiftung Depressionshilfe: „Der regelmäßige Termin gibt Struktur und wirkt gegen Antriebslosigkeit. Außerdem wirkt die Gemeinschaft stärkend.“ Auch andere Sportarten wie Schwimmen, Tanzen oder Yoga können mit dem richtigen Trainingsplan bei der Bewältigung von leichten oder mittelgradiger Depression helfen. Eine norwegische Studie kam sogar zum Resultat, dass ostasiatischer Kampfsport eine bessere Wirkung entfalten konnte als das Auspowern am Home-Trainer. Hier gilt: Je befriedigender die Sportart subjektiv wahrgenommen wird, desto besser. Studien zeigen: Es funktioniert. Laut der Schweizer Gesellschaft für Sportpsychiatrie und -psychotherapie habe sich ein 3-mal wöchentliches Ausdauertraining von je 40 bis 60 Minuten über mindestens 10 Wochen bei leichten bis mittelgradigen Depressionen sogar als ähnlich wirksam erwiesen wie eine Pharmako- oder Psychotherapie. Auch ein australisches Forscherteam empfiehlt mindestens drei Trainingseinheiten pro Woche von je 30 Minuten bei moderater bis starker Intensität über mindestens acht Wochen.

Was kann bei stationärer Behandlung eingesetzt werden?

Auch bei der stationären Behandlung von Depressionen sei ein Ausdauertraining mehrmals wöchentlich als Add-on-Therapie sinnvoll und weise einen „signifikant positiven Effekt auf die depressive Symptomatik“ auf. Selbst in der Behandlung von Schizophrenie, die ihren Ursprung häufig schon in jungen Jahren hat, kann Sport wirken: Die Europäische Gesellschaft für Psychiatrie (EPA) hat in einer Metastudie eine Reduktion der psychopathologischen Schizophreniesymptome bei regelmäßiger sportlicher Bewegung von moderater bis hoher Intensität über mindestens 90 Minuten pro Woche erwiesen. Mindestens 150 Minuten aerobes Training pro Woche mit moderater bis hoher Identität sei laut der EPA zur therapeutischen Behandlung von Schizophrenie-Patienten wirkungsvoll.

Die Vorteile der Sport- und Bewegungstherapie liegen auf der Hand: Nicht nur ist sie in der Regel preiswerter als in Forschung und Produktion teure Medikation. Zudem kann ärztlich abgestimmtes Training die Nebenwirkungen einer medikamentösen Therapie entgegenwirken – etwa die Gewichtszunahme durch Antidepressiva ausgleichen. Dazu vermuten Psychologen einen positiven Effekt des Gefühls von Selbstkontrolle und Macht nach Überwindung des inneren Schweinehundes.