Remote work

Egal, wie wir nun das Arbeiten abseits von Büro und Homeoffice nennen, für viele hat sich eine völlig neue Arbeitswelt eröffnet. Doch was für die Wenigen mit Remote Work Möglichkeiten prima liest, birgt doch auch einiges an Konflikten, wie luckx – das magazin mit der Fortsetzung vom ersten Teil aufzeigt.

Wird fortgesetzt.

Konfliktpotenzial

Allerdings gibt es auch Fallstricke für Angestellte und Unternehmen: Koordinierte Workation-Programme erfordern einen hohen Planungsaufwand. Sind vor Ort Steckdosen vorhanden? Sind Adapter nötig? Gibt es eine stabile Internetverbindung und VPN? Oder scheitert es schon an einem Schreibtisch? Um Frust auf beiden Seiten zu vermeiden, muss zudem die Arbeitsweise im Vorfeld geklärt sein: Wann ist Arbeits-, was Urlaubszeit? Welche Calls und Meetings sind Pflichttermine und wie verlaufen, gerade zwischen unterschiedlichen Zeitzonen, Eskalations- und Feedbackschleifen möglichst zeitsparend und reibungslos? Die Antworten auf diese Fragen bestimmen letztlich darüber, ob das Konzept Workation im Einzelfall wirklich funktioniert, oder ob es in die Extreme Ineffizienz oder Non-Stop-Arbeitstag entgleist. Bei mehreren Workation-Anfragen lohnen sich deshalb standardisierte Prozesse und einheitliche Regeln.

Und: Workations sind ein Privileg, das längst nicht jedem vergönnt ist. In Handwerk, Produktion oder Dienstleistungsberufen führt in der Regel kein Weg an der Präsenzpflicht vorbei. Auch für Angestellte mit Kindern oder Pflegebedürftigen im Umfeld sind Workations häufig ein Ding der Unmöglichkeit. Diesen Daheimgebliebenen sollten Führungskräfte in Unternehmen, die Workation-Programme anbieten, Kompensationsmöglichkeiten anbieten, um Konflikten vorzubeugen.

Organisation

Ganz zu schweigen von Steuer- und Sozialversicherungsfragen: Während etwa EU-Bürger innerhalb der EU für kurzfristige Workations weitestgehend flexibel sein können, hängt der Sozialversicherungsstatus in Nicht-EU-Gebieten von Abkommen zwischen den einzelnen Staaten ab. Bei längerfristigen Workation-Plänen sollte auch vor einer Zusatzvereinbarung zum Arbeitsvertrag nicht zurückgeschreckt werden. Aber: Bei einem dauerhaften Aufenthalt im Ausland könnte selbst die schon nicht mehr ausreichen. Wo Workation aufhört und Home-Office mit Wohnsitz im Ausland anfängt und welche rechtlichen Anforderungen der jeweilige Status mit sich bringt, ist häufig von Staat zu Staat unterschiedlich.

Kein Wunder, dass gerade mittelständische Unternehmen vorsichtshalber nach dem Motto „Wer nichts macht, macht nichts verkehrt“ verfahren und Workations oder Remote Work im Ausland gar nicht erst gestatten. Immerhin: Besserung ist in Sicht. Die Popularität von Workations sorgt laut dem Personaldienstleiter Haufe weltweit zunehmend für Präzedenzfalle. Rechtliche Leitplanken seien demnach schon in Kürze zu erwarten.

Chance für die Tourismusbranche

Zudem haben sich inzwischen zahlreiche Tourismusanbieter und Regionen auf den Workation-Run vorbereitet und bieten Unterkünfte und Co-Working-Spaces an, die allen Arbeits- und Urlaubsansprüchen gerecht werden. CoworkationALPS etwa bietet in Bayern, Österreich und Italien 22 Coworkation-Locations an und trifft damit einen Nerv. „Vor allem ländliche Gebiete mit der Möglichkeit, Zeit in der Natur zu verbringen, sind sehr gefragt“, sagt Jurriën Dikken vom Europäischen Tourismus Institut (ETI).

Auch für die in den Corona-Jahren gebeutelten Hotel- und Gasthofbesitzer ist das eine Chance abseits der Hauptsaison. „Tourismusanbieter rivalisieren um ein begrenztes Zeitbudget pro Jahr. Coworkation ist prinzipiell ein ‚365 Tage-Ding‘ – somit ergibt sich das Marktpotenzial allein schon mathematisch“, so Georg Gasteiger, Inhaber des Mesnerhof-C in Tirol, der seinen Hof als Mitglied von CoworkationALPS ebenfalls für Workation-Aufenthalte anbietet.

Island bietet Workation-Interessierten an, ohne große bürokratische Hürden bis zu 180 Tage im Jahr auf dem Inselstaat remote arbeiten zu können. Das Emirat Ras Al Khaimah in den Vereinigten Arabischen Emiraten vergibt bis zu zwölf Monate gültige Workation-Visa und bietet Rabatte für Langzeit-Hotelaufenthalte und Mietwagen an.

Beliebte Workation-Orte

Der internationale Reiseanbieter Holidu hat in einem Ranking die besten Workation-Destinationen nach Kriterien wie den Remote-Arbeitsbedingungen, der Zahl von Co-Working-Spaces und Lebenserhaltungskosten zusammengestellt. Hier stehen mit Bangkok und Neu-Delhi zwei asiatische Städte an der Spitze. Gefolgt von den südeuropäischen Co-Working-Paradiesen Lissabon und Barcelona. Die Städte mit attraktiven Lebenshaltungskosten wie die Preise für Unterkunft, Essen und Getränke haben es auf die vorderen Plätze geschafft. Darüber hinaus sind diese Städte auf ihre Weise kulturelle Hotspots, die alle eine Reihe von beeindruckenden Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten bieten.

Die attraktivsten Städte für Workations laut der Holidu-Studie

Bangkok, Thailand

Neu-Delhi, Indien

Lissabon, Portugal

Barcelona, Spanien

Buenos Aires, Argentinien

Budapest, Ungarn

Mumbai, Indien

Istanbul, Türkei

Bukarest, Rumänien

Phuket, Thailand

Ob nun auf dem idyllischen Alpenhof oder im Co-Working-Wolkenkratzer: Workation ist gekommen, um zu bleiben. Airbnb-CEO Brian Chesky ist sich sicher, dass Remote Working und flexible Arbeitsorte „der bevorzugte Weg sein wird, wie wir in zehn Jahren arbeiten“.

Damit davon sowohl die Globetrotter als auch die Daheimgebliebenen profitieren, ist für Führungskräfte, Personalabteilungen, Politik und Gerichte aber noch viel zu tun.