Die Mieten steigen. Das ist ein Dilemma, was die deutsche Mieterbevölkerung schon seit Jahrzehnten betrifft. Seien es die Studierenden in den 1980er Jahren als auch die heutigen Familiensituationen. Ein Ende ist nicht in Sicht, wie luckx – das magazin recherchierte.
Jeder dritte Mieterhaushalt ist finanziell überlastet
„Bereits jetzt sind über sieben Millionen Haushalte mit ihren Wohnkosten überlastet, das ist jeder dritte Mieterhaushalt. Unsere neuesten Erkenntnisse über die derzeitige Wohnkostenbelastung der Mieterinnen und Mieter sind für die aktuelle Diskussion über die sozialgerechte Verteilung der Kosten für den Heizungsaustausch enorm wichtig“, erklärt der Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten. Grundlage sind aktuelle Zahlen des Öko-Instituts zur Mietsituation von Haushalten in Deutschland, insbesondere zur Entwicklung der Wohn- und Energiekostenbelastung von Mietenden, die im Rahmen einer vom DMB beauftragten Studie veröffentlicht wurden. Laut Studie müssen 3,1 Millionen mietende Haushalte für ihre Kaltmiete inklusive Heizkosten mehr als 40 Prozent ihres Einkommens ausgeben und gelten damit als besonders belastet. Weitere 4,3 Millionen Mieterhaushalte zahlen zwischen 30 und 40 Prozent ihres Einkommens für ihre Warmmiete, so dass insgesamt über 7 Millionen Haushalte – und damit jeder dritte Mieterhaushalt – in Deutschland durch Wohnkosten überlastet sind.
Mieterausgaben
Nach Angaben des Deutschen Mieterbundes gehört die Hälfte der 21 Millionen Mieterhaushalte in Deutschland zu den drei untersten Einkommensklassen. Mietende in diesen Einkommensklassen haben durchschnittlich 1.709 Euro pro Monat zur Verfügung. Im Jahr 2021 mussten Mieterinnen und Mieter laut Deutschem Mieterbund bereits 772 Euro pro Jahr bzw. 64 Euro pro Monat für Wärmeenergie ausgeben. Innerhalb eines Jahres, von 2021 bis 2022, haben sich die Ausgaben für das Heizen verdoppelt und lagen bei 1.477 Euro pro Jahr bzw. 123 pro Monat. Mieterhaushalte heizen überwiegend fossil, insbesondere mit Gas (52 Prozent) und Heizöl (18 Prozent) und Fernwärme (19 Prozent). „Gerade Haushalte, die in älteren, ineffizienten sowie fossil beheizten Gebäuden wohnen, sind viel stärker durch hohe Energiekosten belastet. Hinzu kommen die immer weiter ansteigenden Mieten und die dauerhafte Umlage der Sanierungskosten auf Mietende – das ist für die Mehrheit der Mieterinnen und Mieter nicht mehr leistbar“, erklärt die Bundesdirektorin des Deutschen Mieterbundes, Dr. Melanie Weber-Moritz. Zwar können energetische Sanierungen den Energieverbrauch und die Heizkostenbelastung prinzipiell reduzieren, aufgrund der Mieterhöhung infolge der Modernisierungsumlage kommt es aber laut Deutschem Mieterbund in der Regel zu einer deutlichen Steigerung der Warmmiete. „Teilweise wurden unsere Forderungen im Rahmen der Reform des Heizungsgesetzes aufgegriffen, das ist erfreulich. Jetzt muss noch die Absenkung der Modernisierungsumlage folgen und die derzeitige maximale Kappungsgrenze von 3 Euro pro Quadratmeter und Monat halbiert werden. Dann hätten wir wirklich eine sozialverträgliche Wärmewende, mit der Warmmietenneutralität erreicht würde“, so Weber-Moritz.
Vermieter ebenfalls betroffen
Dass der Mieterbund nur einseitig die Belastungen der Mieter betrachtet, ist seine ureigenste Aufgabe. Doch leider funktioniert so ein Konfrontationsverhalten nicht, um eine einvernehmliche Lösung zu finden. Der größte Teil der deutschen Vermieter sind kleine Privatvermieter, die mit einem Mietshaus, welches teilweise auch selbstgenutzt wird, ihren Lebensabend bestreiten. Diese Vermietern fordern meist nur sehr geringe Mieten. Aufgrund vielfach langjähriger Mierter-Vermieter-Beziehungen scheuen sie sich auch, die Mieten marktgerecht anzupassen. Daraus folgt, dass sie auch notwendige Sanierungen und Modernisierungen insbesondere in Energiesparmaßnahmen überhaupt nicht finanzieren können. Mit möglichen Veränderungen im Heizungsgesetz zu Lasten der Wärmekostenverteilung auf die Vermieter wird so mancher Vermieter es sich sehr gut überlegen, überhaupt noch Wohnraum an Dritte zu vermieten. Das wird zwar nicht sofort Konsequenzen haben, aber in einigen Jahren zu einem verschärften Wohnraummangel führen.
Die verantwortlichen Politiker sind deshalb gut beraten, weitsichtige Entscheidungen zum Wohl aller zu treffen und nicht nur laut Schreiende zu berücksichtigen.