Wer heute im Kundengespräch zu Irritationen Anlass gibt, wird meist sofort mit der Realität konfrontiert. Verkäufer und Kundenberater können heute nicht mehr den Kunden mit allerlei wirren Zeug zum Kauf animieren. Denn der Zugriff aufs Internet ist fast überall möglich. So wird vorgetäuschte Nachhaltigkeit enttarnt, wie luckx – das magazin feststellt.
Kunden fragen nach
Schon im ersten und zweiten Teil hat luckx – das magazin auf die vielfachen Methoden von vorgetäuschter Nachhaltigkeit aufmerksam gemacht und wie Kunden beim Greenwashing reagieren. Doch das ist nicht alles Verkaufspersonal muss umfassend informiert und geschult sein. Denn die Kunden sind wissbegierig. Sie hinterfragen den Einsatz von Rohstoffen, die Arbeitsbedingungen, die Lieferketten oder die Möglichkeiten, das Produkt später zu recyclen. Dabei haben die Unternehmen der Outdoorbranche inzwischen viele Ansatzpunkte gefunden, um nachhaltiger zu produzieren und zu wirtschaften. Davon zeugen verschiedene Brancheninitiativen. In der Outdoorbranche tut sich einiges im Bereich Nachhaltigkeit. Das „Bündnis für nachhaltige Textilien“, im Jahr 2014 gegründet, zählt heute über 160 Mitglieder. Im Programm „Zero Discharge of Hazardous Chemicals“ (ZDHC) haben sich 19 Unternehmen im Bereich Outdoor, Sport und Textilien zusammengeschlossen. Das gemeinsame Ziel ist es, bedenkliche Stoffe in der Produktion von Textilien zu eliminieren. Ein weiteres wichtiges Puzzlestück stellt die europäische REACH-Verordnung dar. Darin geht es um die Eliminierung von kritischen Stoffen in der Textilproduktion. Für die Hersteller ist die Umsetzung nicht immer ganz einfach. Denn Funktionstextilien müssen viele Anforderungen erfüllen. Und diese sind teilweise nur durch den Einsatz kritischer, chemischer Stoffe zu erfüllen.
Greenwashing: In der Textilindustrie wird nicht immer auf Nachhaltigkeit gesetzt
Um naturverträglicher zu handeln, setzen viele Outdoor-Hersteller inzwischen auf Naturfasern statt Kunstfasern. Denn Kritiker sehen den Einsatz vieler kunststoff- und somit erdölbasierter Produkte in der Outdoor-Industrie schon lange kritisch. Doch nun suchen immer mehr Hersteller nach Alternativen und setzen Naturprodukte ein. So gibt es Isolationsjacken, deren Wärmewirkung auf Wolle und nicht auf Kunstfasern basiert. Das Gleiche gilt für Funktionswäsche. Merinowolle verfügt über Eigenschaften als Base Layer. Wenn Firmen darauf achten, dass bei der Gewinnung der Wolle auf Mulesing verzichtet wird, ist Merino eine gute Sache. Mulesing bezeichnet eine Praxis, bei denen die Haut rund um den Schwanz entfernt wird. Das ist wichtig, um einen Befall mit Fliegenmaden zu verhindern. Leider wird das in Australien und Neuseeland noch immer ohne Betäubung durchgeführt.
Andere Hersteller haben Hanf für ihre Zwecke (wieder-)entdeckt. Hanf ist wahrscheinlich die älteste Nutzpflanze der Welt und ist ideal für Bekleidung.
Design in der Nachhaltigkeitsentwicklung
Denn es ist durchaus möglich, Produkte langlebig zu gestalten. Wer ein Kleidungsstück lange trägt, vermeidet Müll und schont Ressourcen. Aufgrund der Vorreiterrolle im Bereich der Nachhaltigkeit gibt es im Outdoorbereich viele Unternehmen, die sich diesem Thema verschrieben haben. Bekannte Hersteller sind zum Beispiel Klättermusen, Patagonia, Vaude und auch Grüzibag. So hat sich Vaude aus dem baden-württembergischen Tettnang zum Ziel gesetzt, der umweltfreundlichste Outdoor-Hersteller in ganz Europa zu werden. Dazu hat Vaude bereits fast alle per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) aus seinen Artikeln eliminieren können. Zudem ist der Hersteller Mitglied bei der Fair Wear Association. Und Vaude bekennt sich darüber hinaus zum Gemeinwohl und erstellt eine Gemeinwohl-Bilanz, die von externen Gutachtern geprüft wird.
Die kalifornische Outdoormarke Patagonia setzt sich schon seit den 1970er Jahren für ein umweltverträgliches Handeln ein. Viele Kleidungsstücke von Patagonia sind Bluesign-zertifiziert und der Hersteller ist Mitglied der Fair Labor Association. Bei den eingesetzten Daunen achtet Patagonia darauf, dass sie ohne Tierleid gewonnen wurden. Außerdem bietet Patagonia spezielle Programme für Recycling und Reparatur der Kleidung an, um dem nachhaltigen Kreislaufgedanken Rechnung zu tragen.
Klättermusen ist eine schwedische Firma. Das Unternehmen stellt inzwischen 90 % der verwendeten Nylonfasern aus Abfällen, wie Verpackungen, alten Teppichen oder gebrauchten Fischernetzen her.
Nachhaltigkeit wichtig
Nachhaltigkeit ist wichtiger als je zuvor – unabhängig von der Branche. Nicht nur, weil Neo-Ökologie ein globaler Megatrend ist, sondern weil ökologisches und nachhaltiges Handeln über die Zukunft unserer Welt entscheiden. Leider nutzen manche Unternehmen dieses Thema vor allem für Marketingzwecke, ohne ihr eigenes Handeln danach auszurichten, betreiben also Green Marketing oder Greenwashing. Doch es gibt zahlreiche positive Beispiele für Nachhaltigkeit, besonders in der Sport- und Outdoorbranche.
Ein Gedanke zu „Kunden fragen nach“
Kommentare sind geschlossen.