Kinderbetreuung

Was war es doch früher alles viel einfacher: Die Eltern arbeiteten auf dem Feld und die Kinder wurden von den Großeltern betreut. Doch so etwas ist in Deutschland schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr passiert. Wie Kinderbetreuung heute erfolgt, hat luckx – das magazin recherchiert.

Bildung von Anfang an

Der frühere Präsident des Bildungsverbandes DIDACTA und Bildungsforscher Prof. Dr. Wassilios Fthenakis hat es einmal sehr zieltreffend formuliert: Bildung ist vom Anfang an nötig. Das bedeutet für ihn, das Kindergrippen, Kindertagesstätten (KITA) und Schulhorte nicht zur „Aufbewahrung“ der anvertrauten Kinder dienen, sondern hier Bildungsangebote stattfinden müssen. Denn gerade Kinder in jungen Jahren lernen bis zum Alter von sechs Jahren am besten und einfachsten. Ob Sprache, Naturwissenschaften, Sport, Bewegung und Alltagsfertigkeiten lassen sich in einem spielerischen Umfeld schnell erlernen. So können die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schul-, Arbeits- und Lebenskarriere gelegt werden. Doch wie sieht die Realität aus?

Deutschlandweit fehlt für rund jedes siebte Kind unter drei Jahren ein Betreuungsplatz, wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Besonders in Bremen und im Saarland haben es Eltern schwer. Obwohl Eltern und ihre Kinder seit zehn Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben, gab es in diesem Jahr für 299.000 Kinder unter drei Jahren keinen Platz. Das zeigen Berechnungen des IW auf Basis neuere Daten des Statistischen Bundesamtes und des Bundesfamilienministeriums. 1,16 Millionen Eltern wünschten sich einen Betreuungsplatz für ihr Kind, doch nur 857.000 bekamen einen. Insgesamt geht jedes siebte Kind unter drei Jahren leer aus.

In Bremen findet jedes fünfte Kind keinen Platz

Je nach Bundesland unterscheidet sich die Betreuungssituation stark. Am besten schneidet Mecklenburg-Vorpommern ab: Hier fehlen nur für knapp drei Prozent aller Kinder unter drei Jahren Betreuungsplätze. Und auch in den anderen ostdeutschen Bundesländern ist die Lage vergleichsweise entspannt, in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen liegt die Kitalücke unter zehn Prozent. Für Familien aus Bremen hingegen gestaltet sich die Suche deutschlandweit am schwierigsten: Für jedes fünfte Kind fehlt ein Betreuungsplatz. Auch im Saarland ist die Lücke mit 19,2 Prozent enorm hoch.

Zwar gehen die Geburtenzahlen seit zwei Jahren zurück, doch die Betreuungslage dürfte sich in Zukunft kaum entspannend. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen könnte die Zahl der Kinder vor dem Hintergrund der derzeit sehr starken Zuwanderung auch wieder ansteigen. Zum anderen belastet der Fachkräftemangel viele Kitas: 2022 konnten von rund 30.000 offenen Stellen im Bereich Kinderbetreuung und -erziehung rechnerisch 22.000 Stellen nicht besetzt werden. „Obwohl das Problem seit vielen Jahren bekannt ist und Eltern seit zehn nunmehr zehn Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben, ist die Situation nach wie vor prekär“, sagt Studienautor Wido Geis-Thöne. „Die Politik muss dringend nachsteuern, den Erzieherberuf attraktiver machen und konsequent Kitas ausbauen.“