Strafzölle gegen China?

Jahrelang wurde aufgrund des eingeschränkten Warenverkehrs und der Interessen der deutschen Automobilbauer mit der chinesischen Restriktionspolitik eher zögerlich umgegangen. Bloß keinen Streit. Doch diese Zurückhaltung wurde immer als Schwäche ausgelegt. Nun hat sich das Blatt gewandelt, wie luckx – das magazin recherchierte.

Kritik deutscher Automobilbauer

Nun könnte die EU die Einfuhr chinesischen PKW mit Zöllen belegen. Hintergrund sind die Standort-Nachteile europäischer Unternehmen wegen der EU-Klimapolitik. Frankreich prescht mit einer eigenen Idee vor, während VW offenbar aus Peking zurückgepfiffen wird. Volkswagen kritisiert die Pläne der EU-Kommission, den Import von Elektroautos aus China zu beschränken: „Ich halte nichts von Strafzöllen und Einfuhrbeschränkungen“, sagt Markenchef Thomas Schäfer. Das Unternehmen sieht die zunehmende Konkurrenz aus China in Europa offenbar nicht als Bedrohung: „Wir sind für offene Märkte“, so Schäfer. China ist allerdings auch durch diverse Kooperationen und Joint-Ventures in China sowie den wichtigen Markt der Region auf das Wohlwollen der Diktatur in Peking angewiesen. Nach Informationen aus der Branche soll Peking VW klar gemacht haben, dass Strafzölle der EU zu entsprechenden Reaktionen gegenüber ausländischen Autobauern in China führen werden. Experten warnen denn auch vor einem möglichen Wirtschaftskrieg .

Importe beschränken

Die EU-Kommission prüft derzeit, ob sie die Importe von chinesischen Elektroautos beschränken soll. „Der Preis dieser Autos wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt – das verzerrt unseren Markt“, sagte Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen vor dem Europaparlament. China weist diesen Vorwurf zurück und warnt vor einem Wirtschaftskrieg. Derzeit kommen acht Prozent der neuen Elektroautos in Europa aus China. Die EU-Kommission schätzt, dass es in zwei Jahren 15 Prozent sind. Vor allem Frankreich macht Druck, den schnell wachsenden Importen aus China einen Riegel vorzuschieben. Gleichzeitig geht die französische Regierung einen eigenen Weg und will noch in diesem Jahr einen Gesetzentwurf vorlegen, der den CO2-Fußabdruck bei der Förderung von Elektroautos berücksichtigt. Dabei soll einfließen, wieviel CO2 bei Produktion und Transport des Autos entsteht.

Frankreich mit eigener Idee

Vor allem die Batteriefertigung ist sehr energieintensiv. Wird – wie in China – dabei Kohlestrom eingesetzt, ist ein Elektroauto erst nach zwei bis drei Jahren klimaneutral. Damit hätten Autos aus China kaum noch eine Chance auf eine staatliche Prämie. Allerdings könnte der Schuss auch nach hinten losgehen. Denn auch Elektroautos aus europäischer Produktion könnten aus der Förderung herausfallen, wenn ihre Batterien aus China kommen – was nicht selten der Fall ist. Die europäische Batterie-Produktion befindet sich erst im Aufbau. Hier wiederum hat gerade Frankreich durchaus Vorteile: Die CO2-freie Kernenergie sorgt für einen sehr „sauberen“ Strommix in Frankreich, während in Deutschland der Anteil der sogenannten erneuerbaren Energien Wind und Sonne im Jahresverlauf stark schwankt. Der Strommix ist zeitweise extrem dreckig und vor allem Kohle-lastig. Dies führt dann zeitweise auch zu einer erheblich schlechteren CO2-Bilanz eines E-Autos .

CO2-Fußabdruck muss über Zertifikate kompensiert werden

VW-Chef Schäfer findet es grundsätzlich positiv, wenn bei der Förderung von Elektroautos der CO2-Fußabdruck der Produktion einbezogen sind. Volkswagen verspricht zwar, den Kunden seine Elektrofahrzeuge klimaneutral zu übergeben. Doch noch muss der CO2-Ausstoß bei der Fertigung über Zertifikate kompensiert werden. Denn: „Derzeit kommen die meisten Batterien noch nicht aus Europa“, gibt Schäfer zu bedenken. Volkswagen, BMW und Mercedes sind erst dabei, eigene Zell-Fertigungen in Europa aufzubauen. Bis dahin ist die europäische Industrie auf Importe solcher Zellen aus Asien angewiesen.

Doch das kann nicht das Ziel sein, durch die chinesische Wirtschaftspolitik Arbeitsplätze bei VW in China zu sichern. Schon jetzt stehen wohl in Wolfsburg und anderen VW-Werken Arbeitsplätze auf der Kippe. Sicherlich, der Fachkräftemangel macht auch den Wolfsburgern große Sorgen. Doch was passiert, wenn der Anteil chinesischer E-Fahrzeuge nicht 15 sondern 50 Prozent in Europa beträgt. Dann hilft keine chinesische VW-Führungskraft dem deutschen Automobilkonzern. Oder es gibt diesen dann gar nicht mehr, weil VW Made in China drauf steht. Doch das war schon immer das Problem der Wolfsburger Führungskräfte, deren Stärke nicht im weitsichtigen Handeln bestand und besteht.