Suchtgefährdung

Wir alle kennen sie: Suchtmittel. Doch meistens kommen sie im Alltag oft als Genussmittel vor. Sie haben anregende oder entspannende Wirkung wie Alkohol und Nikotin. Doch was passiert, wenn es über den „normalen Gebrauch“ genutzt wird? Luckx – das magazin ging dieser Frage nach.

Suchtmittel

Als Suchtmittel werden sie dann bezeichnet, wenn sie über die Wirkung hinaus zur psychischen und/oder körperlichen Abhängigkeit führen und „Suchtdruck“ (Craving) auslösen. Schauen wir uns einmal die „üblichen Verdächtigen“ an, wie sie in Deutschland konsumiert werden:

Substanzkonsum bei den 18 bis 64-Jährigen:

ca. 7,8 Mio. rauchen täglich

ca. 4,4 Mio. sind nikotinabhängig

ca. 6,7 Mio. betreiben einen riskanten Alkoholkonsum

ca. 1,6 Mio. sind alkoholabhängig

ca. 3,9 Mio. nehmen missbräuchlich Schmerzmittel ein

ca. 1,6 Mio. sind abhängig von Schmerzmittel

ca. 361 000 sind abhängig von Beruhigungsmittel

ca. 308.000 sind cannabisabhängig

ca. 183.000 sind drogenabhängig (ohne Cannabis)

ca. 100.000 – 290.000 sind pathologische Glücksspieler

In einem Betrieb haben im Schnitt etwa 5 % der Mitarbeitenden Probleme im Umgang mit Alkohol. Hinzu kommen die Konsumenten anderer legaler oder illegaler Drogen.

Risiko

Insbesondere ist dann das Risiko in den Betrieben besonders hoch, wo der Konsum durch den direkten Verbrauch noch gefördert wird. So ist die Gefahr einer Suchterkrankung für Beschäftigte in der Gastronomie und in Beherbergungsbetrieben besonders hoch. Das geht aus dem Morbiditäts- und Sozialatlas des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. Demnach lag die Rate für eine Suchterkrankung im Zusammenhang mit Alkohol, Drogen oder Medikamenten im Gastgewerbe im Jahr 2021 bei 173 Fällen pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Dahinter folgen Beschäftigte des Bereichs Bergbau, Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung und Baugewerbe mit 168 Fällen. Am geringsten ist das Risiko einer Abhängigkeit in Berufen für Erziehung und Unterricht mit 86 Fällen. „Sucht ist keine Willens- oder Charakterschwäche, sondern eine chronische Krankheit, die jede und jeden treffen kann. Eine Chronifizierung kann aber verhindert werden, wenn Suchtkranke so früh wie möglich Hilfe bei Ärztinnen und Ärzten suchen. Beratung und Therapie können dann am ehesten greifen“, sagt Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER.

Ursachen der Abhängigkeit

Abhängigkeit habe viele Ursachen und Ausprägungen. In der Regel entstehe sie durch das Zusammenwirken verschiedener biologischer, psychologischer, psychotraumatologischer und sozialer Faktoren. Die BARMER kläre deshalb umfassend über Risiken von Suchtmitteln jedweder Art auf und informiere patientengerecht über Wege, von einer Sucht loszukommen, sagt Kassen-Chef Straub. Beispiele für solche Angebote seien etwa zertifizierte Gesundheitskurse zum Thema Sucht oder der Teledoktor, bei dem medizinische Expertinnen und Experten der BARMER Hilfesuchende beraten. Der Analyse zufolge sind die Raten von Suchterkrankungen regional sehr unterschiedlich. Während die Rate in Rheinland-Pfalz im Jahr 2021 im Vergleich zum Bundesschnitt von 183 Fällen pro 10.000 Einwohner mit einem Wert von rund 154 eher niedrig ausfällt, ist sie in ostdeutschen Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen mit Werten von rund 244 und rund 226 überdurchschnittlich hoch. Auf Kreisebene treten Fälle besonders oft im Kreis Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Wert von 329 je 10.000 Einwohner auf. Das ist der bundesweit höchste Wert unter allen Landkreisen und kreisfreien Städten. Die geringste Zahl an Erkrankungen verzeichnet der Kreis Würzburg in Bayern mit einem Wert von 95 je 10.000 Einwohner.