Elefanten sind zwar dazu in der Lage, mit ihrem Rüssel viel Wasser aufzusaugen. Doch trotz vieler Bemühungen wird es ihnen nicht gelingen, über Wasser zu laufen. Nun wurde ein neues Schiff zertifiziert, dass wie ein Elefant Müll aus dem Meer aufsaugen kann, wie luckx – das magazin recherchierte.
Müllrecycling
Um den Müll aus dem Wasser zu bekommen, bedarf es eines speziellen Schiffsbau. Damit dieser dann auch die Weltmeere befahren kann, ist vorher eine Zertifizierung angesagt. Vor wenigen Wochen ist dies nun geschehen. Die international führende Klassifikationsgesellschaft Bureau Veritas Marine & Offshore (BV) mit Hauptsitz in Paris hat dem geplanten Müllrecycling-Schiff „SeeElefant“ von one earth-one ocean (oeoo) nach eingehender Prüfung das Zertifikat „Approval in Principle“ erteilt. Damit wird bestätigt, dass die geprüften Unterlagen den Regeln der Klassifikationsgesellschaft entsprechen und die Bedingungen für Intakt- und Leckstabilität des 180m-Bulkers im Transit Mode, also im Schiffsbetrieb, vollumfänglich erfüllt sind. Bestätigt wurde damit, dass der SeeElefant substantiell zur Beseitigung des Plastikmülls an Küsten und Stränden beitragen kann. Mit im Boot ist die Niederelbe Schiffahrtsgesellschaft mbH & Co. KG (NSB) aus Buxtehude als Reederei bei diesem weltweit einzigartigen Nachhaltigkeitsprojekt. Bereits im Frühjahr konnte das Entwicklungsteam von one earth – one ocean e. V. (oeoo) das sogenannte „Initial Design von Bulk Carrier, die automatische Plastik-Sortieranlage und Waste to Energy-Anlage präsentieren. Mit einer Verarbeitungskapazität von täglich 200 Tonnen Plastikmüll aus Gewässern und von Haushalten ist der SeeElefant ein Pilotsystem, das aufgrund seiner einfachen Skalierbarkeit und Mobilität perfekt in den Küstengewässern vor Metropolregionen arbeiten kann, um regional der weltweiten Plastikflut wirksam entgegenzutreten.
Startklar 2026
Nachdem die prinzipiellen Lösungen für die Schiffs- und Anlagentechnik vorliegen, wird nun im nächsten Schritt die Gesamtfinanzierung über 50 Mio. EUR für das erste Recyclingschiff aufgebaut. Zusammen mit einer Beratungsgesellschaft wird eine Finanzierung aus Fördermitteln des „Green Deals“/European Innovation Funds und maßgeschneiderten Darlehen europäischer Förderbanken angestrebt. Weitere Mittel aus dem Deutschen Werftensubventionsprogramm „Innovativer Schiffbau sichert Arbeitsplätze“ können eingebunden werden. „Wir haben bereits heute sehr positive Signale seitens der möglichen Finanzierer und sind optimistisch, im April 2024 mit dem Einreichen der EU-Förderanträge den nächsten Meilenstein zu erreichen“, freut sich Projektleiter Dr. Harald Frank. „Sollte der Zeitplan so umgesetzt werden, wird der SeeElefant 2026 zur Ersterprobung auslaufen“.
Die Initiatoren denken heute bereits an eine Skalierung der SeeElefant-Systeme, um einen wirksamen Beitrag zur Reduzierung der Plastikvermüllung und der Stärkung des Recyclings zu leisten. Das erfordert aber weitere technische und finanzierende Partner insbesondere aus der Industrie, die dieses Projekt gemeinsam mit uns weiter nach vorne treiben wollen.
Die gemeinnützige Umweltorganisation one earth – one ocean e.V.(oeoo) mit Sitz in München und Büros in Kiel, Battambang/Kambodscha, Manila/Philippinen und Rio/Brasilien verfolgt bereits seit 2011 das Ziel, Gewässer weltweit von Plastikmüll zu befreien. Das mehrstufige Konzept der „Maritimen Müllentsorgung“ zur Beseitigung küstennaher Meeresverschmutzung durch Plastikmüll sieht vor – ergänzend zur Prozessierung landseitiger Kunststoffabfälle – das Plastik mit einer Flotte von speziellen Müllsammelschiffen aus Gewässern weltweit einzusammeln und anschließend auf Recyclingschiffen wie dem SeeElefant wiederzuverwerten.