Die Diskussion über eine artgerechte Tierhaltung ist schon seit Jahren im vollen Gange. Doch was ist eigentlich „artgerechte Tierhaltung“ und woran lässt sich das festmachen? Luckx – das magazin hat recherchiert.
Weniger Fleisch essen?
Sobald die Diskussion auf das Thema artgerechte Tierhaltung kommt, wird es sehr emotional. Sicherlich. Uns Menschen sollte es nicht egal sein, dass Tierquälerei in der Tierhaltung stattfindet. Doch was ist „artgerecht“, was ist Tierquälerei und helfen eigentlich die Einteilungen nach Haltungsformen? Auf all diese Fragen gibt es je nach Weltanschauung eine Vielzahl von Antworten. Wir von luckx – das magazin wollen uns dem Thema etwas anders nähern. So hat der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) während der Agritechnica einen zweiten Teil der VDI-Roadmap „Agriculture Technology 2030“ vorgelegt. Herausgeber ist der VDI-Fachbereich Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik (MEG). Hierbei geht es um die Technik- und Technologieforschung für eine zukunftsfähige Tierhaltung. Darin werden Forschungsfelder exemplarisch für die Bereiche der Geflügel-, der Schweine- und der Rinderhaltung vorgestellt. Die Autorengruppe unter Leitung von Prof. Wolfgang Büscher, Universität Bonn, diskutiert diese mit dem Ziel, den Anforderungen an das Tierwohl gerecht zu werden, Umwelt- und Treibhausgasemissionen zu vermindern sowie der Energieerzeugung und einer effizienten innerbetrieblichen Verwertung. Die Automatisierung und die Robotik sind in der Tierhaltung teilweise schon im Einsatz. So gehören Automatische Melksysteme in der Milchviehhaltung schon seit längerer Zeit zum Stand der Technik. Dennoch besteht erheblicher Digitalisierungsbedarf. Bis zu einem individualisierten Umgang mit den Nutztieren als Grundlage für die Verbesserung des Tierwohls, für die Reduzierung von Umweltbelastungen und der Verbesserung des Ressourceneinsatzes ist es noch ein weiter Weg.
Handlungsbedarf
Mit der Roadmap will der VDI allerdings nicht nur Handlungsbedarfe im Bereich der Landwirtschaft bzw. Landtechnik ansprechen, sondern auch den Dialog mit der Politik und der Gesellschaft anregen. Verlässliche strategische Aussagen der Politik zur Zukunft der Tierhaltung in Deutschland und Europa sind unerlässlich für den Bereich, aber auch für die Forschung und den zukünftigen Technologietransfer. Auch für die Forschung und Lehre an den Universitäten und Hochschulen sind tragfähige langfristige Konzepte erforderlich. Dr. Markus Demmel, Vorsitzender des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik, ist zuversichtlich: „Nachdem der Teil 1 unserer Forschungsagenda zur Technik für eine nachhaltige Pflanzenproduktion gute Resonanz erfahren hat, sind wir nun froh, mit der aktuellen Publikation zur Technik in der Tierhaltung Forschungsanforderungen für den gesamten Landwirtschaftsbereich vorstellen zu können.“ Zielgruppe der VDI-Roadmap sind Akteure in Forschung und Entwicklung, Verantwortliche für strategische Ausrichtung von Landwirtschaft und Agrarpolitik sowie Entscheider für die Ausschreibung von Forschungsprojekten.
Die MEG hatte den ersten Teil seiner Roadmap „Agriculture Technology 2030“ aktualisiert und bereits auch als deutsche Version veröffentlicht. Dr. Markus Demmel: „Die englischsprachige Version, die bereits Ende 2020 erschienen ist, hatte in der Fachwelt für große Aufmerksamkeit gesorgt. Nun wollen wir mit der überarbeiteten deutschen Ausgabe auch den Kreis der deutschsprachigen Agrar-Community und Fachöffentlichkeit noch besser erreichen“, so Demmel. Die Publikation weist den Weg für die strategischen Forschungsfelder für die Mechanisierung und Automatisierung einer nachhaltigen Pflanzenproduktion bis zum Jahr 2030. „Forschungsförderung bedarf fundierter Analysen und Prognosen der Technologieentwicklung“, sagt Prof. Dr. Peter Pickel, Sprecher der AET. „Mit der Roadmap liefern wir einen fundierten Beitrag dazu.“
Trends der Agrartechnik
In der Roadmap werden die Trends der Agrartechnik vorgestellt, die zur Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen in diesem Jahrzehnt eingesetzt werden. Die größten Potenziale sehen die Fachleute in der Verbesserung des Prozessmanagements, der Einführung digitaler Technologien und der Nutzung erneuerbarer Energien in allen Bereichen der Landwirtschaft. Aus der Analyse der Technologieentwicklung im Agrarsektor sind die folgenden konkreten Forschungsfelder für die Technisierung in der Pflanzenproduktion abgeleitet und beschrieben: Digitale Transformation, Automatisierung, Robotik, Autonomie, neue Maschinen und -systeme, alternative und nachhaltige Energiekonzepte.