Bioinsel Mainau

Thorben Beck schlägt eher die leisen Töne an. Obwohl, dass was er und seine Kollegen von der Blumeninsel Mainau im Bodensee berichten, wären die großen Töne angemessen. Die Insel Mainau möchte zur Bioinsel werden, wie luckx – das magazin im Pressegespräch während der Fachmesse BIOFACH in Nürnberg erfuhr.

Blumeninsel Mainau

Dem meisten Leserinnen und Lesern von luckx.de – das magazin ist die Insel Mainau als Blumeninsel bekannt und im Gedächtnis. Insbesondere mit der Demokratisierung des Urlaubs, der 5-Tage-Woche und des gesetzlich verankerten Urlaubsanspruchs von 1963 reisten die Deutschen über die Alpen nach Bella Italia oder halt an den Bodensee. Besonders dieses 3-Länder-Eck zog Urlauber an. Zwar gab es damals noch Grenzkontrollen und ohne gültige Ausweisdokumente konnte weder nach Österreich oder in Schweiz die Reise erfolgen. Also wurden soweit als möglich die Sehenswürdigkeiten rund um den Bodensee erkundet. Dass dabei die Insel Mainau in den Fokus trat, lag unter anderem am günstigen Bodenseeklima. Denn dort wachsen Palmen und andere mediterrane Pflanzen. So konnte das Mittelmeer sozusagen in den heimischen Gefilden geholt werden und lockte Besucher an. Wer also den Weg über die Alpen scheute, machte auf Mainau Station.

Obst, Gemüse, Südfrüchte?

Auf der 45 ha großen Insel wurde und wird neben einer Vielzahl von Blumensorten auch Obst angebaut. Seit 1994 wurden 6,2 ha von Bioland als Bio-Anbaufläche zertifiziert. Dazu gehören Tafeläpfel, Birnen, Zwetschgen, Kirschen, Wein und Mostobst für die Säfte. Und was liegt näher, als diese Produkte in der eigenen Gastronomie zu vermarkten. Darüber hinaus lässt sich von Juni bis Mitte September jedes Jahr eine historische Zitrussammlung bestaunen. Pomeranzen, Pampelmusen, Limetten, Zedraten, Zitronen und weitere Sorten verströmen einen frisch-verführerischen Duft, der mediterranes Ambiente auf die Blumeninsel zaubert. Die Tradition der Zitrusgewächse reicht bis ins Jahr 1866 zurück, als Großherzog Friedrich I. die ersten Exemplare auf die Insel brachte. Seit 1968 wurde die Sammlung von Lennart Graf Bernadotte erweitert, wobei besonders alte und seltene Sorten aus verschiedenen botanischen Gärten und Privatsammlungen alter italienischer Herrschaftsfamilien zusammengetragen wurden. Doch zur Vermarktung sind diese Zitrusfrüchte zu gering.

Gastronomie Genusskonzept

Wie so immer: Am Anfang war das Wort. Oder viele Worte. Mit einer Grünen Charta formulierten bereits 1961 der schon erwähnte Graf Bernadotte und weitere Experten ein Nachhaltigkeitskonzept für die Region und die Umwelt: „Möge die Grüne Charta von der Mainau dienen, fördern und helfen und vor allem: Taten auslösen. Dieser bedarf unsere Zeit am dringlichsten“. An der Aktualität hat sich eigentlich nichts geändert. Seitdem wurden auf der Mainau in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Anstrengungen unternommen, das Handeln Schritt für Schritt nachhaltiger zu gestalten. Als jüngstes Instrument wurde hierzu 2019 die Mainauer Energie- und Klimaschutz-Strategie (MEKS) formuliert. Sie stellt eine Arbeitsgrundlage dar mit dem Ziel, die CO2-Emissionen der Mainau gemäß Greenhouse Gas Protocol in den Scopes 1 und 2 bis zum Jahr 2030 auf null zu senken. Zusammen mit den Partnern soll der Klimaschutz in der Bodenseeregion aktiv gestaltet werden, den Weg hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise zielstrebig beschreiten und so mit gutem Beispiel vorangehen. Ziel wird es sein, eine zukunftsfähige Welt erreichen. Dadurch wollen die Akteure mit ihren Taten dazu beitragen.Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Mainau_Bioanteil_Gastro-18-02-24.jpg

Wie es schon in der Charta heißt, sollen Taten folgen. Und diese sind sehr vielfältig. Neben der Sammlung traditioneller Zitrusfrüchte sowie des Bioanbaus wird nach und nach der gesamte Gastronomiebereich auf Bio-Produkte umgestellte. Und nun kommen wieder Thorben Beck und seine Kollegen ins Spiel. Wie sie berichteten, ist ein Teil des Weges schon geschafft (siehe Tabelle). Doch bis die Ziele erreicht werden können, ist noch viel Arbeit zu erledigen. Dabei gilt es als größte Kraftanstrengung, die eigene Küche auf Bioverarbeitung umzustellen. Da aktuell noch konventionell erzeugte Ware und Bioprodukte verarbeitet werden, ist auf die Trennung bei der Verarbeitung sowie auf eine korrekte Auszeichnung zu achten. Darüber hinaus ist die Beschaffung von Bioprodukten weiterhin mit viel Aufwand verbunden. Denn nicht überall werden in ausreichender Menge Bioprodukte erzeugt. Vielleicht sollten sich die demonstrierenden Bauern einmal mit der Umstellung auf Bioproduktion beschäftigen. Dann werden sich auch ihre anachronistischen Forderungen nach der landwirtschaftlichen Dieselförderung in Luft auflösen. Denn elektrisch betriebene landwirtschaftliche Fahrzeuge gibt es. Wer die landwirtschaftliche Messe Agritechnica in Hannover besucht hätte, könnte schon bald eine E-Traktor oder ähnliches sein eigen nennen.

Luckx.de – das magazin wird weiterhin den Bio-Anbau und – Verarbeitung in Deutschland und darüber hinaus beobachten und berichten. Denn Bio-Produkte sind einfach schmackhafter wie wir während der Fachmesse BIOFACH probieren konnten.