In Deutschland haben wir das große Problem, dass fast der gesamte Gebäudebestand älteren Baujahrs ist. Da beim Bau dieser Immobilien wenig bis gar nicht auf Energieoptimierung geachtet wurde, haben wir heute hohen Nachholbedarf. Was zu tun ist, hat luckx – das magazin recherchiert.
Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Es ist eigentlich immer so: Wenn etwas preisgünstig ist, wird der Wert wenig geschätzt. Obwohl schon die Ölkrise Anfang der 1970-er Jahre ein Hinweis auf eine bevorstehende Verknappung sein sollte, haben wir überhaupt nicht darauf geachtet. Zwar waren damals schon die Energiekosten relativ hoch. Doch im Vergleich zu heute hat es uns wenig interessiert. Auch der Klimaschutz spielte keine Rolle. So wurde munter weiter CO2 in die Luft geschossen. Dieses Verhalten hat uns heute eingeholt und zwingt geradezu zum Handlen. Das wird aus dem Gebäudereport 2024 der Deutsche Energie-Agentur (dena) deutlich. Mit ihm wurde ein umfassendes Nachschlagewerk über den aktuellen Stand, Trends und Herausforderungen hinsichtlich Klimaschutz und Nachhaltigkeit im deutschen Gebäudesektor dargestellt. Mit sechs Kapiteln bietet der Report einen tiefgehenden Einblick in Themen wie Gebäudebestand, Wärmeerzeuger, Baustoffe, Treibhausgase, Energieverbrauch und Wirtschaftlichkeit.
Zahlen, Daten, Fakten
Der aktuelle dena-Gebäudereport unter dem Titel „Zahlen, Daten, Fakten zum Klimaschutz im Gebäude“ beschreibt die Herausforderungen für die Wärmewende und die Erreichung von Klimaneutralität in Deutschland. Die neuesten Daten verdeutlichen, dass trotz der bisherigen Anstrengungen die Energieverbräuche im Gebäudebereich kaum zurückgehen. Fossile Energien dominieren weiterhin die Wärmeerzeugung, und der Gebäudebereich ist mit rund 40 Prozent der Bereich, in dem die meisten CO2-Emissionen in Deutschland verursacht werden. Im Gebäudebestand entfallen immer noch fast 80 Prozent der Wärmeerzeugung auf fossile Energieträger wie Gas und Öl, was ein sehr großes Hemmnis zur Erreichung der Klimaneutralitätsziele bedeutet.
Corinna Enders, Vorsitzende der dena-Geschäftsführung, betont: „Der dena-Gebäudereport 2024 ist ein eindeutiger Weckruf: Trotz aller Anstrengungen müssen wir in der Wärmewende nun konkrete Taten folgen lassen. Die Zahlen und Fakten zeigen uns deutlich, dass der Gebäudebereich weiterhin eine maßgebliche Rolle im Energieverbrauch und den Treibhausgasemissionen spielt. Um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, ist ein entschlossenes Tempo bei der Umstellung auf erneuerbare Energien im Gebäudebestand unumgänglich. Die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes, die Bundeförderung Effiziente Gebäude BEG sowie die neuen Regelungen zur kommunalen Wärmeplanung bieten wichtige Grundlagen, aber es bedarf jetzt der gemeinsamen Anstrengung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um die notwendigen Veränderungen auch umzusetzen.“
Aktuelle Situation im Gebäudebestand
Der Gebäudereport zeigt auch: Bei Neubauten von Wohngebäuden dominiert seit 2021 die Wärmepumpe als Energieträger mit einem Anteil von über 50 Prozent, gefolgt von Gas und Fernwärme. Im Gebäudebestand hingegen dominieren Gas- und Ölheizungen. Der Endenergieverbrauch für Raumwärme und Warmwasser in Wohngebäuden wird weiterhin zu 66 Prozent von Öl und Gas gedeckt. Obwohl erneuerbare Energieträger in der Wärmeerzeugung an Bedeutung gewinnen, sind die bisherigen Entwicklungen nicht ausreichend, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Der Anteil der installierten Wärmepumpen im gesamten Gebäudebestand für Heizung und Warmwasser liegt bei 7,3 Prozent.
Obwohl die Absatzzahlen von Wärmepumpen im Jahr 2022 mit 53 Prozent die höchsten Wachstumsraten verzeichnen, werden immer noch am häufigsten Gaskessel verkauft. Wärmepumpen spielen eine wichtige Rolle in der Energiewende, aber auch der Strom für ihren Betrieb muss aus erneuerbaren Energien stammen. So kann die gebäudenahe Photovoltaik den steigenden Strombedarf vor Ort möglicherweise decken.
Ersatzneubau von Wohngebäuden
Ein weiterer herausfordernder Bereich ist der Ersatzneubau von Wohngebäuden, der trotz stagnierender Zahlen seit fast zehn Jahren rund 70 Prozent der Abrisse ausmacht. Dies führt nicht nur zum Verlust von Baumaterialien, sondern auch von grauer Energie, die bei Herstellung, Transport, Bau und Betrieb der abgerissenen Gebäude aufgewendet werden muss. Der Neubau erfordert zudem den Einsatz weiterer grauer Energie, der sich reduzieren lässt, wenn auf recycelte, nachhaltige und regional verfügbare Baumaterialien gesetzt wird.
Darüber hinaus ist immer noch nicht politisch eindeutig geklärt, welche weiteren Schritte in Richtung Klimaneutralität konkret unternommen werden. Es reicht nicht aus, ideologische Forderung zu stellen und keine Taten folgen zu lassen. Das Gesamtpaket muss stimmen. Denn dann wird auch ersichtlich, ob wir eher in die Produktion erneuerbarer Energien investieren sollten, als zum Beispiel in wärmedämmende Maßnahmen.