Trockener Wein?

Weltweit leidet die Landwirtschaft unter dem Klimawandel. Manchmal vernichtet starker Regen die Ernte, aber auch Trockenheit lässt die Früchte am Baum nicht voll entwickeln. Da ist dann die Arbeit eines ganzes Jahres vernichtet. Welche Risiken im Weinanbau erwartet werden, hat luckx – das magazin recherchiert.

Weinanbau

Auch wenn so mancher sich verwundert zeigt: es gibt keine lila Kühe! Auch wird trockener Wein nicht im Weinberg angebaut, sondern ist das Ergebnis der Traubenverarbeitung im Weinkeller. Und tatsächlich staubt Trockener Wein nicht aus der Flasche, sondern fließt ins Glas. Doch weltweite Dürreperioden bedrohen den Weinanbau. Spanien, Italien, Frankreich, Griechenland, Kalifornien – sie und viele andere leiden jetzt schon unter Hitze und Trockenheit. In Zukunft könnten sie sogar für den Weinanbau komplett ungeeignet werden. Davon zumindest geht eine aktuelle Studie der Université de Bordeaux aus, die jetzt in der wissenschaftlichen Zeitschrift «Nature Reviews Earth & Environment» veröffentlicht wurde. Demnach könnten sich bis zu 70 Prozent der weltweiten Weinbauregionen für den Traubenanbau nicht mehr eignen, wenn die globale Erwärmung 2 Grad Celsius gegenüber vorindustrieller Zeit überschreitet. Bei der Arbeit handelt es sich um eine Meta-Studie, die mehr als 200 Studien über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Weinproduktion zusammengefasst hat. Mindestens 29 Prozent der weltweiten Rebflächen könnten derart extreme Klimabedingungen erleben, die eine hochwertige Weinproduktion verhindern. Für die restliche Fläche hänge es davon ab, ob wirksame Gegenmassnahmen ergriffen würden.

Schon jetzt starker Einfluss

Nach Angaben der EU lagen die globalen Durchschnittstemperaturen in den 12 Monaten bis Januar 2024 um 1,52 Grad Celsius über denen der vorindustriellen Zeit. Dies führte zu Hitzewellen, Dürren und Stürmen, die sich auch auf die Weinernte auswirkten. Das UN-Umweltprogramms für 2023 geht davon aus, dass sich die Welt in diesem Jahrhundert um 2,9 Grad Celsius erwärmen wird, wenn sich nichts an den derzeitigen Verhältnissen ändert. Die Forscher wiesen darauf hin, dass die Erzeuger darauf reagieren können, indem sie andere Rebsorten anbauen und mit neuen Unterlagsreben experimentieren. Sie warnten jedoch, dass diese Anpassungen möglicherweise nicht ausreichen, um in bestimmten Gebieten eine wirtschaftliche Weinproduktion aufrechtzuerhalten.

Nördliche Weinländer profitieren

Aber es könnte auch Profiteure des Klimawandels geben, stellen die Umweltforscher heraus: Die wärmeren Temperaturen könnten etwa den Weinbau in Regionen wie dem Vereinigten Königreich, Nordfrankreich, Washington State, Oregon und Tasmanien erleichtern. „Auf globaler Ebene könnten etwa 25 Prozent der derzeitigen Weinbauregionen von einem auf 2 Grad Celsius begrenzten Temperaturanstieg profitieren, und etwa 26 Prozent dürften ihre derzeitige Eignung mit angemessenen Bewirtschaftungsmethoden beibehalten“, so die Forscher. Eine globale Erwärmung von weniger als 2 Grad Celsius könne für mehr als die Hälfte der traditionellen Weinbaugebiete als sichere Schwelle angesehen werden.

Weinanbau ist nun eine spezielle, arbeitsintensive landwirtschaftliche Kultur und hat eine hohe wirtschaftliche Bedeutung, nicht nur in Deutschland. Bei dem prognostizierten Niedergang des Weinbaus in den angestammten Gebieten wird das also nicht nur die Weinbauern betroffen, sondern insbesondere die Weingenießer. Auch wenn alternative Anbaugebiete erschlossen werden könnten, hat der Boden und die Umgebung starken Einfluss auf die Qualität des Weines. An diesem einem Beispiel wird deutlich, welche Veränderungen in der Landwirtschaft zwingend erforderlich sind. Da reicht es nicht aus, nach alternativen Anbaugebieten zu suchen. Denn beispielsweise scheidet Norddeutschland schon aufgrund der Überdüngung der Felder und des nitratbelasteten Grundwasser schon einmal aus. So sind die Landwirtschaft insgesamt und insbesondere deren Verbände aufzufordern, umgehend nach Lösungen zu suchen. Da reicht es nicht aus, mit Treckern Bundesstraßen zu blockieren oder das Brandenburger Tor zuzuparken. Denn die Milliarden Euro aus der EU – zu 35 Prozent bezahlt von den Deutschen Steuerzahlern – müssen zweckentsprechend eingesetzt werden. Das findet momentan nicht statt.