Jäger

Im Lodenmantel mit der Waffe im Anschlag rennt das Jägerlein durch den Wald und knallt wild um sich schießend ein Tier nach dem anderen ab. Diesen Eindruck kann der unbedarfte Betrachter gewinnen, wenn er sich mit der Jagd und den von Jägern veröffentlichten Bilder beschäftigt. Doch das Bild bedarf der Korrektur, wie luckx – das magazin während der IWA Outdoor in Nürnberg recherchierte.

Selbstdarstellung

Sicher. Die ersten Zeilen sind eine völlige Überzeichnung der Jägerschaft. Doch so mancher dieser grünen Helden pflegt immer noch eine Selbstdarstellung, die eher in frühere Jahrhunderte der Feudalherrschaft gehört. Das dann das Märchenbild weiter in den Köpfen der Menschen nicht der Realität weichen kann, ist meist selbstverschuldet. Christine Fischer hat sich einer Herkulesaufgabe angenommen. Ihr Ziel: Das Bild der Jäger und der Jagd einer Korrektur zu unterziehen. Schwere Aufgabe. Dabei ist gerade der Schutz und die Pflege des Wildbestandes die eigentliche Aufgabe der Jägerschaft. Dazu gehört auch die Jagd und das Draußensein in der Natur. Das ist für viele Menschen ein Grundbedürfnis. Denn zu den Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Klettern, Skilaufen und vielem mehr gehört auf die Jagd.

Vorgetragen hat Christine Fischer ihre Recherche über die Jagd während der IWA Outdoor in Nürnberg. Sie möchte mit ihrer Ausarbeitung die Chancen und Risiken der Darstellung der Jagd in der Öffentlichkeit, insbesondere in sozialen Netzwerken, und ihre Auswirkungen auf die Outdoor-Branche, in ein anderes Licht rücken. So wie Jagd und Jäger eigentlich sind. Der Fokus lag dabei auf der Wahrnehmung von Trophäenbildern durch junge Nichtjäger und deren Einfluss auf das gesellschaftliche Bild der Jagd. Anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse und crossmedialer Praxisbeispiele zeigte sie, wie eine authentische und strategisch durchdachte Öffentlichkeitsarbeit gelingen kann – eine, die die Jagd- und Outdoorbranche stärker vernetzt und auf ihrer gemeinsamen Verantwortung für den Erhalt und Schutz der Natur, der Wildtiere und ihrer Lebensräume aufbaut.

Soziale Medien und die Jagd

Die Etablierung der sozialen Netzwerke hat die Kommunikation über die Jagd grundlegend verändert. Sie hat die Jagd transparenter und zugänglicher gemacht, spielt aber zugleich eine Schlüsselrolle in gesellschaftspolitischen Meinungsbildungsprozessen. Besonders für die junge Generation sind soziale Medien heute das wichtigste Medium zur Bildung von Einstellungen und Meinungen. Diese Entwicklung bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Es ist ein direkter Zugang zur Öffentlichkeit vorhanden, es besteht die Möglichkeit zur Aufklärung sowie die Verbreitung von Wissen über nachhaltige Jagdpraktiken und den gesellschaftlichen Stellenwert der Jagd. Dagegen stehen die Risiken wie Polarisierung der Jagd, emotionale Reduzierung auf sensible Inhalte wie Erlegerbilder, Waffen oder das Thema „Tiere töten“. Gerade dadurch, was intensiv von der Jägerschaft gepflegt wird, steigt die negative Wahrnehmung durch Nichtjäger. Ein Emotionalisierungsprozess erschwert die sachliche Diskussion. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist eine durchdachte, strategische Öffentlichkeitsarbeit entscheidend, die sich an gesellschaftlichen Werten orientiert und zielgerichtet kommuniziert.

Wahrnehmung der Jagd in der Gesellschaft

Einfach hat es sich Christine Fischer nicht gemacht. Eine von ihr Zusammenarbeit mit dem Mafo-Institut Bilendi & Respondi durchgeführte Studie aus dem Jahr 2024 zeigt, dass Erlegerbilder in sozialen Netzwerken von der Generation Z systematisch negativ wahrgenommen werden. Über 96 Prozent der affektiven Reaktionen auf Erlegerbilder sind negativ. 73 Prozentder Befragten wünschen sich, dass solche Bilder mit einem Warnhinweis versehen werden. 69 Prozent möchten keine Erlegerbilder in sozialen Medien sehen. 67 Prozent haben Mitleid mit den abgebildeten Tieren und 57 Prozent sind der Meinung, dass Erlegerbilder das gesellschaftliche Bild der Jagd negativ beeinflussen.

Die starke Ablehnung resultiert aus grundlegenden gesellschaftlichen Wertvorstellungen und emotionalen Reaktionen auf das Töten von Tieren. Solche Bilder tragen zur Polarisierung der Debatte bei, anstatt den öffentlichen und sachlichen Dialog zu fördern.

Ein zentraler Aspekt des Vortrags während der IWA war die Frage, wie die Jagd-Community und die Outdoor-Branche gemeinsam daran arbeiten können, ihrer gemeinschaftlichen Verantwortung als nachhaltige Naturnutzer gerecht zu werden. Denn Naturnutzung bedeutet Verantwortung. Die Jagd ist eingebettet in ein hochreguliertes, von wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Interessen geprägtes System. Gleichzeitig wird der Druck auf Wildlebensräume durch Freizeitaktivitäten immer größer.
Die Outdoor- und Jagdbranche haben eine große Schnittmenge. Beide sind auf eine intakte Natur angewiesen und müssen sich der Verantwortung bewusst sein, negative Auswirkungen zu minimieren und eine Balance zwischen Schutz und Nutzung herzustellen.

Kommunikationsstrategie
Ziel sollte ihrer Meinung nach eine gemeinsame Kommunikationsstrategie sein. Anstatt die Jagd isoliert zu präsentieren, kann eine Zusammenarbeit mit der Outdoor-Branche zu mehr Akzeptanz und Verständnis beitragen. Dabei muss der Fokus auf gemeinsamen Werten und Zielen anstatt auf Partikularinteressen liegen. Naturnutzung verlangt verantwortungsvolles Handeln auf einer gemeinschaftlichen Bewusstseinsebene, stellte sie fest. Abschließend betont sie, dass Unternehmen und Marken die Zusammenarbeit mit der Jägerschaft suchen und gemeinsam Kommunikationsstrategien entwickeln sollten, um ihrer gesellschaftlichen Verantwortung (Social Responsibility) gerecht zu werden. Dazu präsentierte sie einige Handlungsempfehlungen, die sich sicherlich einfach und schnell umsetzen lassen.

Denn klar ist: Die Welt wird immer abstrakter, die Menschen suchen den Kontakt zur Natur. Jagd- und Outdoorbranche sind natürliche Verbündete und müssen sich ihrer Verantwortung im Hinblick auf den Schutz der Umwelt und Natur bewusst sein. So sollten Unternehmen und Marken aktiv den Dialog mit der Jägerschaft suchen und gemeinsam Strategien entwickeln, um nachhaltige Kommunikation zu fördern und gesellschaftliche Akzeptanz langfristig zu sichern. Mehr Infos unter: https://www.hirschundco.com/