Haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, schon die aktuellen Absatzzahlen der Automobilindustrie gelesen? Minus 24 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019. Und wahrscheinlich werden noch weniger Autos verkauft, wenn weiterhin Parkverstöße massiv geahndet werden, meint luckx – das magazin.
Knöllchenjäger
Falsch parken ist unfair. Sicherlich. Da werden Anwohnerparkplätze, Behindertenparkplätze, Radwege und vieles mehr einfach zugeparkt. Warum? Weil einfach zu wenig Parkraum vorhanden ist. Vielfach geschieht das auch aus Rücksichtslosigkeit und Bequemlichkeit. Neben PKW trifft das auch Wohnmobile und Wohnwagen. Auf der einen Seite ist insbesondere die Automobilbranche der große Arbeitgeber in Deutschland. Auf der anderen Seite werden Fahrzeugbesitzer mit ausufernden Fahrzeugpreisen, hohen Steuern, überhöhten Versicherungsprämien, Parkkosten und vielem mehr bestraft. Das sich dann viele Menschen – nicht nur aus Umweltschutzgründen – überlegen, kein Auto anzuschaffen bzw. das vorhandene abzuschaffen, ist die Konsequenz. Was das für die Beschäftigten in der Automobilbranche bedeutet: siehe oben. Und die Verbände kümmern sich um dieses Problem überhaupt nicht.
Technik, die begeistert?
Doch nun wird es noch perfider, als wir uns es überhaupt vorstellen können. Um schnellstmöglich „Parksünder“ zu überführen, wird aktuell in der Autostadt Stuttgart ein neues Überwachungssystem getestet. Das sogenannte Scan-Auto. Es ist ein ganz besonderes Überwachungsfahrzeug, das mit auf dem Dach montierten Kameras abgestellte Autos überprüft, ob diese auch die Parkgebühr bezahlt haben. Es ist der erste bundesweite Einsatz von Scan-Fahrzeugen zur Kontrolle parkender Autos. Im Umfeld der Universität Hohenheim in Stuttgart kontrolliert ein Scan-Auto seit Mitte April die sechs Parkzonen der Uni auf Falschparker und fehlende Parktickets. Ein neues Gesetz erlaubt den Einsatz der Technik in Baden-Württemberg – im Ausland ist sie bereits seit längerem im Einsatz. Im Vorbeifahren werden die Kennzeichen von parkenden Autos erfassen. Die Kennzeichen werden dann mit einer Datenbank abgeglichen. Die Kontrolle per Scan-Auto funktioniert dort, wo die Parkberechtigungen digital erfasst sind, wie es vom grünen Minister heißt. Es braucht also etwa Parkscheinautomaten, an denen Nutzerinnen und Nutzer das Kennzeichen ihres Autos eingeben müssen.
Erhöhen der Verkehrssicherheit?
Um so etwas durchführen zu können, mussten passende Argumente gefunden werden. Und schnell war die so beliebte Verkehrssicherheit im Spiel. Dabei erhofft sich das Ministerium von der Technik mehr Effizienz bei der Kontrolle parkender Autos. „Eine Person kann mit einem Scan-Fahrzeug bis zu 1.000 Fahrzeuge pro Stunde kontrollieren, während es zu Fuß nur etwa 50 Fahrzeuge sind“, teilte ein Sprecher mit. Zudem verspricht sich das Ministerium mehr Verkehrssicherheit: Würden Falschparker schneller gefunden, würden Busse, Fußgänger oder Radfahrer weniger behindert. Das wäre dann tatsächlich ein guter Ansatz. Doch was ist mit den anderen?
Und schon blitzen die Euro-Zeichen bei den Finanzverantwortlichen in den größeren Städten im Südwesten unserer Republik auf. So haben einige schon großes Interesse an der neuen Kontrollmöglichkeit signalisiert. So plant etwa Freiburg die Teilnahme an einem Pilotprojekt. Die Stadt Mannheim habe beim Verkehrsministerium Interesse als Modellstadt für die Einführung der Technik angemeldet. Und sicherlich meldet sich bald eine ganze Schar von weiteren Interessenten.
Zum Verständnis: Es ist gut, dass wir die technischen Möglichkeiten ausnutzen und weiter entwickeln, die wir haben. Und es ist gut, wenn mehr für Verkehrssicherheit getan wird. Doch Parkraumbewirtschaftung heißt nicht, Autofahrer für fehlende Parkmöglichkeiten zu bestrafen, nur weil die politischen Entscheider zu lang, zu mutlos, zu kreativlos Politik betreiben. Wer sich über die schwache Wirtschaft beklagt, muss handeln. Und zwar schnell. Nur dann geht es wieder bergauf. Dabei gilt auch: Wer Besucher für die leeren Innenstädte möchte, muss Parkraum schaffen und die Parkkosten deutlich reduzieren. Dann kommen diese schneller als gedacht zurück. Dann fließen Steuereinnahmen. Dann verringern sich die Leerstände. Dann wird eine Stadt attraktiv. Das ist die Aufgabe der Kommunalpolitik.