Auf den Urlaub wollen wir Deutschen nicht verzichten. Wir sparen sogar an vielen anderen Stellen mit unseren Ausgaben. Der Urlaub, unsere Erholung, ist uns viel wert. Das wissen auch die Reiseunternehmen und lassen die Preise ständig steigen und der Service sinkt, recherchierte luckx – das magazin.
Unzuverlässig
Vielleicht erinnern sich noch einige an die Werbung der Deutschen Bahn: „Alle reden vom Wetter – Wir fahren immer“. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Da half es auch nichts, dass während der Corona-Pandemie entlassene Flugpiloten zur Bahn wechselten. Die Pünktlichkeit hat sich seitdem nicht verbessert. Auf der anderen Seiten fliegen aber aufgrund des Piloten- und Kabinenpersonalmangels weniger Flugzeuge ab Deutschland in die Urlaubsregionen. Das freut die Fluggegner – und ärgert die Urlauber. So stiegen die Flugpreise rapide an. Ein weiter Preishebel wirkt zusätzlich: Durch die Entscheidung der vorherigen Bundesregierung wurden Luftverkehrssteuer, Flugsicherungsgebühren, Sicherheitsgebühren und Flughafengebühren drastisch erhöht und lassen zusätzlich die Preise steigen. Das führte bisher dazu, dass die Auslastung der deutschen Flughäfen weiterhin unter der des Jahres 2019 liegt. Okay, könnten wir denken, kein Problem. Der Reisemarkt hingt aufgrund der Corona-Pandemie immer noch etwas hinterher. Das ist aber nicht so. Der Reisemarkt boomt nach einer kurzen Delle und steigt jährlich auf neue Höhen. Alle anderen europäischen Flughäfen haben schon deutlich höhere Zahlen abgeliefert als die deutschen.
Reiseweltmeister
Als Reiseweltmeister wollen wir natürlich unseren Platz verteidigen. Das ist möglich. Denn unser Urlaubsanspruch ist im Vergleich zu allen anderen europäischen Bürgern hoch. Auch lässt das Einkommen der meisten Bundesbürger die Reisemöglichkeiten zu. Sicherlich aufgrund der gestiegenen Kosten wird mehr auf die Ausgaben geachtet. Doch Urlaub muss sein. Also werden Urlaubsreisen gebucht – viel früher als in den vergangenen Jahren. Frühbucherrabatte lassen grüßen. Die Nachfrage steigt, neue Hotelkontingente werden von den Reiseanbietern erschlossen und der Euro rollt – zu geringem Teil auch in die Reisedestinationen. So sind auch hohe Flugauslastungen garantiert. Trotzdem jammern die Fluggesellschaften. Warum? Sie möchten einen größeren Teil der Passagiere auch in ihren Fliegern unterbringen. Insbesondere der Billiganbieter Ryanair. Im letzten Jahr hat er angekündigt, viele Strecken von Deutschland aus einzustellen, weil, wie schon geschrieben, die Kosten zu hoch sind. Doch er merkt natürlich auch, dass ihm viele Passagiere fehlen. Und, was besonders wichtig ist, er mehr Passagiere befördern könnte, wenn er wieder vermehrt aus Deutschland fliegt. Denn trotz der Billigangebote nagt Ryanair nicht am Hungertuch, sondern verdient kräftig.
Rettung naht?
Nach Ansicht der Fluggesellschaft kollabiert Deutschlands Luftverkehrsmarkt gerade und so bieten sie die Rettung an. Wenn die neue Regierung also die Kosten drastisch senken würde, wird Ryanair massiv in Deutschland investieren: Rund 3 Mrd. $ in neue, effizientere Flugzeuge, die in Deutschland stationiert werden; über 1.000 neue Arbeitsplätze für Piloten, Kabinenpersonal und Techniker; neue Strecken in ganz Europa, um die internationale Konnektivität zu erhöhen; eine Verdopplung des Passagieraufkommens auf 34 Mio. Fluggäste pro Jahr. Hääh? Da stimmt doch irgendetwas nicht. Erst werden Strecken gestrichen und Flugzeuge sowie Personal abgezogen. Jetzt die Rolle rückwärts? Werden nun vorhandenen Flugzeuge zurückversetzt oder neue angeschafft? Falls ersteres zutrifft, dann merkt Ryanair die begannen Fehler. Doch woher soll das Flugpersonal kommen, wenn die Ausbildung zum Piloten mehrere Jahre dauert? Oder werden die Flugzeuge erst bestellt, wenn die Bundesregierung die Kosten reduziert? Wer garantiert, dass in ein paar Jahren dann diese bestellten Flugzeuge auch in Deutschland stationiert werden? Ryanairs Fluggeräte sind nur Boing-Maschinen, die aktuell wie Ladenhüter in den USA herumstehen, weil sie unzuverlässig sind. Wenn Ryanair tatsächlich am europäischen Markt interessiert wäre, würden mindestens die Hälfte der Maschinen von Airbus geliefert werden. Da sollte die Fluggesellschaft noch einmal nachdenken, was sie wirklich möchte.
Weitere Forderungen
In der letzten Zeit beklagte sich Ryanair mehrfach über das Nachtflugverbot insbesondere über den Berliner Flughafen und fordert deren Aufhebung. Mehrere Maschinen wurden wegen Flugverspätungen zu anderen Flughäfen verwiesen und die Passagiere mussten dann mit Bussen nach Berlin transportiert werden. Sicherlich, ein sehr großes Ärgernis für die Passagiere – und die Fluggesellschaft. Doch warum tritt denn so eine Verspätung ein? Das liegt entweder am Abflughafen oder an der Fluggesellschaft. Wenn schon absehbar ist, dass der Flug verspätet eintrifft, eine Landung ausgeschlossen ist: Warum starten die Maschinen dann? Es erhärtet sich der Eindruck, dass die Verspätung bewusst in Kauf genommen wird, denn sonst müsste die Gesellschaft die Übernachtungskosten bezahlen. Diese sind deutlich höher als der Bustransport. Außerdem würde eine höhere Entschädigung fällig. Und dann sind wir beim nächsten Punkt auf der Agenda der Fluggesellschaft. Hier wollen sie durch intensive Lobbyarbeit in der EU die Entschädigung deutlich reduziert wissen. Darüber hat luckx – das magazin schon berichtet: Flugverspätung und mehr.
Nun wissen wir nicht – und es interessiert uns auch nicht – wo der Eddi Wilson, CEO von Ryanair, sein Nachtquartier aufschlägt. Wir empfehlen ihm, das eingeschränkte Nachtflugverbot einmal selbst zu erfahren. Dazu bietet sich beispielsweise Düsseldorf an, wo einige Hotels direkt in der Flugschneise liegen. Wenn ihm das nicht zusagt, sollte er den Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle wählen und in Roissy-en-France ein paar Nächte verbringen. Ob er dann noch konzentriert, wie es sein Beruf erfordert, arbeiten kann, wird er danach sicherlich besser beurteilen können. Hoffentlich erkrankt er dann durch den Lärm nicht so stark, dass er arbeitsunfähig wird, wie es vielen Bewohner rund um Flughäfen ergeht.