Geht´s noch teurer?

Deutschland ist ein Autofahrerland. Statistisch gesehen hat jeder zweite Bundesbürger ein Fahrzeug vor der Tür stehen. Jedes Jahr kommen weitere Fahrzeuge dazu. Um diese zu bewegen, müssen die Nutzer eine Fahrerlaubnis vorweisen. Doch warum müssen Unterricht und Prüfungen immer teurer werden, fragt luckx – das magazin? Fortsetzung des ersten Teils.

Andere Länder, andere Prüfungen

Die Durchfallerquote treibt die Kosten für die Führerscheinaspiranten in die Höhe. Doch wie senkt man die Durchfallquoten und damit die Führerscheinkosten? Ein Aspekt ist die teils mangelnde Vorbereitung auf die Prüfung seitens der Fahrschülerinnen und -schüler. Hier können auch Lernstandskontrollen in den Fahrschulen – etwa mittels einer App – dazu beitragen, einen Lernfortschritt sicherzustellen. Ein weiterer Aspekt ist, dass die sogenannte Generation Rücksitz heute mit dem Straßenverkehr deutlich weniger konfrontiert wird als Generationen vor ihr. Dadurch, dass sie häufiger hinten im Auto chauffiert werden, anstatt zu Fuß oder mit dem Rad mit dem Verkehr und dessen Regeln interagieren, müssen sie sich nicht aktiv mit dem Verkehrsgeschehen auseinandersetzen und entwickeln dementsprechend weniger Verkehrskompetenz. In der praktischen Fahrprüfung äußert sich dies beispielsweise mit nicht vorausschauendem Verhalten oder Unaufmerksamkeit. Hierfür braucht es wieder mehr Bewusstsein, wird seitens des TÜV Verbandes auf das Verhalten von Eltern und Kindern aufmerksam gemacht.

Theoretischer Teil der Fahrprüfung

Ein weiterer Punkt, der angegangen werden muss, ist die Fragengestaltung bei der Theorieprüfung. Hier beklagen auch die Fahrschulen die teils realitätsfernen Aufgabenstellungen. Zum 01. April 2025 wurde – wie in jedem Jahr je zum 1. April und 1. Oktober – der Fragenkatalog des Theorieteils neu angepasst. Zum einen wurde er für die Klasse B von bislang 1.197 auf 1.040 Fragen reduziert. Zum anderen wurde ein vereinfachter Fragentyp in Form von Abbildungsauswahlaufgaben, bei denen mehrere Antworten ausgewählt werden können, eingeführt. Die Komplexität des Verkehrsgeschehens von heute muss sich natürlich auch in den Fragen widerspiegeln. Dennoch fordern selbst die Fahrschulen, die Tests weniger schwierig zu gestalten. Da ist ein Kompromiss gefragt, der sich an der Realität orientiert.

Steuerliche Entlastung zur Kostensenkung

Einen anderen Ansatz, um die finanzielle Belastung durch den Erwerb der Fahrerlaubnis in den Griff zu bekommen, hat die Moving International Road Safety Association vorgestellt: Um Fahrschüler zu entlasten, so die Führerscheinausbildung als haushaltsnahe Dienstleistung gemäß § 35a EStG steuerlich absetzbar sein. Dieses Modell lasse sich auf nationaler Ebene schnell umsetzen und biete eine direkte und verlässliche finanzielle Entlastung für Fahrschüler oder ihre Eltern (die Hälfte der 725 in der Moving Trendstudie 2024 befragten Fahrschüler kommen für ihren Führerschein selbst auf, bei der anderen Hälfte sind es die Eltern oder andere). Die Steuerermäßigung für nachgewiesene haushaltsnahe Dienstleistungen beträgt 20 Prozent der begünstigten Aufwendungen, maximal 4.000 Euro pro Jahr.

Als Beispiel nennt Moving eine Fahrschülerin mit einem zu versteuernden Einkommen von 18.000 Euro und einer Einkommensteuer von 1.150 Euro, die für ihren Führerschein 4.000 Euro bezahlt. Gemäß § 35a EstG könnte sie 20 Prozent dieser Aufwendungen bzw. 800 Euro direkt von der Steuerschuld abziehen, so dass sich ihre Einkommensteuer auf 350 Euro reduziert. Bestünde keine Einkommensteuerpflicht kann laut Jörg-Michael Satz, Präsident von Moving, die Begünstigung über Zahlungen aus dem Familienkreis genutzt werden.

Wohin wird die Reise gehen?

Der Fahrzeugbestand und damit auch der Verkehr haben über viele Jahrzehnte ständig zu genommen. Darauf sollten und müssen Fahranfänger vorbereitet werden. Zusätzlich wurden Autofahrer mit immer neuen Regeln und auch mit neuen Verkehrszeichen konfrontiert. Ob es auch hier eine Entfrachtung geben kann, muss dringend geprüft werden. Aber nicht erst in 10 Jahren, sondern sofort. Des Weiteren bleibt zu prüfen, ob bestimmte Sonderfahrten überhaupt sein müssen – und wenn, warum diese dann mit einem zusätzlichem Preise beaufschlagt werden. Nun könnte man ja argumentieren, bei Nachtfahren müssen auch Fahrlehrer gesondert entlohnt werden. Warum? Das ist doch deren Job und sie wissen genau, worauf sie sich bei der Wahl dieses Jobs auch einlassen. Andere Arbeitnehmer wie in der Gastronomie bekommen auch keinen besonderen Abendzuschlag oder wenn es draußen dunkel ist. Ob der Einsatz von Simulatoren, Änderungen am sogenannten Automatikführerschein oder auch steuerliche Entlastungen wie im obigen Beispiel genannt, tatsächlich hilfreich sind, darf bezweifelt werden. Warum brauchen wir einen Fragenkatalog von über 1.000 Fragen, wenn in anderen europäischen Ländern deutlich weniger zu lernen sind. Welche Vorschläge tatsächlich praktikabel wären, muss im Detail geprüft werden. Auf jeden Fall ist es notwendig, dass sich schleunigst etwas tut, denn gerade für junge Leute muss Mobilität bezahlbar sein und bleiben.

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