Herz-Kreislauf-Risiko

Es ist selbstverständlich. Unser Herzmuskel muss täglich tausende Male sich kontrahieren und Blut in den Kreislauf pumpen. Doch gar nicht selten leidet unser Herzkreislaufsystem unter Einschränkungen. Wie wir unsere Gesundheit erhalten können, hat luckx – das magazin recherchiert und setzt diese Recherche aus dem ersten Teil fort.

Zielwerte

Für eine Behandlung bei hohen LDL-C-Werten ist immer die individuelle Person, also auch ihr Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu betrachten. Ist zum Beispiel nur das LDL-C leicht erhöht? Oder liegen noch zusätzliche Herz-Kreislauf-Risikofaktoren und/oder Begleiterkrankungen – allen voran Rauchen und Bewegungsmangel sowie Diabetes mellitus und Bluthochdruck vor? Weil das LDL-C im Blut aufgrund seiner gefäßschädigenden Wirkung mit dem Risiko für Infarkte korreliert, ist eine Senkung des LDL-C durch Lebensstil und Medikamente notwendig. „Studien belegen: Je niedriger das LDL-C gesenkt werden kann, desto geringer ist die Zahl der Herzinfarkte, Schlaganfälle und Todesfälle“, erklärt Prof. Laufs. Aktuelle Therapieempfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften stimmen darin überein, dass folgende LDL-Werte anzustreben sind:

Für gesunde Menschen, mit niedrigem Risiko, ohne Risikofaktoren gilt ein LDL-Cholesterinwert unter 116 mg/dl (<3,0 mmol/l) als Zielwert. Bei hohem Herz-Kreislauf-Gesamtrisiko (z.B. Rauchen, ausgeprägter Bluthochdruck, genetisch bedingt hohe Cholesterinwerte) sollte ein LDL-Cholesterin-Zielwert unter 70 mg/dl (unter 1,8 mmol/l) angestrebt werden. Bei sehr hohem Herz-Kreislauf-Gesamtrisiko (z.B. Diabetes oder schon vorhandene Herz-Kreislauf-Erkrankung) sollte ein LDL-Zielwert unter 55 mg/dl (unter 1,4 mmol/l) angestrebt werden. „Für einen Diabetes-Patienten ist die Senkung des LDL-C mindestens genauso wichtig wie die seines Blutzuckers, weil beides gefäßschützend wirkt und das Infarktrisiko senkt“, erklärt Laufs.

Bei erhöhten LDL-C-Werten ist allein mit Lebensstilmaßnahmen nur wenig zu erreichen. Daher muss früher mit einer medikamentösen Therapie gestartet werden. „Wissenschaftlich am besten gesichert sind hierfür Statine. Die Substanzen dieser Wirkstoffgruppe zählen zu den am besten untersuchten Medikamenten“, erklärt Lipidspezialist Prof. Laufs. Sieben Wirkstoffe der Cholesterinsenker gibt es. Reicht die Statin-Dosierung, die ein Patient beschwerdefrei verträgt, für eine cholesterinsenkende Wirkung nicht aus, ist eine Kombinationstherapie ratsam. Dazu kann zum Beispiel das Präparat Ezetimib zusätzlich zum Statin gegeben werden, um bei geringerer Statindosis dennoch den LDL-C-Wert ausreichend zu reduzieren. Alternativ zu einem Statin steht auch Bempedoinsäure zur Verfügung, die ebenfalls mit Ezetimib kombiniert werden kann. Schließlich sind noch die PCSK9-Hemmer eine Option, insbesondere für Patienten, bei denen trotz einer optimalen cholesterinsenkenden Therapie mit Tabletten der LDL-C-Zielwert nicht zu erreichen ist. „Zusätzlich zu Medikamenten ist ein gesunder Lebensstil durch Rauchstopp, regelmäßige körperliche Aktivität und gesunde Ernährung ein Therapiebestandteil, weil er vor anderen Gefäßkillern wie Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht schützt“, so Laufs. Bei erhöhten Triglyzerid-Werten steht hingegen – ähnlich wie bei hohem Blutzucker und Bluthochdruck – der Lebensstil an erster Stelle, dann erst kommen Medikamente ins Spiel. Triglyzeride gehören neben Cholesterin zu den wichtigsten Blutfetten. „Anders als das LDL-C lassen sich Triglyzeridwerte sehr stark durch eine Änderung der Ernährung – vor allem eine Minderung des Alkoholkonsums – und eine Normalisierung des Gewichts sowie eine gute Blutzuckereinstellung regulieren.“

Lebensstilmaßnahmen

Der Cholesterinspiegel im Blut wird zwar in erster Linie durch die Leber reguliert und nicht durch Darm und Ernährung. Nur ein Drittel des Cholesterins nimmt der Körper über die Nahrung auf, zwei Drittel des Blutfetts stellt er über die Leber selbst her. „Dennoch spielt eine gesunde und ausgewogene Ernährung für das gesamte Risikogeschehen durch Übergewicht, hohen Blutzucker und Bluthochdruck eine bedeutende Rolle“, bestätigt der Kardiologe. Der Leipziger Herzspezialist und die Deutsche Herzstiftung empfehlen für einen gesunden Lebensstil allen voran den Verzicht auf das Rauchen, gefolgt von regelmäßiger Bewegung. Für die tägliche Bewegung von 30 bis 45 Minuten sind Ausdaueraktivitäten wie Radfahren, Laufen, flottes Spazierengehen, Joggen oder Schwimmen sehr zu empfehlen. In puncto herzgesunde Ernährung raten Herzstiftung und Kardiologen zur Mittelmeerküche. Sie ist reich an frischem Gemüse, Obst, Salaten, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten, Fisch, Nüssen, Kräutern und pflanzlichen Ölen (z.B. Olivenöl), die mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthalten. Insgesamt werden zudem nur wenige tierische Produkte genutzt.

Muskelschmerzen durch Statine

Patienten sind oft unsicher bei der Statin-Einnahme, weil Berichte zu Muskelbeschwerden mit Statinen verbreitet sind. „Nehmen Patienten Cholesterinsenker ein und es kommt zu Beschwerden, sollten sie zeitnah mit ihrem Arzt sprechen. Er kann klären, was genau die Ursache der Beschwerden ist. Denn oftmals sind gar nicht die Medikamente Auslöser“, erläutert der Leipziger Kardiologe. Daten aus großen Studien haben ergeben, dass die Statin-assoziierten Muskelschmerzen (SAMS) insgesamt selten sind. Fazit: Muskelbeschwerden sind zwar ein häufig berichtetes Symptom unter Statinen, aber wohl zumeist nicht durch Statine verursacht. Im ersten Behandlungsjahr ist bei moderat dosierten Statinen pro 100 behandelter Personen mit einem zusätzlichen Fall von Muskelbeschwerden zu rechnen, der ursächlich auf die Statintherapie zurückgeführt werden kann. Prof. Laufs rätzudem: „Auf keinen Fall sollten Betroffene eigenhändig ihr Statin absetzen oder die Dosierung reduzieren.“

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