Häusliche Pflege wird immer wichtiger

Wir werden immer älter. So ist die durchschnittliche Lebenserwartung in den letzten 60 Jahren um 12 Jahre gestiegen. Zwar werden wir aufgrund gesunder Lebensweise und medizinischer Versorgung auch immer fitter. Doch der Bedarf am Pflegekräften steigt, wie luckx – das magazin recherchierte.

Pflegebedürftig

Im Jahr 2021 waren 1.25 Millionen Menschen in Pflegeeinrichtungen beschäftigt. Der Bedarf am Pflegekräften steigt kontinuierlich. Aktuell fehlen – je nach Schätzung – 10.000 bis 100.000 Pflegekräfte. Aufgrund der Arbeitsbedingungen – insbesondere der Entlohnung – ist es schwer, entsprechendes Personal zu bekommen. So wird zunehmend versucht, Pflegekräfte aus dem EU-Ausland zu beschäftigen. Der Großteil der Deutschen wünscht sich dabei eine Pflege in gewohnter Umgebung: 2023 wurden laut Statistischem Bundesamt rund 86 Prozent der Befragten zuhause versorgt. Immer mehr Familien vertrauen dabei auf Hilfe von Betreuungskräfte aus dem EU-Ausland. Das ist aber einfacher gesagt, als getan. Denn um die Betreuungskräfte im Haushalt der pflegebedürftigen Person zu beschäftigen, muss auch eine entsprechende unterkunft vorhanden sein. Sonst klappt es nicht mit der Unterstützung im Alltag etwa beim Haushalt, Kochen und Waschen, beim An- und Ausziehen oder der Körperpflege. Dieses Beschäftigungsmodell ist auch als „Live-in-Care“ bekannt. Häufig kommt das Personal aus osteuropäischen Ländern wie Polen, Slowakei oder Bulgarien, die durch niedrigere Kosten und kurzfristige Anstellung attraktiv sein können.

Suche nach geeigneter Unterstützung

Doch wie komme ich an eine Pflegekraft? Und muss ich selbst jemanden einstellen? Hilfe bei der Vermittlung von Betreuenden aus dem Ausland bieten beispielsweise Organisationen wie die Caritas oder die Diakonie an. Alternativ gibt es online viele Vermittler-Firmen, die Kontakt zu einem Unternehmen im EU-Ausland herstellen, das Pflegepersonal entsendet. Dank Arbeitnehmer-Freizügigkeit in der EU braucht es für Pflegende aus dem EU-Ausland auch keine besondere Erlaubnis.

Als direkter Arbeitgeber wird mit der Pflegekraft ein Arbeitsvertrag abgeschlossen. Die Arbeitszeiten sowie Tätigkeiten können dann selbst festgelegt werden. Dabei sind die Vorgaben zu Mindestlohn, Arbeitszeiten und Urlaub einzuhalten. Zudem sind Sozialabgaben und Steuer abzuführen. Außerdem tragen die Arbeitgeber bei einem Arbeitsausfall das Risiko selbst. Einen wesentlich geringeren Bürokratieaufwand stellt das Beauftragen einer selbstständigen Pflegekraft dar. Oder ein Unternehmen ensendet bei ihm angestellte Pflegekraft. Das Entsende-Unternehmen ist dann für die Einhaltung der Mindeststandards des deutschen Arbeitsrechtes, wie Mindestlohn oder Urlaub, verantwortlich. Im Alltag sollten Familien aber darauf achten, dass besonders die Pausen- und Ruhezeiten auch tatsächlich eingehalten werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, wenn mit einer „24-Stunden-Betreuung“ geworben wird. Das ist mit einer einzigen Pflegekraft laut Arbeitszeitgesetz nicht zulässig!

Wer zahlt die Kosten?

Der klare Vorteil von entsandten oder selbstständigen Pflegenden: Um Sozialabgaben und Versicherung kümmert sich das Unternehmen oder der Pflegende selbst. Wichtig: Die sogenannte A1-Bescheinigung ist in beiden Fällen Pflicht. Sie dient als Nachweis darüber, dass die Pflegekraft im Heimatland sozialversichert ist.

Wer eine Betreuungskraft direkt anstellt, belaufen sich die Personalkosten auf etwa 2.800 Euro im Monat. Beim Entsende-Modell liegen sie in der Regel zwischen 2.600 und 3.500 Euro im Monat. Nicht selten kommen noch Vermittlungsgebühren dazu. Die Kosten dafür tragen zunächst die Pflegebedürftigen beziehungsweise deren Angehörige. Ob die Pflegeversicherung übernimmt oder Pflegegeld ausgezahlt wird, hängt vom Pflegegrad und der persönlichen Situation ab.

Damit Betreuungskräfte aus dem Ausland wirklich zur Entlastung der Familie beitragen, sollten die rechtlichen Vorgaben bekannt sein. Darüber müssen sich die zu Pflegenden bzw. ihre Angehörigen kümmern.