Reiselust und Finanzen

Wir Deutsche reisen gern. Nicht nur in der Heimat sind wir unterwegs. Insbesondere das Mittelmeer lädt mit Sonne, Strand und Meer zum Baden und zur Erholung ein. Doch die Erholung hatte insbesondere in diesem Jahr einen faden Beigeschmack, wie luckx – das magazin recherchierte.

Overtourism

Die Bilder in den verschiedenen Medien von Demonstrationen gegen Urlauber in Barcelona und auf Mallorca haben wir alle noch in Erinnerung. Auch das Restaurant-Gäste in Italien angegriffen wurden, bleibt als ein trauriges Bild in unseren Köpfen. Die Ursachen dieser Reaktionen sind nur mehr als verständlich: Neben den gestiegenen Löhnen und Energiekosten führt der Tourismus zu erheblichen Preissteigerungen, die bei den Einheimischen zuerst ankommt. Restaurant-Preise steigen exorbitant und Wohnungen sind für örtliche Mieter unbezahlbar geworden. Nun stellt sich die Frage, wo die Ursachen dieser Preissteigerungen liegen. Gern wird die hohe Nachfrage als Ursache benannt und mit den ausländischen Reisenden verbunden. Und wir alle wissen: Hohe Nachfrage erhöht den Preis. Die hohe Nachfrage resultiert aus den tollen Berichten von Freunden, Bekannten sowie Rezensionen im Internet als auch den Werbemaßnahmen der Destinationen. Denn jeder will ein großes Stück von den Tourismusausgaben abhaben. Und wir alle wissen: Im Urlaub geben wir meist mehr aus als wir geplant haben.

Gern wird übersehen, wer für die Preiserhöhungen verantwortlich ist. Es sind bei den Wohnungen meist die örtlichen Vermieter, die die Wohnungen nur noch für Kurzzeitvermietungen anbieten. Damit können sie in kurzer Zeit ein Mehrfaches der sonst üblichen Miete erzielen. Bei den Restaurants und anderen touristischen Angeboten werden ebenfalls die Touristen als Ursache ausgemacht. Doch aufgepasst: Auch hier werden die falschen Verdächtigen in Haft genommen. Denn die Preise machen nicht die Touristen.

… und Abzocke

Doch nicht nur die Preiserhöhungen am Gardasee sorgen für Unmut bei den Gästen. Wer aufmerksam im Urlaub unterwegs ist, entdeckt die Auswirkungen. So wurden in diesen Sommer die beliebten Jeep- Safaris in Griechenland nicht mehr täglich durchgeführt, sondern nur noch ein- bis zweimal pro Woche. Ein herber Umsatz- und Einkommensverlust. Und bei einem Besuch in einem von uns üblicherweise gern besuchten Restaurant im Norden Griechenlands stellten wir beim Bezahlen eine Preiserhöhung vom Sommer zum Herbst 2025 von 50 Prozent fest. Deshalb verwunderte es uns danach auch nicht, dass der Laden im Vergleich zu früher leer war. Das sind nur einige Ergebnisse unserer eigenen Recherche.

Urlaubsverhalten

Generell haben diese benannten örtlichen Situationen auch Auswirkungen auf das generelle Verbraucherverhalten. Und jeder macht solche oder ähnliche Erfahrungen, wie wir sie beschrieben haben. So ist zu beobachten, dass sich das Urlaubsverhalten der Verbraucher in Deutschland, Österreich und der Schweiz verändert – und mit ihm der konsumbezogene Umgang mit Ferien. Das eröffnet nicht nur Reise- und Touristikunternehmen neue Chancen, aber auch erhebliche Risiken. Wir berichteten schon darüber, dass Hotels auf Kreta in der Hauptreisezeit geringere Auslastungen von Minus 50 bis 80 Prozent hatten. Das führte dazu, dass kurzfristig sehr günstige Flüge von Kreta nach Deutschland zur Verfügung standen.

Trotzdem ist die Faszination für Auslandsreisen weiterhin groß – besonders bei Verbrauchergruppen in Österreich und der Schweiz. Laut YouGov-Daten planen jeweils 52 % der Befragten aus beiden Ländern Ferien im Ausland. In Deutschland fällt dieser Anteil mit 39 % deutlich zurückhaltender aus. Dieser Wert ist aber laut Untersuchungsergebnissen von Forschung und Reisen eV. (FUR) seit Jahrzehnten konstant. So sprechen Ferien im Heimatland 31 Prozent der Österreicher, 28 Prozent der Schweizer und 34 Prozent der Deutschen an. Ein erheblicher Teil plant sogar, den Urlaub ganz zu Hause zu verbringen: 27 % in Österreich, 26 % in der Schweiz und 35 % in Deutschland – der höchste Wert im Vergleich. Diese Zahlen zeigen: Die Sehnsucht nach fernen Ländern lebt weiter. Doch gleichzeitig entwickelt sich in der DACH-Region – insbesondere in Deutschland – ein robuster Markt für lokalen Tourismus und erdverbundene Erholung im eigenen Zuhause.

In anderen Reisemärkten lassen sich differenzierte Erscheinungen beobachten. So ist beispielsweise das Reiseverhalten der Türken stark von der wirtschaftlichen Situation geprägt. Die hohe Inflation zwingt türkische Urlaub weg vom heimischen Herd nach Griechenland. Insbesondere im nordöstlichen Teil von Hellas verbringen viele türkische Staatsbürger ihren Urlaub. Dort ist der internationale Tourismus eher unterrepräsentiert und die Preisentwicklung ist eher moderat. Dadurch wird für Türken diese Reisegebiet zu einer günstigen Urlaubsregion.

Reiselust

Ungeachtet aller Unwägbarkeiten: Die Reiselust ist ungebrochen – viele möchten nach der Pandemie noch immer Versäumtes nachholen. Doch die Urlaubsplanung hat sich verändert: Bezahlbare Ziele wie die Türkei, Ägypten oder Südostasien bleiben attraktiv, gleichzeitig führen finanzielle Überlegungen dazu, dass viele die Vorzüge des eigenen Zuhauses oder nahegelegene Alternativen wiederentdecken. Für diejenigen, die sich bewusst gegen eine Reise entscheiden, spielen finanzielle Gründe die größte Rolle. Laut der YouGov-Studie sind „finanzielle Einschränkungen“ der Hauptgrund, auf Ferien zu verzichten:

Österreich: 46 % der Daheimbleibenden nennen finanzielle Gründe.

Schweiz: Mit 55 % liegt dieser Anteil am höchsten innerhalb der DACH-Region.

Deutschland: 52 % geben Budgetbeschränkungen als ausschlaggebend an.

Weitere genannte Gründe sind gesundheitliche Bedenken (AT: 15 %, CH: 20 %, DE: 22 %) sowie – in geringerem Maße – familiäre Verpflichtungen oder ein grundsätzliches Desinteresse am Reisen in der aktuellen Situation.

Wenn Verbraucher aus der DACH-Region ins Ausland reisen, zeigt sich ein deutliches Muster: Die Mehrheit möchte kulinarisch in die lokale Kultur eintauchen, statt gewohnte Produkte von zu Hause mitzunehmen. Nur 11 % geben an, den Großteil der Lebensmittel selbst mitzubringen. 26 % packen gezielt ein paar ausgewählte Produkte ein – etwa Gewürze oder Snacks. Doch fast zwei Drittel (64 %) kaufen Speisen und Getränke lieber direkt vor Ort. Das unterstreicht eine weit verbreitete Offenheit für lokale Geschmäcker – ein prägendes Merkmal der Urlaubshaltung in der DACH-Region.

Zwar zeigen deutsche Urlauber eine etwas stärkere Tendenz, bestimmte Lebensmittel von zu Hause mitzunehmen, doch auch hier dominiert der Wunsch, vor Ort lokale Produkte zu konsumieren. Für regionale Anbieter von Lebensmitteln und Getränken eröffnen sich dadurch gezielte Chancen – insbesondere, wenn sie auf Authentizität und Qualität setzen.

Urlaubsgefühle – ganz ohne Kofferpacken

Die YouGov-Daten zeigen auch, wie Verbraucher in der DACH-Region ein Urlaubsgefühl zuhause schaffen – sei es im Rahmen einer bewussten „Staycation“ oder einfach durch gezielte Alltagsfluchten. Diese Entwicklungen unterstreichen die wachsende Bedeutung des eigenen Zuhauses als Rückzugsort für Erholung, Genuss und Qualität. Gleichzeitig bleibt die Neugier auf lokale Erlebnisse stark – sei es im eigenen Garten, auf dem Balkon oder bei kleinen Ausflügen in der Region. Der Blick auf das Urlaubsverhalten in Österreich, der Schweiz und Deutschland im Jahr 2025 zeigt eine Region, die zwischen Reisesehnsucht und pragmatischen Entscheidungen balanciert. Der Wunsch nach Auslandserlebnissen ist besonders in Österreich und der Schweiz ausgeprägt. Gleichzeitig führen wirtschaftliche Rahmenbedingungen dazu, dass viele Verbraucher verstärkt Inlandsziele erkunden oder bewusst auf Erholung zuhause setzen. Über alle drei Länder hinweg sind finanzielle Gründe der häufigste Anlass, auf eine Reise zu verzichten – ein klarer Hinweis auf eine anhaltende Preis- und Budget-Sensibilität. Doch auch bei Reisen ins Ausland steht die Wertschätzung lokaler Erlebnisse, insbesondere im kulinarischen Bereich, im Vordergrund. Wer zuhause bleibt, schafft sich gezielt besondere Momente – mit Grillabenden, persönlichen Hobbys oder der bewussten Gestaltung des eigenen Umfelds.