Die meisten Schulen, Kindergärten und Universitäten haben schon viele Jahrzehnte auf dem Buckel. Aufgrund der intensiven Belastung dieser Gebäude ist dann mehr zu tun, als etwas Farbe an die Wand zu bringen, meint luckx – das magazin uns setzt den ersten Beitrag fort.
Nachhaltig sanieren
„Ein frischer Anstrich oder eine neue Fassade reichen nicht“, sagt Thomas Köhler, Spezialist für Bildungsbauten bei Drees & Sommer. „Wer nachhaltig sanieren will, muss tief in die Bausubstanz eingreifen.“ Denn energetische Maßnahmen allein können Schadstoffe wie Asbest, PCB oder Schimmel nicht beheben. Neben den baulichen Mängeln klagen Lehrkräfte und Schulleitungen außerdem zunehmend über räumliche Missstände: Zu kleine Klassenzimmer, fehlende Differenzierungsräume und unzureichende Flächen für moderne, teamorientierte Lernkonzepte erschweren den Schulalltag. Die alten Schulgebäude sind häufig noch auf Halbtagsschulbetrieb ausgelegt, während die Schulen heute vielfach Ganztagsangebote und individuelle Förderungen anbieten müssen. Der bisher im Schulbau verwendete Planungswert von zwei Quadratmetern pro Schülerin oder Schüler sei angesichts neuer pädagogischer und organisatorischer Anforderungen schlicht zu gering.
Fahrplan gegen den Sanierungsstau
„Um den Sanierungsstau an deutschen Schulen zu lösen, braucht es koordinierte Maßnahmen und eine Art Sanierungsfahrplan“, ist sich Thomas Köhler sicher. Ein solcher Fahrplan müsse auf Basis klarer Prioritäten regional gedacht werden und dürfe nicht an den Grenzen einzelner Kommunen enden. Die Grundlage dafür bildet ein strategisches Liegenschaftsmanagement, das die verschiedenen Bildungseinrichtungen großflächig systematisch erfasst, den baulichen und funktionalen Bedarf analysiert und klare Prioritäten setzt. Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt sich seit ein paar Jahren in Köln. Bereits 2017 beauftragte die Domstadt das auf Bau, Immobilien und Infrastruktur spezialisierte Beratungsunternehmen Drees & Sommer mit der Sanierung, Erweiterung und dem Neubau von mehreren Schulbauprojekten. Sieben Maßnahmen, welche mit der Unterstützung des Beratungsunternehmens gesteuert wurden, konnten bis 2023 termingerecht und erfolgreich abgeschlossen werden. Der Erfolg führte zu einer erneuten Vergabe an Drees & Sommer in Form von einem weiteren Teil des zweiten Schulbau-Maßnahmenpakets in Köln. Für die insgesamt 22 Schulbauprojekte in Köln etablierte die Stadt ein Multiprojektmanagement, das sich schnell als Erfolgsmodell herausgestellt hat. „Wir planen dabei nicht jedes Bauvorhaben einzeln, sondern koordinieren alle 22 Projekte gemeinsam und im Verbund“, erklärt Teamleiterin Anja Könings, die das Projekt bei Drees & Sommer verantwortet. „Dadurch schaffen wir Synergien, sparen Zeit und Ressourcen und beschleunigen die Umsetzung deutlich“, sagt die Expertin.
Leistungsumfang
Zu den Leistungen, die im Multiprojektmanagement des Schulbauprogramms erbracht werden, gehört neben der unterstützenden Projektleitung und -steuerung auch das BIM-Qualitätsmanagement. BIM, kurz für Building Information Modeling, ist eine digitale Planungsmethode, bei der alle Informationen zu einem Bauprojekt in einem digitalen 3D-Modell zusammengeführt werden. Dadurch können Planer, Bauherren und Fachleute aller Disziplinen gleichzeitig auf aktuelle Daten zugreifen, Konflikte frühzeitig erkennen und Abläufe effizient koordinieren. Im Projekt in Köln koordiniert ein interdisziplinäres Team aus rund zwanzig Expertinnen und Experten das Gesamtprojekt mithilfe dieses digitalen Tools.
Eine weitere Besonderheit des Multiprojektmanagements ist die Vergabe durch Drees & Sommer an General- und Totalunternehmer. „Dadurch vermeiden wir Aufwand für Einzelausschreibungen“, sagt Könings. Stattdessen erfolgt die Umsetzung aus einer Hand, was das Projekt beschleunigt und gleichzeitig Risiken minimiert. Die Projektleiterin sieht auch standortübergreifende Vorteile: „Wir nutzen Synergien zwischen den verschiedenen Teilprojekten, was hauptsächlich bei der Wiederverwendung von Planungselementen, der Abstimmung von Bauzeiten oder der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen zum Einsatz kommt. Dasselbe machen wir auch innerhalb unseres Teams. Wir haben Expertinnen und Experten mit pädagogischem, soziologischem und baufachlichem Know-how. Dadurch können wir die Schulen nicht nur baulich fit machen, sondern die Anforderungen moderner Lernwelten bereits im Planungsprozess berücksichtigen“, so Könings.
Ein Gedanke zu „Ein frischer Anstrich reicht nicht“
Kommentare sind geschlossen.