Naturnah

Nicht erst seit der Corona-Pandemie zieht es Menschen immer mehr nach draußen. In der Natur sein ist angesagt. Doch für jeden bedeutet es etwas anderes. Reisen, Outdoor-Abenteuer, spazieren durch den Park, im Garten arbeiten oder über Wiesen und durch Wälder wandern. Welche Rolle dabei der Wald für uns spielt, hat luckx – das magazin recherchiert.

Unser Wald

Ob laufend, wandernd oder im Wald baden: Menschen genießen den Duft und die Ruhe, die unser Wald ausströmt. Zum Glück für die Genießer haben wir viel Wald. Dieser leidet zwar unter dem Klimawandel, falscher Bewirtschaftung und Schädlingen. Doch für junge Erwachsene unter 30 Jahren (U30) steht vor allem der Erhalt der Artenvielfalt im Fokus, wenn sie nach ihrer Sicht auf den Wald gefragt werden. Das ergab eine deutschlandweite Umfrage mit 1001 Teilnehmenden. Erholung und Freizeit spielen ebenfalls eine große Rolle. Deutlich weniger Bedeutung schreiben die Befragten den Aspekten „Schaffung von Arbeitsplätzen“ und „Einkommen für Waldbesitzende“ zu. Die Nutzung von Holz für Produkte rangiert eher im Mittelfeld.

Die Nutzung von Wald in Deutschland bewegt sich bereits länger im Spannungsfeld einer intensiven gesellschaftlichen Debatte zur richtigen Balance zwischen Produktionsanforderungen bzw. der Bereitstellung der Rohstoffes Holz und dem Bedürfnis nach Nutzungsverzicht zugunsten des Umweltschutzes. Wie sehr junge Menschen im Wald vorrangig den Erhalt natürlicher Leistungen des Ökosystems sehen, belegt diese Umfrage im Auftrag von Forest Stewardship Council (FSC) Deutschland. Die Studie macht gleichzeitig deutlich, wie wichtig es für Forstbetriebe, Politik und Waldbesitzende ist, offener über Waldbewirtschaftung und die richtige nachhaltige Nutzung von Wald zu kommunizieren und hier nicht an veralteten Narrativen festzuhalten. Eine stärkere Berücksichtigung von Naturschutz, die Einbindung unterschiedlicher Interessen und mehr Transparenz im Wirtschaftswald können dabei der Schlüssel sein.

Waldbewirtschaftung

Die Folgen forstlicher Entscheidungen zeigen sich häufig erst in der nächsten oder sogar übernächsten Generation – angefangen bei jener Generation der heute jungen Erwachsenen oder Jugendlichen. Wie lauten ihre Ansprüche und Zielvorstellungen in Bezug auf Wald?

Nicht nur die Aktionen von Fridays for Future, sondern auch die Berichte deutscher Umweltorganisationen über ein stark zugenommenes Interesse junger Menschen an ihrer Arbeit, sind Ausdruck einer gesteigerten Wahrnehmung für Umwelt- und Klimaschutz in jüngeren Bevölkerungsgruppen. Dieser Trend spiegelt sich auch in Ergebnissen der Umfrage wider: Jugendlichen und jungen Erwachsenen aller Altersklassen liegen Artenvielfalt und Kohlenstoffdioxidumwandlung im Wald sehr am Herzen. Es zeigt sich, dass Artenvielfalt (bzw. dessen Erhalt) von 90 % der Befragten als wichtige bis sehr wichtige Waldfunktion bewertet wird. Im Verhältnis deutlich weniger Bedeutung werden hingegen der Schaffung von Arbeitsplätzen (56 %) sowie dem Einkommen für Waldbesitzende (30 %) mit Blick auf Waldfunktionen zugemessen. Nur knapp mehr als die Hälfte der Befragten (53 %) halten die Holznutzung aus dem Wald für wichtig bis sehr wichtig. Die Wertigkeit einer Nutzung von Holzprodukten, z.B. auch zur Bindung von CO2, findet offensichtlich wenig Berücksichtigung im Vergleich zu Naturschutzwerten.

Wirtschaftsfaktor Wald

Beim Wirtschaftsfaktor Wald/Holz zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen ländlichen Regionen und urbanem Raum. U30-Jährige aus Regionen mit weniger als 5.000 Einwohnern bewerten das Einkommen für Waldbesitzende mit 62 % als „eher wichtig“ bis „sehr wichtig“, während in den Metropolregionen, d.h. in Regionen mit mehr als 500.000 Einwohnern, nur 37 % hier eine bedeutende Rolle des Waldes sehen. Mit Ausnahme der Stadt-Land Differenzen scheint das Stimmungsbild der jungen Gesellschaft einheitlich zu sein: In ihren Augen spielt der Wald primär eine Rolle für den Klima- und Umweltschutz sowie zum Erhalt der Artenvielfalt und nur sekundär für wirtschaftliche Funktionen oder die Rohstofferzeugung.

Dieses Stimmungsbild spiegelt sich auch in den Erwartungen der Befragten an die Waldbewirtschaftung wider. Gefragt nach den Änderungswünschen im Umgang mit deutschen Wäldern, fordert die Generation U30 auch hier klar die Förderung der Artenvielfalt, Kohlenstoffbindung sowie Wasserspeicherung (91 %). Als eine geeignete Maßnahme wurden hierfür besonders öffentliche Förderprogramme gutgeheißen (83 %), die den wirklich nachhaltig wirtschaftenden Forstbetrieben unter die Arme greifen sollen. Der Wunsch, Holzeinschlag zu steigern, findet in der jungen Generation nur wenige Anhänger. Zwar zeigt sich hier ein Unterschied zwischen jungen Erwachsenen aus ländlichen Regionen mit bis unter 5.000 Einwohnern, von denen 20 % einen höheren Holzeinschlag befürworten, während die Altersgenossen in urbanen Regionen dies nur zu 14 % gut heißen – einer Nutzungsintensivierung im Wald erteilt die junge Generation damit jedoch eine klare Absage. Ordnungspolitische Eingriffe in die Forstwirtschaft durch strengere Gesetze sahen Studienteilnehmende aus Ballungsräumen (ab 500.000 Einwohnern) mit 71 % viel häufiger als probates Mittel, um Waldbewirtschaftung zu verändern, als junge Menschen auf dem Land mit 53 %. Beim Blick auf die Altersunterschiede innerhalb der Generation, zeigt sich in der Altersgruppe 27 bis 29 Jahren ein größeres Interesse an der Förderung von Artenvielfalt, Kohlenstoffbindung und Wasserspeicherung (97 %) angeben, als bei jener im Alter von 16 bis 17 Jahren (85 %). Fortsetzung hier.

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