Immer mehr Bundesbürger versuchen ihre Energieversorgung selbst in die Hand zu nehmen. Das ist auch verständlich, weil die Stadtwerke als Nahversorger zwar Energie immer liefern können, aber ihren Kunden das Geld aus der Tasche ziehen. Denn 50 Cent pro Kilowattstunde Strom steht im keinem Verhältnis zur aktuellen Stromversorgung, wie luckx – das magazin recherchierte.
Strompreise
Wenn wir einen Blick auf die Strompreisentwicklung der vergangenen Jahre werfen, so ist der aktuelle Strompreis bei 29,6 Cent pro kWh. Damit ist er günstiger als 2021. Trotzdem zocken viele Stadtwerke ihre Kunden mit 50 Cent ab, weil die Bundesregierung den Preis reduziert. Übrigens: Beim Gaspreis ist eine ähnliche Entwicklung abzusehen. Mit 8,7 Cent/kWh ist der Gaspreis so niedrig wie seit langem nicht mehr. Doch zurück zur eigenen Stromerzeugung.
Photovoltaik-Anlagen und Speichersysteme erleben in Deutschland derzeit einen regelrechten Boom. Damit gehen jedoch auch vermehrt Zwischenfälle einher, darunter Brände. Der Sachverständigenverband BVS e.V. aus Berlin rückt nun die Sicherheit von Photovoltaik-Anlagen in den Fokus der Verbraucher. Er deckt die potenziellen Brandgefahren im Zusammenhang mit Photovoltaik-Anlagen sowie deren Batteriespeichern auf und gibt Sicherheitstipps.
Photovoltaik-Ausbau
Im Jahr 2022 verzeichnete Deutschland enorme Zuwächse beim Photovoltaik-Ausbau. Mit durchschnittlich 2025 Sonnenstunden deutschlandweit erreichte der Sonnenschein laut Deutschem Wetterdienst ein Rekordniveau. Über 370.000 neue PV-Anlagen wurden installiert, was die Gesamtzahl in Deutschland auf über 2,5 Millionen ansteigen ließ, so das Statistische Bundesamt. Viele dieser Anlagen nutzen Batteriespeichersysteme mit Lithium-Ionen-Akkus, um während der Sonneneinstrahlung erzeugte Elektroenergie zu speichern und beispielsweise für den nächtlichen Betrieb von Haustechnik bereitzustellen. Mitverantwortlich für den Solar-Boom sind die so genannten „Balkonkraftwerke“, die häufig von Laien selbst installiert und betrieben werden. Diese Anlagen werden teilweise mit integrierten Heim-Batteriespeichern ausgerüstet, bei denen sich Brände zuletzt häuften.
„Photovoltaik-Anlagen und Energiespeicher, die Lithium-Ionen-Akkus verwenden, sind wichtig für erneuerbare Energien und den Klimaschutz. Jedoch bergen diese Anlagen auch Brandrisiken“, betont Dipl.-Ing. Eckart Wiesenhütter, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Technik und Betrieb von Photovoltaik-Anlagen. Häufigste Brandursachen im Zusammenhang mit Photovoltaik-Anlagen sind laut Wiesenhütter fehlerhafte Installationen, Schäden an Kabelanlagen im Gleichstrombereich oder defekte elektrische Komponenten in den Speichersystemen.
Risiko durch Brandgefahr
„Beschädigte Kabel können zu Lichtbögen führen, diese funkenähnlichen Entladungen von Elektrizität können wiederum Brände auslösen. Daher ist es wichtig, dass die Kabel, die von den Solarpanels zu den Wechselrichtern führen, sicher und fachgerecht verlegt werden. Abhängig von der Umgebung, zum Beispiel in landwirtschaftlichen Gebäuden, müssen zudem spezielle Maßnahmen ergriffen werden, etwa um die Kabel vor Nagetieren zu schützen“, erklärt Wiesenhütter. Stark überhitzte Lithium-Ionen-Akkus, die nicht nur bei Photovoltaik-Anlagen eingesetzt werden, sondern auch in anderen Speichersystemen wie in E-Fahrzeugen, Laptops oder Smartphones enthalten sind, können aufgrund ihrer hohen Energiedichte zu schwer löschbaren Bränden führen. „Obwohl die Speichersysteme stetig verbessert werden, sind solche Schäden zum aktuellen Stand der Technik noch nicht vollständig zu vermeiden, wie die sich zuletzt häufenden Zwischenfälle zeigen“, so Wiesenhütter.
Für mehr Brandsicherheit bei Photovoltaik-Anlagen und ihren Speichersystem empfiehlt PV-Experte Wiesenhütter: „Neu installierte Anlagen sollten möglichst von qualifizierten Sachverständigen begutachtet werden, um mögliche Mängel und Risiken frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Um das Brandrisiko zu verringern, sind auch regelmäßige Inspektionen und Zertifizierungen hilfreich. Speichersysteme sollten zudem so in Gebäude integriert werden, dass ein Brand die Baustruktur möglichst wenig gefährdet. Die Zusammenarbeit mit Bauplanern und Architekten ist hier entscheidend, um den baulichen Brandschutz bei Neubau-Projekten mit PV-Anlage und Speicher zu optimieren. Für schnelles und sicheres Eingreifen der Feuerwehr sind die klare Dokumentationen der Anlagen und die Zugänglichkeit von Anlagenteilen wie Speichern von großer Bedeutung.
Brände nie selbst löschen
Wenig bekannt ist zudem, dass bei Bränden von Energiespeichern auf Basis von Lithium-Ionen-Akkus herkömmliche Löschmethoden, wie z.B. der Einsatz von Wasser, gefährlich ist. „Brände von PV-Anlagen und Speichersystemen zu löschen, ist eine Aufgabe für ausgebildete Fachleute. Die Feuerwehr hat hierfür spezielles Personal und Ausrüstung. Eigenmächtige Löschversuche können zu ernsthaften Verletzungen oder weiteren Schäden führen und sollten daher niemals unternommen werden“, warnt Sachverständiger Wiesenhütter.