Leben wir auf zu großem Fuß? So scheint es jedenfalls zu sein, was die Emissionsbelastungen unserer Umwelt angeht. Doch was ist zu viel, was ist angemessen und ist etwa die Umweltbelastung reversibel? Luckx – das magazin sucht nach Antworten.
Ressourcenverbrauch
Den persönlichen Ressourcenverbrauch bestimmen und seine Wirkung für Umwelt und Klima einordnen – dafür kann die Berechnung des eigenen CO2-Fußabdrucks sinnvoll sein. Er gibt an, wie viele Treibhausgas-Emissionen eine Person durch ihren Lebensstil in einem bestimmten Zeitraum verursacht. Dabei werden verschiedene Lebensbereiche wie Wohnen, Mobilität, Ernährung und Konsumverhalten berücksichtigt. Derzeit kennen nur 22 Prozent der Bundesbürger ihren persönlichen CO2-Fußabdruck. Das hat eine repräsentative Ipsos-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.000 Personen ab 16 Jahren ergeben. Demnach setzen sich jüngere Personen häufiger mit ihrer CO2-Bilanz auseinander als ältere: Am höchsten ist der Anteil mit 35 Prozent unter den 30- bis 39-Jährigen, am niedrigsten in der Generation 60 Plus mit nur 13 Prozent. Etwas höher als im Durchschnitt ist der Anteil der Informierten in Großstädten oder bei Befragten mit hohen Bildungsabschlüssen (je 27 Prozent). „Den eigenen CO2-Fußabdruck zu kennen, ist ein wichtiger erster Schritt, um den selbst verursachten CO2-Ausstoß zu reduzieren“, sagt Juliane Petrich, Referentin für Politik und Nachhaltigkeit beim TÜV-Verband. „Alle können mit ihrem individuellen Lebensstil und ihrem Konsumverhalten einen kleinen Beitrag für den Umwelt- und Klimaschutz leisten.“ So genannte CO2– oder Klimarechner helfen dabei, die Ergebnisse einzuordnen und Einsparmöglichkeiten zu identifizieren. Vergleichsmaßstab ist dabei zum Beispiel der durchschnittliche CO2 -Fußabdruck eines Haushalts oder einer Person in Deutschland.
CO2-Rechner
Im Internet gibt es eine Vielzahl von CO2-Rechnern verschiedener Anbieter, darunter Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen wie das Umweltbundesamt (UBA). Das UBA bietet einen CO2-Schnellcheck, die Berechnung einer detaillierten CO2-Bilanz sowie die Erstellung eines persönlichen Zukunftsszenarios an. All diese Angebote des UBAs sind auf einer Internetseite zusammengefasst und intuitiv zu bedienen. Ähnlich wie bei einer Umfrage müssen die Fragen durch Anklicken eines Kästchens oder durch Tastatureingabe beantwortet werden. Das Ergebnis wird zur besseren Einordnung mit dem Bundesdurchschnitt verglichen. Zusätzlich gibt das UBA hilfreiche Alltagstipps, um den eignen CO2-Fußabdruck zu verringern. Das Ergebnis des CO2-Rechners wird in Form von CO2-Bilanz -Äquivalenten in Tonnen pro Jahr (t CO2e) angegeben. Petrich: „Neben Kohlenstoffdioxid sind Methan und Lachgas weitere Treibhausgase, die Wärme in der Erdatmosphäre halten und in die Berechnung des CO2-Fußabdrucks einfließen. Der Einfachheit halber wird die Menge der Treibhausgase bei der Messung in die entsprechende Menge CO2 umgerechnet, die im betrachteten Zeitraum die gleiche Erderwärmung verursacht. Das Ergebnis sind CO2-Äquivalente.“
Strom- und Energieverbrauch
Um sich einen ersten Überblick über den eigenen CO2-Verbrauch zu verschaffen, eignet sich der Schnellcheck des Umweltbundesamts. Dieser liefert in weniger als fünf Minuten ein erstes Ergebnis. „Für Verbraucher, die es genauer wissen möchten, bietet der CO2-Bilanz-Rechner des UBAs eine bessere Orientierung“, sagt Petrich. Zur Eingabe sollten Verbraucher etwas mehr Zeit einplanen (ca. 30 Minuten) und einige Informationen bereithalten:
Wohnen: Informationen zu Haustyp, Baujahr, Wohnfläche, Art der Heizung sowie zum Energieverbrauch
Strom: Informationen zu Strombezug und -verbrauch
Mobilität: Angaben zum eigenen Fahrzeug, Fahrleistung mit dem Auto, Fahrgemeinschaften, dem Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Flug- und Schiffsreisen
Ernährung: Angaben zu Fleisch-, Wurst- und Fischkonsum sowie zum Konsum von Milchprodukten und zum Kaufverhalten bei Lebensmitteln
Sonstiger Konsum: Angaben zum Einkommen und Kaufverhalten
Verbraucher, die ihre genauen Verbrauchsangaben nicht parat haben, können sich ihren Verbrauch vom Rechner schätzen lassen.
Ergebnis und Ziele
Nach Angaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) liegt der durchschnittliche CO2-Fußabdruck pro Kopf in Deutschland bei 10,5 t CO2e pro Jahr. Knapp ein Drittel davon wird durch privaten Konsum (z. B. Elektronikgeräte, Kleidung, Freizeitaktivitäten) verbraucht. 19 Prozent entfallen auf das Wohnen, 21 Prozent auf die Mobilität, 17 Prozent auf die Ernährung und 11 Prozent auf die öffentliche Infrastruktur. Das Schlusslicht bildet die Stromversorgung mit 5 Prozent der durchschnittlichen CO2-Bilanz. Die Zahlen zeigen: Um das Klimaziel von weniger als einer Tonne CO2e pro Person zu erreichen, muss das Konsumverhalten deutlich eingeschränkt werden. Laut der „TÜV Sustainability Studie 2023“ halten mehr als zwei Drittel der Bundesbürger Verzicht im Bereich des privaten Konsums für besonders notwendig für einen besseren Klimaschutz (67 Prozent).
„Nachhaltiger Konsum scheitert beim Einkauf oft aus mehreren Gründen. Neben höheren Preisen für umweltfreundliche Produkte fehlt es den Verbrauchern häufig an Informationen, um eine fundierte Kaufentscheidung treffen zu können“, sagt Petrich.