Mehr als Hobbythek

Den älteren Leserinnen und Lesern von luckx – das magazin sind die Hobbythek-Sendungen sicherlich noch gut in Erinnerung. In den dritten TV-Programmen ausgestrahlt, gaben sie den Zuschauern viele Tipps und Anregungen. Nun meldet sich der damalige Redakteur der Sendung Jean Pütz mit einem Beitrag zur Energiewende, wie luckx – das magazin recherchierte.

Methanol als Weltenergieträger

Grünes Methanol ist am besten geeignet, fossile Brennstoffe als Weltenergieträger abzulösen. Dies ist eine Kernthese des neuen Buches „Wohlstand und Wirtschaftswachstum ohne Reue“ des legendären TV-Wissenschaftsjournalisten Jean Pütz. Damit das gelingt, sollte die Methanolproduktion in sonnenreichen Gegenden rund um den Äquator stattfinden. Die für die Herstellung notwendige Solarenergie steht dort nämlich in Hülle und Fülle zur Verfügung. Da Methanol bei Normaltemperatur flüssig ist, könnte der Transport über die heute schon bestehende Infrastruktur erfolgen, die derzeit für Öl genutzt wird: Pipelines, Tankschiffe und Tanklaster bis hin zur Bereitstellung an der Tankstelle in Form von E-Fuels. Wie das Produktionsverfahren funktionieren und die weltweite Verteilung erfolgen kann, wird im neuen Buch genau beschrieben.

Wüsten und brachliegende Flächen, auf denen Solarpanels und Methanolanlagen im großen Stil errichtet werden könnten, gibt es auf der Erde mehr als genug, hat Jean Pütz recherchiert. Die Anlagen könnten weitgehend autark arbeiten, weil die Elektrizität durch Photovoltaik vor Ort erzeugt und der für die Methanolproduktion notwendige Wasserstoff überall auf der Welt aus der Luft gewonnen werden kann. Der Clou: Bei diesem Prozess wird der Luft Kohlendioxid (CO2) entzogen, so dass die globale Methanolwirtschaft klimaneutral funktionieren würde.

Transformation der Weltwirtschaft

Aufgezeigt wird ein Weg zur Transformation der Weltwirtschaft zu regenerativer Energie. Kernaussage ist, dass die Umstellung auf regenerative Energieträger im Weltmaßstab nur gelingen wird, wenn diese kostengünstiger sind als fossile Brennstoffe. Genau dies soll bei grünem Methanol der Fall sein. Einen wesentlichen Vorteil der Methanolwirtschaft sieht Pütz darin, dass Fertigungsbetriebe mit wenig Aufwand von fossiler auf erneuerbare Energie umsteigen könnten, ohne dass dadurch höhere Kosten anfielen. Damit versteht er seinen Vorschlag auch als eine Maßnahme gegen die drohende Deindustrialisierung Deutschlands durch die Abwanderung energieintensiver Industrien. In dem Buch erteilt der Autor der Wasserstoffstrategie der Bundesregierung eine klare Absage. Der auch „Knallgas“ genannte Wasserstoff sei viel zu gefährlich; die dadurch für den Transport notwendigen Sicherheitsvorkehrungen würden ihn derart verteuern, dass er wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig zu fossilen Brennstoffen ist, rechnet er vor. Auch andere in der Wissenschaft und der Energiepolitik diskutierte Energieträger wie beispielsweise Ammoniak nimmt er unter die Lupe.

E-Fuels besser als E-Autos

Ein eigenes Kapitel hat Jean Pütz den synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) gewidmet, die im Grunde nichts anderes als grünes Methanol sind. Statt die eine Milliarde Autos, die rund um die Erde mit einem Verbrennungsmotor unterwegs sind, durch batterieschwere E-Autos zu ersetzen, sei es klima- und umweltfreundlicher sowie sozialverträglicher, die bestehende Fahrzeugflotte mit E-Fuels zu betanken. Das Konzept der E-Autos, Elektrizität in schweren Batterien zu speichern und diese permanent mit zu transportieren, hält Pütz für grundlegend falsch. Die Energiespeicherung in Batterien sei aufgrund physikalischer Grundsätze besonders ineffizient: So ist die Energiedichte bei grünem Methanol etwa acht- bis zehnmal höher als bei der Stromspeicherung in Batterien.

Der Autor beschreibt in seinem Buch das Prinzip eines sogenannten Hyperhybrid-Fahrzeugs, das zwar wie ein E-Auto von einem Elektromotor angetrieben wird, die Energie dafür aber nicht aus schweren Batterien, sondern aus einem äußerst kompakten Verbrennungsmotor bezieht. Wird dieser mit E-Fuels betankt, fährt der Wagen CO2-neutral. Das im Buch dargestellte Konzept verbindet die Vorteile des Elektromotors und des Verbrenners: rasche Beschleunigung, leise surrendes Fahrgeräusch und schnelles Tanken statt zeitaufwändigem Laden.

Jean Pütz beschreibt in seinem neuen Werk, wie er dieses Konzept schon vor Jahren der deutschen Automobilindustrie vorgeschlagen hat. Aufgenommen hat es bislang keiner der Autohersteller. Jean Pütz sagt: „Angesichts dieser schon recht weit gediehenen Entwicklung ist es erstaunlich, dass mit Stand 2023 das reine Elektroauto à la Tesla als alleiniger Weg zur Klimarettung auf dem Automobilsektor geradezu gepriesen wird. Das spricht weder für die Weitsicht der deutschen Politik noch für die früher so kreative Innovationskraft der deutschen Autoindustrie.“