Oh, ist das schon wieder so ein langweiliges Thema! Im Alter leben! Wir von luckx – das magazin wissen, dass dieses Thema für die meisten unserer Leserinnen und Leser Lichtjahre weit entfernt ist. Doch wir wissen leider auch, dass die meisten unserer Leser wenig mit Finanzierungen und dem drumherum in Berührung gekommen sind. Deshalb . . .
Altersvorsorge
So mancher Leser hat sicherlich noch die Worte von Eltern oder älteren Freunden und Verwandten im Ohr: „Hättet ihr auf mich gehört!“ Gemeint ist die Vorsorge fürs Alter. Mit Immobilien, Aktien, Sparprogrammen und vielem mehr lässt sich schon in jungen Jahren ein ordentlicher Kapitalstock aufbauen. Doch da standen meist Party, Autos, Reisen auf dem Programm. Da blieb nichts übrig für ein bisschen Kapital. Denn die Zeiten sind vorbei, als Norbert Blüm erklärte: „Die Rente ist sicher!“ Wer sich die letzten beiden Jahre der Bundespolitik anschaut, wird das so nicht mehr uneingeschränkt bestätigen können. Jedenfalls nicht mehr in dem Umfang früherer Jahre wird die Rente das Leben im alter sichern können. Und neben dem Aufbau eines Kapitalstock kann auch die Berufsunfähigkeit versichert werden. Doch das ist eine ganz individuelle Entscheidung. So sollte immer die Leistungen verglichen werden. Manchmal sind andere Maßnahmen deutlich effektiver. Hier einige Fakten zu dieser Versicherungsmöglichkeit.
Leistungen der Berufsunfähigkeitsversicherung
80 Prozent aller Anträge auf eine Berufsunfähigkeitsrente werden bewilligt. Das hat eine Umfrage unter den Versicherungsunternehmen ergeben. Lehnen Versicherer einen Leistungsantrag ab, hat das vielfältige Ursachen. In den meisten Fällen kann die versicherte Person noch zu mindestens 50 Prozent ihrem zuletzt ausgeübten Beruf nachgehen. Im Jahr 2021 war dies in knapp der Hälfte aller Ablehnungen der Grund. Weitere 14 Prozent der Antragsstellenden hatte im Laufe des Verfahrens nicht mehr auf die Ansprache des Versicherers reagiert – etwa weil es ihnen gesundheitlich wieder besser ging. Eine Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht war in 11 Prozent der Ablehnungen die Ursache. Das ist beispielsweise der Fall, wenn eine versicherte Person berufsunfähig wird, aber eine Vorerkrankung bei Abschluss des Vertrages nicht angegeben hat.
Vor Gericht landen übrigens nur wenige Fälle, 2021 waren es gerade einmal 2,2 Prozent. Hiervon sind 60 Prozent der Verfahren mit einem Vergleich beendet worden, in zehn Prozent der Fälle hat ein Gericht dem Versicherungskunden Recht gegeben. In einem Viertel der Fälle (25 Prozent) hat das Gericht die Entscheidung des Versicherers bestätigt.
Gutachten nützen den Versicherten
Versicherer prüfen die Anträge auf Berufsunfähigkeit beinahe ausschließlich anhand der vorhandenen Unterlagen. Wichtig sind hier vor allem ärztliche Atteste. In nur vier Prozent der Fälle hatten die Unternehmen 2021 zusätzlich ein neutrales Gutachten für die Leistungsprüfung erstellen lassen. Vor allem bei komplexen Fällen kann eine fachärztliche Beurteilung erforderlich sein. Die gute Nachricht für Versicherte: Mit 57 Prozent entscheidet der Versicherer nach einem Gutachten zumeist positiv für die Versicherten. Anschließend erfolgt die Auszahlung der vereinbarten Leistung.
Dauer und Prüfung der Unterlagen
Im Mittel lagen 2021 zwischen Antragsstellung und Entscheidung des Versicherers 96 Tage. Die meiste Zeit verstreicht durch das Einholen medizinischer Beurteilungen. Zudem brauchen auch die Antragstellenden Zeit, alle erforderlichen Unterlagen zur Verfügung zu stellen. Liegen alle Unterlagen vor, benötigen die BU-Versicherer für die Entscheidung im Schnitt neun Tage.
Jeder Vierte wird berufsunfähig
Die Wahrscheinlichkeit, berufsunfähig zu werden, ist sehr hoch. Für privat abgesicherte Personen liegt sie im Schnitt bei 25 Prozent. Statistisch gesehen wird damit jeder Vierte im Laufe des Arbeitslebens mindestens einmal berufsunfähig. Das ergab eine Analyse von Daten zur Berufsunfähigkeitsversicherung der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) 2018. Dabei ist das Risiko unabhängig vom ausgeübten Beruf. Ein vermeintlich gefahrloser Bürojob schützt nicht vor Berufsunfähigkeit. Können Betroffene ihrer bisher ausgeübten Tätigkeit nicht mehr nachgehen, geraten sie möglicherweise schnell in finanzielle Nöte. Eine Versicherung bietet Schutz. Darüber hinaus haben Erwerbstätige, die vor dem 2. Januar 1961 geboren wurden, im Falle einer Berufsunfähigkeit noch Anspruch auf eine vergleichsweise umfassende gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Für später Geborene sind die Voraussetzungen der gesetzlichen Rentenversicherung weitaus schwieriger. Nur wer weniger als sechs Stunden am Tag einer Beschäftigung nachgehen kann, erhält eine gesetzliche Absicherung. Die volle Erwerbsminderungsrente bekommt nur, wer weniger als drei Stunden am Tag arbeiten kann. Und die beträgt in der Regel weniger als ein Drittel des letzten Bruttogehalts.
Psychische Erkrankungen
Knapp 30 Prozent aller Fälle waren im Jahr 2021 auf psychische Leiden zurückzuführen. Hierzu zählen zum Beispiel Burn-out oder Depressionen. Diese Leiden nehmen unter den Berufsunfähigkeitsursachen seit Jahren zu. Schwere Unfälle waren in acht Prozent der Fälle für eine Berufsunfähigkeit verantwortlich. Erkrankungen am Bewegungsapparat, wie Rückenleiden, Arthrose oder auch Gelenkprobleme, machen 19 Prozent aller Fälle aus. Krebs war ebenfalls mit 19 Prozent Anlass für eine Berufsunfähigkeitsrente.
Abschluss einer BU-Versicherung
Zahlen aus 2021 verdeutlichen, dass Berufsunfähigkeits-Versicherer die Mehrheit an Anträgen nach der Gesundheitsprüfung bewilligen. Und das meist ohne Zuschläge oder Leistungsausschlüsse. Nur in drei Prozent der Fälle wird ein Zuschlag auf die Prämie erhoben. Etwas häufiger, in elf Prozent der Fälle, schließt der Versicherer bestimmte Leistungsfälle von der Leistungspflicht aus. Typisches Beispiel ist hier eine chronische Vorerkrankung. Wird ein Leistungsausschluss vereinbart, sind alle anderen Berufsunfähigkeitsrisiken dennoch von der Versicherung abgedeckt. Drei Prozent der Anträge werden nicht weiter verfolgt, weil sich die Interessierten während des Verfahrens nicht zurückmelden. Lediglich drei Prozent aller Anträge auf Versicherungsschutz mussten die Unternehmen ablehnen. Häufigster Grund: Ein zu hohes oder nicht kalkulierbares Risiko.
Eine Versicherung in jungen Jahren kann sich lohnen. Schüler, Azubis und Studierende leiden selten unter Vorerkrankungen, die ansonsten zu einem Prämienaufschlag oder gar Ausschluss führen. Durch die Einstufung in einen günstigen Tarif ist der Beitrag für junge Menschen niedriger. Zudem gibt es in der Regel keine neue Gesundheitsprüfung beim Eintritt in das Berufsleben oder bei einem Berufswechsel. Dies gilt auch, wenn die versicherte Rente bei bestimmten Anlässen erhöht wird, z. B. der Geburt eines Kindes oder dem Bau eines Hauses. Somit rentiert es sich diese Versicherung bereits während der Ausbildungszeit. Höhere Beiträge können so vermieden werden. Im Jahr 2021 haben neu Versicherte ihre Berufsunfähigkeitsversicherung im Schnitt mit knapp unter 29 Jahren abgeschlossen. Die versicherte Gesamtrente umfasste rund 13.700 Euro bei Hauptversicherungen. Das ist ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. 2020 betrug die Berufsunfähigkeitsrente ungefähr 13.200 Euro.
Zur Statistik
Die Angaben zur Leistungs- und Annahmequote sowie zur Bearbeitungsdauer basieren auf einer Umfrage unter den Versicherungsunternehmen. Die Angaben zur Beauftragung von Gutachten haben Unternehmen mit 73 Prozent Marktanteil beantwortet. Unternehmen mit 37 Prozent Marktanteil haben Angaben zu den Gründen für Berufsunfähigkeit, der Rentenhöhe sowie dem durchschnittlichen Abschlussalter gemacht. Den Angaben zur Prozessquote liegen 78 Prozent des gesamten Bestands an Berufsunfähigkeits- und Erwerbsunfähigkeitsversicherungsverträgen zugrunde.