Okay, ein bisschen übertrieben scheint diese Überschrift zu sein. Doch wer zu den Ursprüngen der Brennstoffzellentechnologie vordringen möchte, schaut einige Jahrze4hnte zurück in die Raumfahrtechnologie. Denn dort wurde zuerst die Wasserstoff-Brennstoffzelle eingesetzt, wie luckx – das magazin recherchierte.
Brennstoffzellentechnik
Alternative Energie- und Antriebssysteme sind für die deutschen Automobilbauer kein Neuland. Schon seit vielen Jahrzehnten forschen sie. Einer dieser Wissenschaftler ist Prof. Dr. Mohrdieck, der seit 2003 die Forschung im Bereich alternativer Energie- und Antriebssysteme leitet und ist ausgewiesener Fachmann für Brennstoffzellentechnologie ist. Die Karriere von Prof. Dr. Mohrdieck umfasst über drei Jahrzehnte Elektrochemie und Materialentwicklung. So stieg er direkt nach dem Physik-Studium in die Forschung ein und arbeitet seitdem an Antriebstechnologien für klimaneutrale Mobilität. Seit zwei Jahren ist der Honorarprofessor der Universitäten Ulm und Wien außerdem auch CCO des ambitionierten Brennstoffzellenherstellers cellcentric.
Hohe Effizienz, niedriger Verbrauch
Prof. Dr. Mohrdiecks Arbeit ist ein entscheidender Beitrag zur Umsetzung emissionsfreier Mobilität. Als einer der ersten deutschen Führungskräfte bei DaimlerChrysler forschte er in Detroit zu Lithium-Batterien bevor er, durch Zufall wie er sagt, 1999 begann sich konkret mit dem Thema Wasserstoff zu beschäftigen. Seitdem hat die Entwicklung in Deutschland große Fortschritte gemacht. Der Daimler Gen H2 Truck hat dieses Jahr eine Distanz von 1047 km mit nur einer einzigen Tankfüllung zurückgelegt. „Das liegt natürlich auch an der hohen Effizienz und dem niedrigen Verbrauch unseres Brennstoffzellensystems“, freut sich Prof. Dr. Mohrdieck. Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antriebe seien vor allem sinnvoll, wenn die betreffenden Fahrzeuge täglich einen hohen Energiebedarf haben und schnell wieder aufgetankt werden müssten, also z.B. im Langstreckentransport, wo schwere Fahrzeuge große Distanzen überbrücken. Technisch ist der Antrieb bereits absolut funktional und serienreif realisierbar, es müssten nun zügig eine Betankungsinfrastruktur und adäquate Stückzahlen an Fahrzeugen kommen. Die EU-Vorgaben zur CO2-Reduktion seien nur mit entsprechenden Größenordnungen emissionsfreier Fahrzeuge auf den Straßen umsetzbar. Das Thema Kosten sei entscheidend für die Marktreife klimaneutraler Antriebstechnologien.
Kostenfaktor entscheidend
Das Projekt cellcentric ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Daimler Truck und Volvo. Dazu Prof. Dr. Mohrdieck: „Es ist wichtig, dass die beiden größten Truckhersteller Europas sich für das Thema Brennstoffzelle zusammengeschlossen haben.“ So könnten Stückzahlen erreicht werden, die tatsächlich ein für Kunden akzeptables Kostenniveau bedeuten würden. Jedoch könnten mangelnde Tankmöglichkeiten zu Zögerlichkeiten der Kundschaft bei der Anschaffung führen. „Die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff ist in der Tat eine große Herausforderung. Heute gibt es noch nicht genügend Wasserstoff, um große Fahrzeugflotten zu versorgen.“ Europa müsse importieren, selbst wenn regenerative Energien zukünftig ihren Höchststand erreichen würden.
Dabei sei Deutschland ein hervorragender Standort, man habe langjährige Erfahrung im Bereich Wasserstoff und Brennstoffzelle, eine Technologie, die vor über 30 Jahren ursprünglich aus der Raumfahrt ins Fahrzeug kam. Politische und behördliche Prozesse müssten sich deutlich beschleunigen, damit man nicht im globalen Wettbewerb zurückfalle. Wasserstoff sei ein Kraftstoff von hoher Qualität, müsse aber nicht teuer sein. Entsprechende Größenordnungen bei der Herstellung könnten attraktive Kosten ermöglichen. Hier sei eine Kooperation zwischen Fahrzeugherstellern und Tankstellenbetreibern zu begrüßen, um einen koordinierten Hochlauf von Wasserstoff-Tankstellen und -fahrzeugflotten zu realisieren. Weniger Einengung bei der Förderung wäre insgesamt sinnvoll, um sich bei der Umsetzung von Vorgaben nach vorn bewegen zu können.