Zufriedenheit ist das beste Motivationsmittel. Doch wie gelingt es Arbeitgebern ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Unternehmen und die unternehmerischen Ziele zu begeistern. Luckx – das magazin hat recherchiert.
Am Anfang war alles gut
Als sich die neuen Mitarbeiter fürs Unternehmen beworben haben, war der Start in den neuen Job sicherlich von hoher Begeisterung geprägt. Sicherlich, der einer oder die andere hat „aus Not“ begonnen. Doch insgesamt lief es wahrscheinlich rund. Wie nun aus der aktuellen Studie „Arbeiten 2023″ der Pronova BKK hervorgeht, herrscht hohe Unzufriedenheit in der Berufswelt. Arbeitnehmer haben in den letzten zwölf Monaten häufig mit Konflikten und Frustration am Arbeitsplatz zu kämpfen. 47 Prozent arbeiten mit anderen zusammen, die gedanklich schon bei einem neuen Job sind (innere Kündigung) oder waren selbst bereits an diesem Punkt angelangt. 45 Prozent machen Dienst nach Vorschrift (Quiet Quitting) oder haben es bei einer Kollegin oder einem Kollegen beobachtet. Gefragt nach dem eigenen Handeln, sagen 22 Prozent von sich, im vergangenen Jahr innerlich gekündigt zu haben. 15 Prozent wollten keine Extra-Arbeit leisten.
Hauptauslöser für Phänomene wie innere Kündigung oder Quiet Quitting sind nach Ansicht der Befragten vor allem Überlastung (70 Prozent), zu geringe Bezahlung (69 Prozent), fehlende Wertschätzung und belastende Arbeitszeiten (jeweils 68 Prozent). Darauf reagieren sie nicht nur mit Dienst nach Vorschrift. Mehr als jeder Dritte sendet etwa aus Frust viele Bewerbungen an andere Arbeitgeber (Rage Applying) oder erlebt, dass Kollegen dies tun. Wirtschaftspsychologin und Resilienz-Trainerin Patrizia Thamm ordnet die Ergebnisse ein: „Erschreckend viele Arbeitnehmer sind unzufrieden im Job. Dies belastet nicht nur die Mitarbeitenden, sondern bremst auch den Unternehmenserfolg aus. Personalkosten werden verschwendet und das vorhandene Potenzial der Mitarbeitenden bleibt ungenutzt. Im Gespräch mit den Führungskräften besteht hingegen die Chance, den Mitarbeitenden mit anderen Aufgaben zu betrauen oder durch andere Arbeitsbedingungen, die Motivation wieder zu erhöhen, sodass dieser wieder eine neue Perspektive für sich erkennt.“
Innerliche Kündigung
Dass beruflich unzufriedene Menschen weniger engagiert sind und innerlich auf Distanz gehen, ist ein generationsübergreifendes Phänomen. Junge Arbeitnehmer unter 30 Jahren (Generation Z) zeigen allerdings eine höhere Neigung zur inneren Kündigung (29 Prozent vs. 22 Prozent gesamt), zum Quiet Quitting (19 Prozent vs. 15 Prozent gesamt) und zu Rage Applying (18 Prozent vs. 13 Prozent gesamt). Auch Ghosting wird von den 18- bis 29-Jährigen häufiger als von allen Befragten praktiziert: 15 Prozent der Generation Z haben 2023 potenzielle Arbeitgeber geghostet – gegenüber 10 Prozent der Gesamtheit. Zudem hat die Generation Z tendenziell auch mehr Verständnis für solche Phänomene als Arbeitnehmer insgesamt. Während knapp die Hälfte (49 Prozent) kein Verständnis für innere Kündigung, Quiet Quitting, Rage Applying und Ghosting hat, sind es bei den unter 30-Jährigen lediglich 39 Prozent, die ein solches Verhalten nicht nachvollziehen können. Unabhängig davon, ob Beschäftigte bisweilen Verständnis füreinander aufbringen: Selbst, wenn nur eine Person hochunzufrieden ist, kann dies die Arbeitsatmosphäre beeinträchtigen. Dabei fiel auf, je stärker Mitarbeitende das Gefühl haben, Teamkollegen ziehen sich zurück und es werde kaum noch produktiv gearbeitet, umso größer ist das Risiko, dass sie Frust aufbauen, demotiviert sind und schließlich auch resignieren. Dies kann das gesamte Teamklima schädigen.
Fluktuation
In Zeiten des Fachkräftemangels sollte sich kein Unternehmen unzufriedene Mitarbeitende leisten. Im Gegenteil, es kommt verstärkt darauf an, talentierte junge Fachkräfte zu binden. Das fällt Arbeitgebern laut aktueller Studie aber schwer. Jüngere Beschäftigte haben 2023 häufiger (36 Prozent) aus eigenem Antrieb gekündigt beziehungsweise den Job gewechselt als im Vorjahr – ein Anstieg von sieben Prozentpunkten. Hauptgründe für den Jobwechsel sind nach Aussage der jungen Befragten schlechtes Arbeitsklima (36 Prozent) und fehlende Wertschätzung (35 Prozent), noch vor geringer Bezahlung (34 Prozent).
Arbeitnehmer kündigen dann, wenn das Tätigkeitsprofil, die Arbeitsbedingungen und die Werte beim aktuellen Arbeitgeber gar nicht mehr passen und unveränderbar scheinen. Dann erscheint es richtig, den Job zu wechseln. Gleichzeitig sollte man offen sein gegenüber internen Verbesserungspotenzialen. Für Unternehmen ist die Etablierung einer gesunden Work-Life-Balance, gute Weiterentwicklungsmöglichkeiten, Struktur und Sicherheit aber auch selbstbestimmte Arbeitszeiten entscheidend. Wenn der Job insgesamt sinnhaft für die junge Generation erscheint und gut dem eigenen Leben angepasst werden kann, wird der Arbeitgeber attraktiv. Deshalb sollten Unternehmen eine moderne, integrative Kultur pflegen, dem Bedürfnis nach Sinn, Perspektive und Zugehörigkeit authentisch nachkommen und die Stärkung der psychischen Gesundheit als Priorität behandeln. Dann werden sie auch in Zukunft für die junge Generation attraktiv sein.
Die Ergebnisse dieser repräsentativen Studie „Arbeiten 2023″ der Pronova BKK wurde im November 2023 aus insgesamt 1.204 Arbeitnehmerbefragungen (ab 18 Jahre) repräsentativ online erhoben.